Erneut überzieht US-Präsident Trump die Welt mit willkürlichen Zöllen. Für die Finanzmärkte das klare Signal, auf Tauchstation zu gehen. Der DAX weitet seine Verluste deutlich aus.

Dem Beobachter am deutschen Aktienmarkt bietet sich zum Wochenschluss ein ähnliches Bild wie am Vortag. Der DAX erreicht seinen Tageshöchstkurs im frühen Geschäft, um danach abzubröckeln. Dabei kann heute im Gegensatz zu gestern jedoch nicht davon die Rede sein, dass anfängliche Gewinne verloren gehen würden.

Der DAX startete am Morgen zwar am Tageshoch bei bisher 23.802 Punkten, lag dabei aber schon unter seinem Schlussstand von gestern bei 24.065 Punkten. Am Nachmittag weiten sich die Verluste auf knapp unter 23.400 Punkte im Tief aus, ein Minus von fast 2,9 Prozent. Damit droht ein Wochenverlust von derzeit rund 3,3 Prozent.

Zudem ist auch die charttechnisch wichtige Unterstützungsmarke von 23.900/24.000 Punkten nachhaltig unterschritten, an der Abwärtsbewegungen bisher zum Stehen kamen. Auch für den MDAX der mittelgroßen Werte geht es gut 2,4 Prozent bergab.

Zu viel für den DAX

Neben der neuen Zoll-Gruselliste aus dem Weißen Haus belasten auch einige Gewinnwarnungen aus dem Unternehmenssektor die heimische Börse. Am Vorabend hatten der LKW-Bauer Daimler Truck und der IT-Dienstleister Cancom gewarnt, heute gab es weitere Warnungen aus der zweiten Reihe.

Sie reihen sich ein in so manch andere Warnung in der abgelaufenen Woche. Es steht zu befürchten, dass es nicht die letzten sein werden.

Schock für die Schweiz

Bei vielen Industrieunternehmen (auch in den USA) machen sich bereits die US-Zollunsicherheiten in den Bilanzen bemerkbar, zinssensitive Finanzwerte wie Banken oder Versicherungen halten sich dagegen derzeit deutlich besser.

"Keiner blickt mehr wirklich durch", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. So ist die Schweiz schockiert über den Zollhammer aus den USA. Sie erscheint auf der neuen US-Liste mit 39 Prozent Abgaben auf Exporte in die Vereinigten Staaten. "US-Präsident Trump hat erneut die Finanzmärkte geschockt", erklärt IG-Marktexperte Christian Henke.

Ausnahme Bayer

Für einen Lichtblick aus dem Unternehmenssektor sorgt heute allerdings Bayer mit seinen Quartalszahlen. Vor allem beim bereinigten operativen Ergebnis habe der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern die Erwartungen übertroffen, lobte ein Händler. Zu verdanken sei dies dem Pflanzenschutz- und Saatgutgeschäft.

Aber auch die jüngst gute Entwicklung der Pharmasparte macht Hoffnung - und stimmt die Leverkusener zuversichtlicher für 2025. Die Aktien ziehen unter den wenigen Gewinnern im DAX um über fünf Prozent an.

Wall Street deutlich schwächer

Vor dem Hintergrund des jüngsten Wirrwarrs um die US-Zölle startet die Wall Street mit schwächerer Tendenz in den Monat August. Nach der Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktzahlen geht es für die Leitindizes noch etwas weiter bergab.

Die Quartalszahlen von zwei der als "Magnificent 7" bekannten größten Technologiekonzerne sandten uneinheitliche Signale: Während die Kennziffern von Apple überzeugten, enttäuschten jene von Amazon.

Alle großen Indizes an der Wall Street stehen im frühen Geschäft klar im Minus und setzen den schwachen Schlusstrend des Vortages damit fort. Der Leitindex Dow Jones verliert knapp 1,3 Prozent, Nasdaq und S&P 500 verlieren 1,9 beziehungsweise 1,5 Prozent. Damit scheint der Rekordlauf der beiden Börsen zunächst gestoppt.

US-Notenbank in der Zwickmühle

Deutlich schwächer als erwartet fielen derweil die offiziellen Arbeitsmarktdaten der US-Regierung für den Juli aus, traditionell einer der wichtigsten Termine im Datenkranz der Börsen. Im Juli kamen nur noch 73.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Bericht der Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen Zuwachs von 110.000 neuen Stellen auf dem Zettel. Zugleich wurde die Zahl der im Juni geschaffenen Stellen massiv abwärts revidiert, und zwar auf 14.000 von ursprünglich 147.000.

Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote stieg im Juli wie erwartet auf 4,2 Prozent, nach 4,1 Prozent im Juni. Schwierig bleibt für die Notenbank, dass die Stundenlöhne gegenüber Vormonat um wie erwartet um 0,3 Prozent anzogen und damit kein Ende des inflationstreibenden Lohndrucks anzeigen. Zudem belastet die Zollunsicherheit auch die US-Unternehmen massiv, was sich auf die Einstellungsneigung negativ auswirkt.

"Der Anstieg der Beschäftigung war eine herbe Enttäuschung, wenn man zusätzlich berücksichtigt, dass die Stellenanzahl für die beiden Vormonate in Summe um 258.000 abwärts revidiert wurde", kommentierte Elmar Völker von der LBBW.

Für die US-Notenbank ergebe sich nun ein veritables Dilemma: Einerseits leuchteten die Warnlampen am Arbeitsmarkt heller auf, was eine baldige Zinssenkung nahelegen würde. Andererseits gingen von der Zollpolitik noch immer erhebliche Aufwärtsrisiken für die Inflation aus, sagte Völker: "Die heute veröffentlichten Daten sind aber gewiss Wasser auf die Mühlen der geldpolitischen Tauben um Fed-Gouverneur Christopher Waller. Sie dürften zudem Donald Trump noch mehr in Rage versetzen."

Euro macht Boden gut

Am Devisenmarkt steigt der Euro gegen den Dollar deutlich auf 1,1570 Dollar um über 1,3 Prozent. Damit geht der zuletzt volatile Handelsverlauf des weltweit führenden Währungspaars weiter. Offensichtlich wird am Devisenmarkt eine baldige Zinssenkung der Notenbank eher als wahrscheinlich angesehen, was den Greenback belastet.

US-Ölkonzerne verdienen mehr

Der Öl-Multi Exxon Mobil hat sich mit einer stark gesteigerten Förderung von Öl und Gas gegen die niedrigen Ölpreise gestemmt. Der bereinigte Gewinn summierte sich im zweiten Quartal auf 7,1 Milliarden Dollar oder 1,64 Dollar je Aktie, wie der größte US-Ölproduzent vorbörslich mitteilte. Das waren mehr als die vom Markt erwarteten 1,56 Dollar Gewinn je Aktie.

Exxon Mobil förderte dabei die größte Menge Öl und Gas in einem zweiten Quartal seit der Fusion von Exxon und Mobil vor mehr als 25 Jahren, wie das Unternehmen unterstrich. Der Preis der Rohölsorte Brent war im Quartal um elf Prozent gesunken. Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump sorgt zudem für Unsicherheiten um die wirtschaftliche Entwicklung und die Nachfrage nach Öl.

Der US-Ölkonzern Chevron aus dem Dow Jones hat im zweiten Quartal dank einer rekordhohen Produktion mehr Gewinn als erwartet eingefahren. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn je Aktie lag bei 1,77 US-Dollar, wie das Unternehmen heute in Houston mitteilte. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum war das wegen niedrigerer Ölpreise ein Rückgang um fast ein Drittel.

Analysten hatten jedoch einen stärkeren Rückgang erwartet. Trotz eines gesenkten Tempos bei den Aktienrückkäufen im Quartal will das Unternehmen auf Jahressicht hier seine ursprünglichen Ziele erreichen. Für die Entwicklung der Ölpreise ist Chevron-Chef Mike Wirth vorsichtig

Heute geht auch in den USA die Berichtssaison mit den Ölkonzernen Chevron und ExxonMobil sowie dem Konsumgüter-Konzern Colgate-Palmolive weiter, die noch vor US-Börseneröffnung ihre Bücher öffnen werden.

Euro-Inflation exakt auf Höhe des EZB-Ziels

Die Daten zur Teuerung in der Eurozone sorgten derweil kaum für Bewegung, nachdem die großen Länder bereits ihre Daten veröffentlicht hatten. Die Inflationsrate im Euroraum stagniert im Juli bei 2,0 Prozent und pendelt sich damit auf Höhe des EZB-Ziels ein.

In den kommenden Quartalen dürfte sich die Inflation allerdings über den Erwartungen der EZB festsetzen, was weitere Zinssenkungen durch die Zentralbank unwahrscheinlich macht, erwartet Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer.

