In den Niederlanden warten Tausende Unternehmen und Haushalte darauf, an das Stromnetz angeschlossen zu werden. Das berichtet die „Financial Times“ unter Berufung auf Netbeheer Nederland, den Verband der niederländischen Netzbetreiber. Hintergrund ist demnach die Abkehr vom Gas und die gestiegene Nachfrage nach Strom, auf die das Netz nicht vorbereitet war.
Mehr als 11.900 Unternehmen sind dem Bericht zufolge betroffen. Auch öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser und Feuerwehrwachen sowie tausende neue Häuser seien noch nicht an das Stromnetz angeschlossen. In einigen Regionen sollen neue Anschlüsse laut Netzbetreibern erst Mitte der 2030er-Jahre verfügbar sein.
Experten sehen die Engpässe als Warnsignal für andere europäische Länder, die ihre Wirtschaft aufgrund der Klimaziele der EU auf Strom umstellen. Allerdings ist die Lage in den Niederlanden besonders akut. Die „Financial Times“ zitiert einen niederländischen Beamten mit den Worten: „Nirgendwo sonst ist es annähernd so schlimm.“
Der Zeitung zufolge zählen die Niederlande zu den europäischen Ländern, die am schnellsten dazu übergegangen sind, wichtige Teile ihrer Wirtschaft von Gas auf Strom umzustellen. Im Jahr 2023 war die Förderung auf Europas größtem Gasfeld in Groningen eingestellt worden, nachdem die Arbeit dort immer wieder zu Erdbeben geführt hatte.
Der nationale Stromnetzbetreiber Tennet erklärte der Zeitung, das Land sei so sehr daran gewöhnt gewesen, sich auf seine Gasvorkommen zu verlassen, dass die Modernisierung des Stromnetzes nicht Schritt gehalten habe. Die Regierung in Den Haag schätzt, dass bis 2040 rund 200 Milliarden Euro in Kabel und neue Umspannwerke fließen müssen.
Politiker befürchten ausbleibende Investitionen
Tennet und regionale Netzbetreiber bieten laut „Financial Times“ mittlerweile Verträge für Haushalte an, die Strom außerhalb von Spitzenzeiten günstiger beziehen können. Im kommenden Jahr könnten sogar Verträge angeboten werden, bei denen große Firmen ihre Anschlüsse zu Spitzenzeiten nicht nutzen dürfen, dafür aber niedrigere Tarife erhalten. Im Fernsehen und in sozialen Netzwerken läuft zudem eine Kampagne für einen „bewussteren Umgang mit Energie“.
Politiker fürchten dennoch, dass in bestimmten Regionen nicht mehr investiert wird, wenn Unternehmen dort zu lang auf einen Stromanschluss warten müssen. Die Spitzentechnologie-Region Brainport um Eindhoven im Süden des Landes habe bereits Investitionen verloren, weil sie die Stromversorgung rationieren musste, sagte der Bürgermeister der Stadt, Jeroen Dijsselbloem, der „Financial Times“. In der Region sitzt unter anderem der Chipmaschinen-Hersteller ASML.
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