Über 13'000 Kilometer Meeresküste hat Griechenland und steht damit weltweit auf Platz elf. Auch Attika, der Grossraum Athen, hat einen langen Küstenabschnitt: Allein vom Hafen von Piräus bis zum Kap Sounion mit dem Poseidon-Tempel laden auf 70 Kilometern viele Strände zum Baden.

Millionen wollen ans Wasser

Für die rund vier Millionen Menschen, die in und um Athen leben, ist das eine willkommene Abwechslung zum Alltagsstress. Auch für jene, die sich Urlaub woanders eben nicht leisten können, würde man meinen. Doch an immer mehr Stränden müssen sie tief in die Tasche greifen.

Legende: Strand in Athens südlicher Vorstadt Palaio Faliro: Menschen suchen am 6. Juli 2025 Abkühlung von den Temperaturen über 40 Grad Celsius. KEYSTONE / AP / YORGOS KARAHALIS

Der 46-jährige Andonis Glezakos sitzt unter seinem Sonnenschirm und schaut seinen zwei Töchtern, sechs und neun Jahre alt, beim Spielen im Meer zu. Sie wohnen in Kolonos in der Athener Innenstadt und sind mit dem Auto in einer halben Stunde am Strand. Mit dabei haben sie eine Kühltasche mit Toastbroten und Croissants.

An anderen Stränden muss man zahlen, auch für Liegen, Essen und Trinken. Dieses Geld haben wir einfach nicht.
Autor: Andonis Glezakos Familienvater aus Athen

Hier am Strand von Voula kann die Familie den Tag noch umsonst geniessen. «An anderen Stränden muss man zahlen, auch für die Liegen, fürs Essen und Trinken. Dieses Geld haben wir einfach nicht», erklärt er.

Die «geschlossenen Strände»

Doch an der Athener Küste gibt es sehr viele Strände mit Eintritt. Meist sind es 10 bis 15 Euro pro Person, die Liegen nicht inbegriffen. Dabei steht in der Landesverfassung, dass alle Strände öffentlich sind und der Zugang als Allgemeingut für alle Menschen gratis sein muss.

Legende: Einer der kostenlosen Strände in Voula. Nur wer früh kommt, findet hier einen freien Platz. SRF / Rodothea Seralidou

Doch ein Zusatzartikel der 1967 an die Macht gelangten Militärdiktatur überlebte alle Reformen und erlaubt bis heute Ausnahmen. Um die Athener Strände auch für etwas anspruchsvollere Gäste attraktiv zu machen, führte man damals das Modell der geschlossenen Strände gegen Bezahlung ein. Mit Duschen, Umkleidekabinen und Plätzen im Schatten.

Staat und Gemeinden verdienen mit

«Die Strände werden an den Meistbietenden verpachtet, der Pächter zahlt eine jährliche Miete an den Staat und kassiert das Geld von den Strandgästen», beschreibt Grigoris Konstantellos das System. Er ist Bürgermeister der 2011 fusionierten Athener Küstengemeinde Vari-Voula-Vouliagmeni.

Legende: Bürgermeister Grigoris Konstantellos im Büro des Rathauses von Vari-Voula-Vouliagmeni: «Das Modell mit den geschlossenen Stränden gegen Bezahlung war nicht verfassungsmässig. Ein Zusatzartikel schuf damals Abhilfe.» SRF / Rodothea Seralidou

Zudem gibt es laut Konstantellos frei zugängliche Strände, wo Unternehmer gegen eine Nutzungsgebühr zwischen 55'000 und 70'000 Euro Liegen und Sonnenschirme aufstellen können. In seiner Gemeinde gibt es fünf solcher Anbieter, die das Geld mit Gewinn wieder reinholen. «Da kostet die erste Reihe dann halt 50 Euro das Set.»

Harziger Kampf: freie Strände für alle

Seit 2024 gelten zwar strenge Vorschriften für gepachtete Flächen: Sie dürfen nicht mehr als 500 Quadratmeter gross sein und mindestens die Hälfte des Strandes muss ganz frei bleiben. Verstösse können Strandgäste über eine staatliche App melden.

Doch der Staat komme mit den Kontrollen nicht nach, kritisiert Thanos Matopoulos. Der 64-Jährige ist seit Jahren Teil einer Bürgerbewegung, die freie Strände für alle fordert. Von den 66 Gemeinden im Grossraum Athen liegen nur rund 10 am Meer. Entsprechend gross ist der Andrang.

Der Zugang ans Meer wird den Menschen also in der Praxis verwehrt.
Autor: Thanos Matopoulos Aktivist für freie Strände für alle

Doch für die breite Masse der Athenerinnen und Athener werde Baden im Meer immer mehr zum Luxusgut, stellt Matopoulos fest. Er zeigt am Strand von Vouliagmeni auf einen Abschnitt mit Liegen für 300 Personen, der um 20 Uhr leer ist. Der kostenlose Bereich daneben ist zu dieser Zeit noch brechend voll. «Sie müssen schauen, ob sie überhaupt noch einen freien Platz finden. Der Zugang ans Meer wird den Menschen also in der Praxis verwehrt», argumentiert Matopoulos.

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