Ein neuer Bahnchef muss her. Die Zeit drängt, denn es warten viele Herausforderungen. Kandidaten gibt es einige – gibt es womöglich sogar zum ersten Mal eine Bahnchefin?

Einer der lukrativsten, aber auch anspruchsvollsten Managerposten in Deutschland ist frei. Richard Lutz muss seinen Platz als Bahnchef räumen, der 61-Jährige arbeitet nur noch geschäftsführend weiter, bis ein Nachfolger gefunden ist. Den hatte Verkehrsminister Patrick Schnieder nämlich noch nicht parat, als er die Trennung von Lutz nach acht Jahren verkündete.

Wer entscheidet über den neuen Bahnchef?

Die Deutsche Bahn ist zwar eine Aktiengesellschaft, befindet sich aber zu hundert Prozent im Staatsbesitz. Zuständig ist das Bundesverkehrsministerium. Der Nachfolger von Richard Lutz wird deshalb auch dort ausgesucht und bestimmt werden. Hat man auf politischer Ebene einen neuen Vorstandsvorsitzenden gefunden, wird dieser vom Aufsichtsrat der Bahn offiziell bestätigt. Dies gilt aber lediglich als Formsache.

Gehalt und Boni So viel verdiente Richard Lutz als Bahnchef

Bis wann soll ein Nachfolger feststehen?

Solange die Nachfolge von Richard Lutz nicht geregelt ist, herrscht bei der Bahn ein Führungsvakuum. Dabei war der Wechsel an der Spitze durchaus absehbar, ist die Neuaufstellung des Bahnvorstands doch im Koalitionsvertrag verankert. Verkehrsminister Schnieder steht also unter Zugzwang und hat sich selbst den 22. September als Deadline gesetzt. An diesem Tag möchte der CDU-Politiker ohnehin eine neue Strategie für das Bahnsystem vorstellen.

Was muss der Bahnchef können?

Vieles, denn die Herausforderungen sind mannigfaltig. "Wir brauchen als Vorstandsvorsitzenden einen Macher mit echten Managerqualitäten, der den komplexen Herausforderungen bei der DB gewachsen ist", sagte Verkehrsstaatssekretär Ulrich Lange (CSU) der "Augsburger Allgemeinen". Wichtigster Punkt dürfte die Pünktlichkeit und – eng damit verbunden – die Kundenzufriedenheit sein. Im Jahr 2024 fuhren die Fernzüge der Bahn so unpünktlich wie seit 21 Jahren nicht mehr. Verkehrsminister Schnieder nannte in seinem Statement am Donnerstag die Lage "dramatisch" und formulierte die Erwartungshaltung: "Die Bahn muss pünktlich, sicher und sauber sein."

Gesucht: Neuer Bahnchef Vorstandsvorsitzender (w/m/d) Deutsche Bahn – will wer diesen Job?

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Zudem gilt es, die marode Infrastruktur wieder auf Vordermann zu bringen. Rund 40 besonders belastete Strecken sollen bis 2036 einer Generalsanierung unterzogen werden. Staatssekretär Lange spricht von einem "Jahrzehnt der Sanierung". Außerdem steht die Bahn wirtschaftlich nicht gut da, schreibt seit Jahren rote Zahlen. Auch hier soll der neue Bahnchef Geschick zeigen – das alles natürlich im Zusammenspiel mit der Politik.

Wer sind die Kandidaten?

Laut einem Bericht des "Handelsblatts" hat das Verkehrsministerium einen Headhunter engagiert, um geeignete Kandidaten zu finden. Bisher kursieren einige Namen. Möglich wäre eine interne Lösung, zum Beispiel mit Evelyn Palla, aktuell Chefin der DB Regio, oder Sigrid Nikutta, Vorständin der Güterverkehrssparte DB Cargo. Eine Bahnchefin gab es bisher noch nie.

Wer folgt bei der Deutschen Bahn auf Richard Lutz?

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Die Naheliegende
Name: Evelyn Palla
Alter: 52 Jahre
Bisheriger Job: Vorstand Regionalverkehr der Deutschen Bahn AG
Was für sie spricht: Palla bringt Erfahrung von der Unternehmensberatung McKinsey und von den Österreichischen Bundesbahnen mit, bei denen es besser läuft als bei der Deutschen Bahn. Sie ist außerdem vertraut mit der Bahnstruktur
Was gegen sie spricht: Sie ist politisch schlecht vernetzt © Andreas Arnold / Picture Alliance
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Immer wieder genannt werden auch die Namen von Kurzzeit-Finanzminister Jörg Kukies (SPD), Ex-Telekom-Chef René Obermann oder Michael Peter, Chef von Siemens Mobility. Der Fahrgastverband Pro Bahn hat sich bereits festgelegt und setzt sich für die derzeitige Geschäftsführerin des Hamburger Verkehrsverbunds HVV, Anna-Theresa Korbutt, ein. Korbutt zeigte sich zumindest nicht abgeneigt.

Abzuwarten bleibt, welcher Kandidat oder Kandidatin den Zuschlag bekommt – und wer sich den Job überhaupt antun will.

Quellen: "Augsburger Allgemeine", "Spiegel", "Handelsblatt", Nachrichtenagentur DPA

epp

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