Autohändler in Deutschland schauen pessimistisch in die Zukunft. Das zeigt eine Umfrage des Zentralverbands des Kfz-Gewerbes (ZDK), die WELT AM SONNTAG vorab vorliegt. Demnach rechnen 41 Prozent der Händler mit einem schwächeren Geschäft im zweiten Halbjahr und nur 20 Prozent mit einer Verbesserung.
Dabei gilt bereits die aktuelle Lage als schwierig. Die Umfrage zeigt auch, dass die offiziellen Zulassungszahlen die Situation der Branche aus Sicht der Unternehmer nicht adäquat abbilden.
„Die wachsende Zahl an Neuzulassungen von batterieelektrischen Fahrzeugen täuscht über die Realität im Handel hinweg“, kritisiert ZDK-Präsident Thomas Peckruhn. „Was statistisch als Erfolg erscheint, ist in der Realität häufig das Ergebnis von Eigenzulassungen durch Hersteller und Händler, Flottengeschäften oder taktischen Maßnahmen – nicht aber von echten Kundennachfragen im Handel.“
Firmenwagen treiben Zulassungszahlen an
Autohersteller lassen Fahrzeuge beispielsweise tageweise zu, um sie anschließend mit Rabatten als Gebrauchtwagen zu verkaufen. Das gilt auch für den Erfolg von Newcomern wie dem chinesischen Konzern BYD. Im ersten Quartal dieses Jahres waren lediglich zwölf Prozent der BYD-Neuzulassungen auf Privatkäufer zugelassen worden. Ein Großteil ging offenbar in Firmenflotten.
Trotz Erfolgsmeldungen in der Zulassungsstatistik sehen die Händler daher kein Anziehen des Geschäfts mit reinen Elektroautos – ganz im Gegenteil: 64 Prozent der befragten 478 Betriebe verzeichnen aktuell schlechtere Verkäufe von E-Autos an Privatkunden. 58 Prozent von ihnen sehen diese Entwicklung auch bei gewerblichen Käufern.
Das passt zu den Halbjahreszahlen der deutschen Autohersteller, die deutliche Umsatzrückgänge verzeichneten. Als Ursachen gelten die Verunsicherung der Kunden bei Elektroautos, anstehende Modellwechsel und die konjunkturelle Unsicherheit.
ZDK-Präsident Peckruhn verweist in diesem Zusammenhang auf die amtliche Zulassungsstatistik. Demnach haben Hersteller und Handel im ersten Halbjahr 2025 Eigenzulassungen batterieelektrischer Autos gegenüber den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 mehr als verdoppelt – auf 65.401 Fahrzeuge. Die Zahl privater E-Auto-Neuzulassungen sank derweil um neun Prozent auf 82.294 Fahrzeuge.
Absatzkrise bei E-Autos
Das zeigt, dass viele Elektroautos nur noch mit erheblichen Rabatten verkauft werden. So nähern sich laut Marktstudien die real gezahlten Preise für E-Autos denjenigen der traditionell deutlich günstigeren Verbrenner an.
Die schwachen Zahlen beim Handel seien „ein klares Warnsignal“, warnt Verbandsvertreter Peckruhn. „Die Politik nimmt diese Absatzkrise nicht wahr, weil sie nur auf die Entwicklung der amtlichen Zulassungszahlen schaut.“
Die Händler fordern nun neue Anreize für Privatkäufer. Ganz oben auf der Wunschliste steht dabei ein billiger Preis für Ladestrom. So gilt als ein Treiber des E-Auto-Erfolgs in China, dass Strom dort deutlich günstiger ist als in Europa.
31 Prozent der Betriebe fordern diese Senkung. Ein Viertel pocht zudem auf einen schnelleren Ausbau des Ladenetzes. Wenig Anklang finden hingegen eine staatliche Kaufprämie (13 Prozent) oder Social Leasing nach französischem Vorbild (vier Prozent).
„Die aktuellen Maßnahmen der Koalition sind unzureichend und einseitig nur auf hochpreisige E-Dienstwagen ausgerichtet“, kritisiert Peckruhn. Der ZDK-Präsident verweist darauf, die Branche sei etwa durch Ausbildung für E-Mobilität in Vorleistung gegangen.
„Um die CO₂-Flottenziele bis 2035 zu erreichen, bräuchten wir bereits jetzt rund 100.000 zusätzliche Neuzulassungen von batterieelektrischen Autos für einen Marktanteil von etwa einem Viertel.“ Doch ein Umschwung zum E-Auto bleibt bislang aus: Die Bestellungen von Benzin- und Dieselautos liegen laut der Umfrage des Verbands seit Jahresbeginn stabil.
Christoph Kapalschinski ist Wirtschaftsredakteur. Er berichtet über die Auto-Branche.
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