Die Firma Weidmüller aus Detmold ist mit mehr als 5.000 Mitarbeitern global tätig. Ihr neues Elektronikwerk hat sie nicht in China oder Rumänien errichtet, sondern in Deutschland.
Wenn über das deutsche Verhältnis zu China gesprochen wird, ist "Decoupling" - zu deutsch in etwa: "Entkopplung" - eines der großen Schlagworte. Im nordrhein-westfälischen Detmold lässt sich beobachten, wie diese Entkopplung in der Praxis aussieht. Hier hat die Firma Weidmüller für 60 Millionen Euro ein neues Elektronikwerk errichtet, das seit einigen Monaten in Betrieb ist.
Darin werden Platinen hergestellt, die später in Schaltschränken landen. Zwar produziert Weidmüller auch in China, beim neuen Werk hat sich das Unternehmen aber ganz bewusst für den heimischen Standort entschieden.
Corona-Pandemie gab den Anstoß
Man wolle "aus Europa für Europa" produzieren, sagt Technologievorstand Timo Berger. Der Anstoß dafür kam während der Corona-Pandemie, als Waren in China feststeckten, weil Fabriken und Häfen im Lockdown waren. "Dort haben wir eben gemerkt, wie wichtig es ist, sich resilient aufzustellen", so Berger.
Mit Blick auf die Kosten wäre es sicherlich günstiger gewesen, die neue Fertigung in Osteuropa aufzubauen. Allerdings habe der Standort am Firmensitz in Detmold mehrere Vorteile. Dazu gehöre unter anderem die Nähe zur Entwicklungsabteilung, die ebenfalls hier angesiedelt ist.

Resilienz in Krisen stehe im Vordergrund, sagt Technologievorstand Berger.
Lohnend nur durch hohen Automatisierungsgrad
Außerdem betont das Unternehmen den hohen Automatisierungsgrad im neuen Werk. Die Maschinen arbeiten hier weitgehend eigenständig. "Nur mit höchster Automatisierung können wir auch in Deutschland wettbewerbsfähig produzieren", sagt der Technologievorstand. Mit mehr Personal würde sich das aufgrund der vergleichsweise hohen Lohnkosten nicht lohnen.
Weil die Maschinen aber nicht ganz ohne menschliche Hilfe auskommen, sichert das neue Fertigungswerk Arbeitsplätze. Derzeit arbeiten 70 Menschen in der Halle, bis 2030 sollen es 300 werden. Für die Anlagen brauche es hochqualifizierte Fachkräfte, so Berger, diese seien am Standort Deutschland vorhanden.

Angela Hellmich hat sich bewusst für Weidmüller als Arbeitgeber entschieden, weil sie hier eine langfristige Perspektive hat.
Von der Ausbildung bis zur Rente
Industriemechanikerin Angela Hellmich arbeitet bereits im neuen Werk. Sie hat vor 15 Jahren ihre Ausbildung bei Weidmüller begonnen. Inzwischen ist sie 31 Jahre alt und hat fest vor, eines Tages hier in Rente zu gehen. Eine Zukunftsperspektive, die in deutschen Industrieunternehmen nicht mehr selbstverständlich ist.
Dass ihr Arbeitgeber so viel Geld am heimischen Standort investiert, hat sie in diesem Vorhaben bestärkt. "Das hat uns nochmal eine größere Sicherheit gegeben", sagt sie. Außerdem sieht Hellmich die Millioneninvestition als Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit, die sie und ihre Kolleginnen und Kollegen leisten.
Damit wesentlich mehr Unternehmen dem Beispiel von Weidmüller folgen, müsse sich am Standort Deutschland einiges verbessern, findet Technologievorstand Berger und meint damit zum Beispiel die Energiekosten. Diese spielen für Weidmüller keine große Rolle, weil die Produktion im neuen Elektronikwerk nicht sehr energieintensiv ist. Bei anderen Industrieunternehmen sehe das anders aus.
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