Große Uhren haben sich inzwischen durchgesetzt. Wo früher alles möglichst flach sein musste, gibt es heute eine große Toleranz. Und so ist auch unser Testmodell der Huawei Watch 5 aus Titan erst einmal ein Statement, 1,5 Zentimeter dick und mit seinem Armband mehr als 80 Gramm schwer. Doch das gilt nur für die Variante mit einem Display-Durchmesser von 46 Millimeter. Wer es etwas kleiner und leichter mag, kann zur 42-Millimeter-Uhr greifen. Die Funktionen sind bei beiden Modellen gleich.
Zwar wählt Huawei mit seiner runden Uhr ein klassisches Design, aber mit einem gewölbten Glas sieht sie trotzdem modern aus. Der Hersteller will sein Gerät als Flaggschiff-Smartwatch verstanden wissen. Auf den ersten Blick ist sie das auch: wasserdicht und geeignet für Einsätze in bis zu 40 Meter Tiefe, 4,5 Tage Batterielaufzeit und viel Technik, darunter ein Beschleunigungssensor, Gyroskop, Kompass, Barometer, Umgebungslichtsensor, Temperatursensor sowie ein Tiefensensor.
Und doch fehlen wichtige Funktionen, die man bei einer Oberklasse-Smartwatch nicht mehr missen will. So verzichtet die Huawei Watch 5 auf einen Sprachassistenten, der gerade auf Geräten mit so einem kleinen Display wirklich hilfreich wäre. Außerdem finden Nutzer von Android-Smartphones die für die Uhr notwendige Huawei-Health-App nicht im Play Store von Google. Man muss sie von der Huawei-Website herunterladen. Das ist mit dem QR-Code auf der Verpackung zwar kein Hexenwerk, aber trotzdem umständlich. iPhone-Nutzer haben es da besser.
Unglücklich finden wir auch die fehlende Bezahlfunktion. Technisch wäre das kein Problem, denn die Uhr verfügt über die NFC-Technologie zum drahtlosen Übertragen von Daten. Aber die Funktion lässt sich – zumindest in Deutschland – schlichtweg nicht einrichten. Wer das versucht, bekommt eine Fehlermeldung: „Die aktuelle tragbare Version unterstützt diesen Dienst nicht.“ Allerdings auf Englisch. Der Grund all dieser Lücken sind die US-Sanktionen gegen Huawei. Aber dem Nutzer hilft das natürlich nicht.
Zum Glück hat Huawei fast alles richtig gemacht, was sich ums Tracking dreht. Wir haben die Uhr intensiv beim Sport getestet: Rudern, Krafttraining, Spinning, Wandern – überall misst die Uhr zuverlässig die Herzfrequenz und gibt über die App aufschlussreiche und übersichtliche Statistiken aus. Wir haben hier nur eine Schwäche gefunden: Sie hat Schwierigkeiten, die 25-Meter-Bahnen beim Schwimmen richtig zu zählen. In unserem Fall mogelte sie zu den 120 erledigten Bahnen regelmäßig sieben bis zehn weitere hinzu. Bei 50-Meter-Bahnen gibt es merkwürdigerweise kein Verzählen. Im Unterschied zu vielen anderen Smartwatches ist diese Uhr aber in der Lage, den Puls auch im Wasser zuverlässig zu erfassen.
Huawei trackt aber nicht nur 112 unterschiedliche Sportarten, sondern auch jede Menge Gesundheitsdaten, darunter auch den Schlaf, was aber inzwischen zu einem Standard-Feature von Smartwatches geworden ist. Die Uhr beobachtet also den Gesundheitszustand des Nutzers. Sollte beispielsweise die Sauerstoffsättigung im Blut im Wachzustand unter einen bestimmten Wert fallen, gibt es einen Alarm.
Etwas Besonderes hat sich der Hersteller mit seinem X-Tap-Sensor auf der rechten Seite unter der Krone einfallen lassen. Hier können Nutzer ihren Zeigefinger auflegen. Nach drei Sekunden startet dann ein umfassender Gesundheitscheck, der 60 Sekunden dauert. Der Vorteil beim Messen an der Fingerspitze: Hier ist die Gefäßverteilung dichter und die Haut dünner. Zudem stört keine Behaarung, die auch am Handgelenk immer wieder Schwierigkeiten machen kann.
Am Ende steht ein Gesundheitsbericht, den Huawei Health Glance nennt, mit Informationen über die Herzfrequenz, Herzfrequenzvariabilität, EKG, Blutsauerstoffsättigung, Hauttemperatur, Arteriensteifigkeit und Stresslevel. Sogar die Atemwege werden überprüft, indem der Nutzer aufgefordert wird, einige Male zu Husten.
Über das Mikrofon soll die Uhr dann feststellen können, ob alles in Ordnung ist. Alle Daten werden anschließend mit der Smartphone-App synchronisiert und dort übersichtlich dargestellt. Dazu gibt es dort aber auch eine Warnung: „Weder dieses Produkt noch die Health Glance-Funktion ist für medizinische Zwecke bestimmt. Die Ergebnisse dienen nur als Referenz und sollten nicht als Grundlage für medizinische Forschungs-, Diagnose- oder Behandlungszwecke verwendet werden.“
Die Uhr verfügt ein Mikrofon und Lautsprecher, sodass auf ihr auch Anrufe geführt werden können. Das funktioniert über Bluetooth, wenn das Smartphone in der Nähe ist. Nutzer können aber auch eine eSIM auf der Uhr aktivieren und dann unabhängig von einem Smartphone telefonieren. Wie auch bei der Apple Watch hat Huawei seine Watch 5 mit einer Gestensteuerung ausgestattet.
Ein Doppeltippen von Zeigefinger und Daumen soll dann Anrufe entgegennehmen können, die Musikwiedergabe steuern und die Kamera des Smartphones fernbedienen. Mit dem Reiben von Zeigefinger und Daumen können Nutzer zwischen den Bedienelementen auf dem Display wählen. All das soll nur mit einer beschränkten Auswahl von Apps funktionieren. Im Test hat sich dieses Feature als sehr unzuverlässig herausgestellt. Unsere Fingergesten wurden fast nie erkannt.
Fazit: Die Huawei Watch 5 eignet sich vor allem zum Tracken von Workouts und der Beobachtung von Gesundheitsdaten. Das macht sie in der Regel sehr gut. Den X-Tab-Sensor findet man bei anderen Uhren nicht. Die Watch 5 fühlt sich zudem hochwertig an und das Display lässt sich auch in der Sonne problemlos ablesen. Die Batterielaufzeit von 4,5 Tagen hat sich im Test als zu optimistisch herausgestellt, wir mussten sie in der Regel am dritten Tag wieder aufladen.
Weil auf der Uhr das hauseigene HarmonyOS-Betriebssystem läuft, sind Nutzer auf eine wirklich nur kleine Auswahl von Anwendungen in der App Gallery von Huawei angewiesen. Die Huawei Watch 5 gibt es im Titan- und im Edelstahlgehäuse, je nach Ausstattung und Größe kostet sie zwischen 449 und 649 Euro.
Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.
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