Die US-Zollbehörden haben überraschend mitgeteilt, dass der 39-Prozent-Zolltarif auch für Goldbarren gilt – obwohl bisher angenommen wurde, dass in der Schweiz umgeschmolzenes Gold davon ausgenommen sei. Nun deutet die Trump-Regierung laut Bloomberg an, eine neue Richtlinie zu erlassen, die klarstellt: Goldimporte sollen doch nicht mit Zöllen belegt werden.

Der aktuelle Entscheid zeigt aber bereits Folgen: Einige Schweizer Raffinerien, die rohes Gold zu Goldbarren verarbeiten, haben aufgehört, in die USA zu liefern. «Einige Mitglieder haben die Lieferungen vorsichtshalber gestoppt», sagt Christoph Wild, Verbandspräsident der Schweizer Edelmetallindustrie.

Auch «EU-Gold» verteuert sich

Wild vertritt mit seinem Verband die grossen Schweizer Raffinerien, die insgesamt rund ein Drittel des weltweiten Goldes verarbeiten. Das Gold kommt zum Beispiel aus Minen in Südamerika, Australien oder Afrika, und wird in der Schweiz umgegossen und zu Goldbarren geschmolzen. Das veredelte Gold wird dann in die ganze Welt verkauft, unter anderem in die USA. Bis jetzt.

Denn es sei niemand bereit, 39 Prozent Zoll zu bezahlen, sagt Wild. «Es trifft nicht gerade den Lebensnerv unserer Mitglieder. Aber selbstverständlich tut es weh.» Jedoch sei nicht nur die Schweizer Goldindustrie betroffen. US-Zölle gelten nämlich weltweit für Gold. «Gold aus der EU wäre damit zwar billiger als Gold aus der Schweiz – aber immer noch mit einer Prämie von 15 Prozent belastet», erklärt der Verbandspräsident.

Früher oder später werden die USA merken, dass sie sich vielleicht ins eigene Knie geschossen haben.
Autor: Christoph Wild Verbandspräsident der Schweizer Edelmetallindustrie

Weltweit fragt man sich zurzeit, wie die USA künftig überhaupt noch an Gold kommen wollen beziehungsweise wie sie sich das leisten können. Denn der Goldmarkt reagiert sehr sensibel auf Preisaufschläge. «Früher oder später werden die USA merken, dass sie sich vielleicht ins eigene Knie geschossen haben. Das ist zumindest meine persönliche Einschätzung», sagt Wild.

Rückzieher der USA?

Es könnte also sein, dass der Zoll auf Gold schon sehr bald wieder rückgängig gemacht werden könnte. Falls nicht, hat es für die Schweiz wenigstens etwas Positives. «Wenn Gold wegfällt, wird das Schweizer Handelsbilanzdefizit gegenüber den USA kleiner», so Wild.

Ohne Gold wäre das Handelsbilanzdefizit nur rund halb so gross gewesen. Trump hat mit seinen wirtschaftspolitischen Entscheidungen also selber zum Handelsbilanzdefizit zwischen den USA und der Schweiz beigetragen. Weil die Schweizer Goldexporte das Handelsbilanzdefizit aufblähen, ist die Schweizer Edelmetallindustrie unfreiwillig mit hineingezogen worden in die Verhandlungen zwischen der Schweiz und den USA.

Der Branchenverband überlegt sich deshalb mögliche Angebote an US-Präsident Trump. Eine komplette Verlagerung der Goldraffinerien in die USA ist laut Wild nicht realistisch. Aber die Schweizer Goldunternehmen hätten bereits kleine Niederlassungen dort. «Sicherlich wird angesichts der aktuellen Situation verstärkt darüber nachgedacht, ob gewisse Investitionen vorgezogen werden oder nicht», sagt Wild.

Schweizer Goldraffinerien könnten nicht nur in den USA selber mehr investieren, sondern auch mehr Gold aus den US-amerikanischen Goldminen kaufen, führt Wild aus. «Jedes Kilo Gold, das in die Schweiz kommt und nicht wieder in die USA exportiert wird, trägt einen positiven Beitrag zur Handelsbilanz bei.»

So oder so möchte die Branche zu einer Verhandlungslösung mit den USA beitragen. Man sei mit der Verhandlungsdelegation des Bundes in Kontakt.

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