Trump setzt Pharmawerte unter Druck

Erneut belasten Forderungen von US-Präsident Trump nach günstigeren Medikamentenpreisen die Aktien von Pharmaunternehmen. Zu den größten Verlierern unter den europäischen Pharmawerten gehört die ohnehin schon angeschlagene Aktie von Novo Nordisk. Im DAX steht Merck unter Druck.

Daimler Truck stampft Ergebnisprognose für 2025 ein

Angesichts der anhaltenden Marktunsicherheit in Nordamerika rechnet Daimler Truck nur noch mit einem bereinigten Betriebsergebnis (Ebit) von zwischen 3,6 und 4,1 Milliarden Euro. Zum Vorjahresergebnis von 4,7 Milliarden Euro wäre das ein Rückgang von bis zu 23 Prozent. In der im Mai gekappten Prognose hatte Daimler Truck noch ein Ebit von fünf Prozent über oder unter dem Vorjahr in Aussicht gestellt.

SFC Energy brechen nach Prognosesenkung ein

Der Brennstoffzellen-Hersteller SFC Energy hat seine Anleger mit einer Prognosesenkung vergrault. Die Aktien stürzen im frühen Handel um rund 20 Prozent ab. Im laufenden Jahr soll der Umsatz nun zwischen 146,5 Millionen und 161 Millionen Euro liegen - statt der bislang erwarteten 160,6 Millionen bis 180,9 Millionen Euro. Auch beim bereinigten Ebitda erwartet SFC nun deutlich weniger.

Evonik leidet unter lahmender Chemiekonjunktur

Der Spezialchemiekonzern Evonik hat im zweiten Quartal den Nachfragerückgang für chemische Produkte zu spüren bekommen. Der Konzern erwartet nun ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) nur am unteren Ende der Prognosespanne von 2,0 bis 2,3 Milliarden Euro. Die Umsatzerwartungen strich Evonik deutlich zusammen.

BaFin prüft Jahresabschluss von Mutares

Die Beteiligungsgesellschaft Mutares hat Ärger mit der deutschen Finanzaufsicht BaFin. Es gebe konkrete Anhaltspunkte dafür, dass Mutares gegen Rechnungslegungsvorschriften verstoßen habe, teilte die Behörde mit. Anleger reagieren verschreckt, die Aktie bricht um rund 14 Prozent ein und vernichtet damit nahezu ihre gesamten Kursgewinne seit dem Jahreswechsel.

Cancom kürzt Prognose

Der IT-Dienstleister Cancom blickt nach einem enttäuschenden ersten Halbjahr zurückhaltender auf 2025. Der Umsatz dürfte bei 1,65 bis 1,75 Milliarden Euro liegen - bisher war Cancom von 1,7 bis 1,85 Milliarden Euro ausgegangen. Cancom-Papiere sacken im SDAX um rund 14 Prozent ab. Im Sog dessen verlieren die Papiere des Wettbewerbers Bechtle am MDAX-Ende gut fünf Prozent.

Apple verdient trotz Trumps Zöllen deutlich mehr

Bei Apple ist der Gewinn im vergangenen Quartal trotz einer hohen Belastung durch Donald Trumps Zölle deutlich gestiegen. Der iPhone-Konzern verdiente 23,43 Milliarden Dollar und damit rund 8,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Apple hatte für das Vierteljahr Mehrkosten von 900 Millionen Dollar durch die Importzölle des US-Präsidenten in Aussicht gestellt.

Amazon enttäuscht mit Wachstum der Cloud-Sparte

Der weltgrößte Online-Händler Amazon hat dagegen die Börse mit dem Wachstum seiner Cloud-Sparte AWS und einem verhaltenen Gewinnausblick enttäuscht. Für das vergangene Quartal präsentierte Amazon dagegen Zahlen über den Prognosen der Analysten. Der Gewinn sprang um mehr als ein Drittel auf 18,2 Milliarden Dollar hoch.

Moderna will zehn Prozent seiner Angestellten entlassen

Der US-Pharmakonzern Moderna plant die Entlassung von zehn Prozent seiner Beschäftigten weltweit. Das sei Teil eines im Februar vorgelegten Plans zur Senkung der Betriebskosten um 1,4 bis 1,7 Milliarden Dollar bis 2027. Im vergangenen Jahr hatten gesunkene Verkäufe des Corona-Impfstoffs der Firma zu einem Einbruch der Einnahmen geführt.

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