Bahnchef Richard Lutz droht mit Einschnitten im Bahnangebot, falls eine Trassenpreisreform nicht kommt. „Die Trassenpreise sind in den letzten Jahren im Fernverkehr und im Güterverkehr überproportional gestiegen, alleine in diesem Jahr zwischen 15 und 20 Prozent“, sagte Lutz im Gespräch mit WELT AM SONNTAG.

„Diese Unwucht muss durch eine Reform bereinigt werden.“ So stehe es auch im Koalitionsvertrag. Ein Ausgleich der steigenden Kosten durch höhere Ticketpreise mache keinen Sinn, „weil wir dann zu viel Menge verlieren“ und Umsatz und Ergebnis sänken. „Deshalb würde es in einem solchen Szenario vor allem um Angebotsreduzierungen gehen, um die notwendigen Kosteneinsparungen zu realisieren.“

Wenn die politischen Rahmenbedingungen es nicht hergäben, „müssen wir uns in den marktwirtschaftlich und wettbewerblich organisierten Märkten auf jene Verkehre beschränken, die eigenwirtschaftlich darstellbar sind.“

Trotz der geplanten Investitionen von über 100 Milliarden Euro bis 2029 sieht Lutz gravierende Finanzierungslücken ab 2027: „Gegenüber dem Bedarf, den wir ja gemeinsam mit dem Ministerium erarbeitet und abgestimmt haben, gibt es ab 2027 noch Finanzierungslücken, die wir hoffentlich in den nächsten Monaten und Jahren noch schließen können.“ Die Eisenbahn in Deutschland sei in einer strukturellen Krise, so Lutz: „Sie ist vielerorts veraltet, störanfällig und überlastet.“ Die Pünktlichkeit sei sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr überhaupt nicht zufriedenstellend, und viele Kunden empfänden die Zuverlässigkeit zu Recht als kritisch.

Zu ausbleibenden personellen Konsequenzen im Vorstand angesichts des schlechten Zustands des Bahnkonzerns sagte Lutz: „Natürlich müssen wir uns als Vorstand an unseren Ergebnissen messen lassen.“ Zwar gebe es Fortschritte bei Fahrzeugverfügbarkeit und Personalengpässen, doch räumt er ein: „Beim Thema Pünktlichkeit, vor allem im Fernverkehr, haben wir unsere eigenen Ansprüche aber nicht erreicht.“ Die Ursachen sieht Lutz hauptsächlich in einer über Jahrzehnte unterfinanzierten Infrastruktur.

Auf die Frage, ob er selbst um seinen Posten fürchte, antwortete der Bahnchef: „Ich verschwende keine Zeit damit, über meinen eigenen Job und meine eigene Zukunft zu spekulieren. Ich habe eine Verantwortung, und die nehme ich wahr. Jeden Tag.“ Entscheidend sei, dass die Bahn die strukturellen Probleme aktiv angehe.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke