Vizekanzler Klingbeil will als Finanzminister auch international eine Rolle spielen. Beim Treffen mit seinen G20-Amtskollegen versucht er, Deutschland zu positionieren - als Alternative zu den USA.

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil steht auf einer großen Terrasse beim G20-Finanzministertreffen außerhalb von Durban, umringt von deutschen und internationalen Journalisten. Im Hintergrund funkelt der Indische Ozean in der südafrikanischen Sonne. Es ist seine zweite große Auslandsreise als Finanzminister, der lange Nachtflug liegt gerade erst hinter ihm.

In Durban dabei zu sein, sei ihm wichtig, so Klingbeil: "Manche schalten sich hier ja auch zu. Aber ich will die Kolleginnen und Kollegen eben auch treffen", betont er im Interview mit tagesschau24. "Ich will ein klares Signal setzen, dass mir die multilaterale regelbasierte Ordnung wichtig ist, dass wir diese internationalen Formate auch brauchen."

Finanzminister Lars Klingbeil zum G20-Treffen in Durban

tagesschau24, 17.07.2025 16:00 Uhr

Trump dominiert die Themen - ohne selbst da zu sein

Das G20-Format hat aus Sicht der Bundesregierung Unterstützung nötig. Denn seit Donald Trump wieder im Präsidentenamt ist, spielt Washington demonstrativ auf eigene Rechnung. Von den bereits verhängten oder angedrohten US-Zöllen sind alle G20-Staaten betroffen - die einen mehr, die anderen weniger.

Der US-Finanzminister Scott Bessent ist gar nicht erst nach Durban gereist. Auch das ein Zeichen. Bei einem Gespräch der G7-Finanzminister am Freitagmorgen will er sich allerdings zuschalten. Er sei gespannt, was der US-Kollege dann sagen werde, sagt Klingbeil. "Wir wollen, dass die internationalen Märkte stabil sind und da muss man schon festhalten, dass die Zölle von Donald Trump allen schaden - weltweit, aber auch zwischen Europa und den USA." Der Zollstreit müsse schnell erledigt werden, es brauche eine Verhandlungslösung.

Auch wenn die USA gar nicht hochrangig vertreten sind. Das Thema US-Zölle prägt viele Gespräche am Rande des Treffens. Es geht auch darum auszuloten, wie unterschiedliche Interessen bei dem Thema gebündelt werden können.

Deutschland als Gegenentwurf zu Trump-USA?

Der G20-Gastgeber Südafrika ist trotzdem bemüht, die besonderen Probleme des afrikanischen Kontinents zum Thema zu machen: Entwicklungshemmnisse, auch weil es mehr Investitionen braucht. Die unsichere globale Lage sei da nicht hilfreich, sagt Südafrikas Finanzminister Enoch Godongwana. "Unser Treffen findet in besonderen Zeiten statt. Afrika hat zwar viele Chancen, aber die derzeitigen Herausforderungen sind groß."

In dieser Lage versteht Klingbeil seine Reise auch als Signal an den globalen Süden - Deutschland will sich breiter aufstellen angesichts der US-Zollbarrieren, den Handel mit Afrika, Lateinamerika und Asien vertiefen. "Wir in Deutschland sind Partner, wir wollen die Kooperation", so Klingbeil. "Wir wollen die Beziehungen ausbauen, die wirtschaftliche Kooperation, die politische Kooperation ausbauen."

Klingbeil will auch international gesehen werden

Aber Klingbeil nutzt den G20-Besuch auch für einen Termin, der mehr zu bieten hat als nur Konferenzräume. Bootsrundfahrt im Hafen von Durban, begleitet von Wirtschaftsvertretern. Containerschiffe, große Autofrachter - Durban ist mit Abstand der wichtigste Hafen Südafrikas. Die schönen Bilder bei strahlend blauem Himmel vermitteln zwei Botschaften: Deutschland geht es um Wirtschaftskontakte. Und Klingbeil macht sich auch international sichtbar.

Die Finanzminister betont, dass ihn außenpolitische Themen seit langem interessieren, in seinem Finanzministerium hat er eine neue außenpolitische Stabsstelle eingerichtet. Denn er ist nicht nur Finanzminister, sondern auch Vizekanzler.

Außenpolitisches will er in der Koalition offenbar nicht vollständig dem Kanzleramt und dem Außenministerium überlassen - beide CDU-geführt. Zumal Finanzminister bei internationalen Themen rund ums Geld etwas mitzureden haben. "Das gehört immer mit dazu als Finanzminister, dass man international auch eine Rolle spielt, dass man Verantwortung trägt", so Klingbeil.

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