Die seit Februar bestehende Schifffahrtsallianz Gemini Cooperation von Hapag-Lloyd und Maersk ist aus Sicht von Hapag-Lloyd ein voller Erfolg. „Wir sind bislang in jedem Monat zu mindestens 90 Prozent pünktlich gefahren“, sagte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Deutschlands führende Reederei Hapag-Lloyd ist international das fünftgrößte Unternehmen der Container-Linienschifffahrt, das dänische Unternehmen Maersk ist die zweitgrößte Container-Linienreederei.
In der Gemini Cooperation bündeln Hapag-Lloyd und Maersk ihre Flottenkapazitäten speziell auf den Ost West-Verbindungen zwischen Europa und Asien und zugleich auch in den Transatlantikdiensten zur Ostküste der Vereinigten Staaten. Habben Jansen verwies darauf, das 90 Prozent Pünktlichkeit bei den Anläufen und Abfahrten der Schiffe ein Spitzenwert in der Branche sei. Die Wettbewerber von Gemini seien seit Februar mit Pünktlichkeiten zwischen 55 und maximal 80 Prozent gefahren.
An einem insgesamt volatilen Markt steigerte Hapag-Lloyd die Zahl der transportierten Containereinheiten (TEU) im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 um elf Prozent, in der gleichen Größenordnung stieg der Umsatz. Der operative Gewinn (Ebitda) ging um zwei Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar zurück, der Nettogewinn sank um ebenfalls zwei Prozent auf 800 Millionen Dollar. Den Ausblick für den operativen Gewinn in diesem Jahr präzisierte Hapag-Lloyd auf eine Spanne von 2,8 bis 3,8 Milliarden Dollar, zuvor hatte die Reederei mit einer Spanne von 2,5 bis vier Milliarden Dollar kalkuliert. Die Stadt Hamburg ist mit rund 14 Prozent an Hapag-Lloyd beteiligt.
Wesentliche Unsicherheiten bleiben für die globale Schifffahrt zunächst bestehen, vor allem die Blockade des Suezkanals. Die Huthi-Armee im Jemen beschießt seit Ende 2023 Handelsschiffe im Roten Meer, um den Krieg Irans und der Hamas im Gaza-Streifen gegen Israel zu unterstützen. Containerfrachter fahren deshalb den rund zehn Tage dauernden Umweg um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung. „Ich glaube nicht, dass sich die Lage im Roten Meer und am Suezkanal bald ändern wird“, sagte Habben Jansen. Auch hier allerdings mache es die Gemini-Allianz für Hapag-Lloyd – wie auch für Maersk – leichter, zwischen Asien und Europa mit einer hohen Pünktlichkeit zu fahren.
Das Volumen des globalen Containertransports war im ersten Halbjahr um 4,5 Prozent gestiegen, vor allem durch wachsende Exporte aus Asien. Wesentliche Unsicherheit für den globalen Handel verursachte im ersten Halbjahr vor allem auch der von US-Präsident Donald Trump verursachte Zollstreit mit etlichen Ländern. Eine Reihe dieser Fälle ist vorerst durch Verhandlungen beigelegt, etwa zwischen den USA und der Europäischen Union. „Viele Marktteilnehmer fassen dadurch wieder mehr Vertrauen mit Blick auf die kommenden Monate“, sagte Habben Jansen.
Offen ist vor allem noch, welche gegenseitigen Zollregelungen China und die USA treffen werden. Die zuvor angedrohten massiven Zollaufschläge auf Waren aus dem jeweils anderen Land hatten die beiden größten Volkswirtschaften der Welt am Dienstag zunächst für weitere 90 Tage ausgesetzt. „Das zeigt, dass beide Seiten an einer Lösung interessiert sind“, sagte Habben Jansen. Besonders wichtig sei das für die Schifffahrt auch deshalb, weil im dritten Quartal die sogenannte „peak season“ für das Weihnachtsgeschäft bevorstehe. Da eine Eskalation des Zollstreits zwischen den USA und China vorerst abgewendet sei, könnten die Reedereien zumindest „etwas ruhiger“ durch diese besonders volumenstarke Zeit des Jahres steuern.
Olaf Preuß ist Wirtschaftsreporter von WELT und WELT AM SONNTAG für Hamburg und Norddeutschland. Die maritime Wirtschaft – Schifffahrt, Häfen und Werften – zählt zu seinen Schwerpunktthemen.
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