Polen meldet den Fund enormer Ölmengen in der Ostsee und will danach bohren. Das Feld liegt ausgerechnet vor der Urlaubsinsel Usedom. In Mecklenburg-Vorpommern wird deshalb Kritik laut. Umweltminister Backhaus fordert "eine klare Aussage der Bundesregierung gegenüber Polen".

Hier eine der wichtigsten Urlaubsregionen Mecklenburg-Vorpommerns, nebenan Pläne für ein riesiges Terminal für Containerschiffe und umfangreiche Öl- und Gasförderung: Industrieprojekte an Polens Ostseeküste in direkter Nachbarschaft zur Insel Usedom sorgen für Unmut. "Unsere Zukunft liegt nicht im Öl der Ostsee, sondern in der Energie von Sonne, Wind und Biomasse", sagte der Landesumweltminister Till Backhaus von der SPD, nachdem zuvor das Ausmaß neu erkundeter Öl- und Gaslagerstätten nahe der Grenze bekannt wurde.

Dem Ergebnis der Probebohrungen zufolge werde das förderbare Vorkommen von Erdöl und Erdgas auf 200 Millionen Barrel Öläquivalent geschätzt, teilte das kanadische Unternehmen Central European Petroleum (CEP) in Warschau mit. Das Ölfeld Wolin East liege etwa sechs Kilometer von Swinemünde (Swinoujscie) entfernt und ist damit auch vom deutschen Teil der Ferieninsel Usedom sichtbar.

Sollte sich das Vorkommen bestätigen, wäre es der größte Fund in Polen mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg, sagte der polnische Chefgeologe Krzysztof Galos. Eine Förderung könnte in drei bis vier Jahren beginnen.

Backhaus: Vorhaben ist "klimapolitisch rückwärtsgewandt"

"Das Projekt steht für eine klimapolitisch rückwärtsgewandte Industriepolitik, die den Umwelt- und Tourismusinteressen auf deutscher Seite entgegensteht", kritisierte Backhaus. Es gebe erste Hinweise auf Lärm- und Vibrationsbelastungen während der Erkundungsbohrungen sowie Sorgen hinsichtlich möglicher Einflüsse auf die Flora und Fauna im Küstenmeer.

Zu ersten Bohrungen kam es nach Angaben aus Schwerin bereits 2024. Mecklenburg-Vorpommern sei nicht offiziell informiert worden, obwohl dies einer bilateralen Vereinbarung zufolge hätte passieren müssen, wie das Ministerium erklärte. "Ich erwarte eine klare Aussage der Bundesregierung gegenüber der polnischen Seite", sagte Backhaus weiter. "Es kann nicht sein, dass wir als Nachbarland nicht einmal über Bohrungen mit potenziell grenzüberschreitenden Umweltauswirkungen informiert werden."

Nach den Worten der Heringsdorfer Bürgermeisterin handelt es sich um einen besonderen Naturschutzraum. Die parteilose Laura Isabelle Marisken sagte, "eine industrielle Gas- und Erdölförderung direkt vor unserer Haustür wäre ein massiver Eingriff in unsere Heimat, mit potenziell irreversiblen Folgen für Natur, Wasser und Klima". Sie forderte die Landesregierung zu einer aktiven Haltung auf, sich für den Schutz der Urlaubsregion einzusetzen. "Wir sind Kur- und Erholungsort. Wir tun alles, um unsere Strände, um unseren Ort, um das Meer sauber zu halten", so Marisken. Heringsdorf gehört neben Ahlbeck und Bansin zu den Kaiserbädern auf Usedom - den Haupt-Tourismuszielen.

Auch Schiffsterminal sorgt für Ärger

Ein Streitthema ist in der Region auch weiterhin das große geplante Containerterminal in Swinemünde. Gegen die polnische umweltrechtliche Genehmigung geht Sauerweins Bürgerinitiative, unterstützt durch die Gemeinde Heringsdorf, nach eigenen Angaben gerichtlich vor. Mögliche Auswirkungen des Vorhabens seien nicht ausreichend geprüft worden, lautet der Vorwurf.

Jüngst habe das zuständige polnische Verwaltungsgericht tatsächlich nicht ausreichende Prüfungen mit Blick auf mögliche Munitionsbelastung im Meer bemängelt, sagte Marisken. Die nächste Verhandlung und möglicherweise die Bekanntgabe einer weitergehenden Entscheidung sind laut Sauerwein für Anfang August geplant. Der Containerhafen in der Nachbarschaft der Grenze soll früheren Angaben zufolge zum Jahreswechsel 2028/2029 fertig sein und sehr große Containerschiffe abfertigen können.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke