Obwohl sich die Inflation zuletzt abgeschwächt hat, steigen die Preise für Mieten oder Dienstleistungen. Acht von zehn Menschen in Deutschland blicken laut einer Umfrage mit Sorge auf ihre finanzielle Zukunft.

Die Sorge um die eigenen Finanzen ist einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders ausgeprägt. In der Erhebung für den Informationsdienstleister Crif in fünf europäischen Ländern äußerten die 1.000 Teilnehmenden hierzulande mit Blick auf die kommenden zwölf Monate die geringste Zuversicht. Befragt wurden insgesamt 6.000 Verbraucher in Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und Großbritannien.

"Die Sorge um die eigene finanzielle Zukunft ist tief in der Mitte der Gesellschaft angekommen", fasst Crif-Deutschland-Geschäftsführer Frank Schlein die deutschen Ergebnisse der Befragung aus dem März zusammen. "Acht von zehn Menschen in Deutschland blicken mit Sorge auf ihre finanzielle Zukunft - das ist ein deutliches Warnsignal."

Zunehmende Belastung durch Preise

Etwa ein Viertel (24 Prozent) der 1.000 Befragten in Deutschland hat bereits jetzt Zweifel, Rechnungen pünktlich bezahlen zu können. Knapp ein Drittel (31 Prozent) befürchtet eine weitere Verschlechterung ihrer finanziellen Lage.

Als Grund für den wachsenden Pessimismus verweist Crif auf zunehmende Belastung durch gestiegene Preise: So gaben zum Beispiel 32 Prozent der Befragten an, mehr für Miete oder Hausfinanzierung ausgeben zu müssen als noch vor fünf Jahren.

Der Deutsche Mieterbund (DMB) warnte zuletzt, dass die rasante Teuerung bei Wohnungsmieten in Deutschland für viele zur Armutsfalle werden könnte. So würden 3,1 Millionen Haushalte mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für ihre Miete ausgeben. Einer Auswertung des Bauministeriums zufolge stiegen etwa die Angebotsmieten in den 14 größten kreisfreien Städten seit 2015 durchschnittlich um fast 50 Prozent.

Auch bei Versicherungen sowie an der Tankstelle muss etwa ein Drittel der Befragten nach eigenen Angaben inzwischen tiefer in die Tasche greifen. Die Kosten rund um den Haushalt haben sich für 44 Prozent der Befragten in Deutschland erhöht.

Fast 60 Prozent der Befragten sparsamer geworden

Obwohl sich die Inflation zuletzt abschwächte, entspricht dies vielfach nicht dem Gefühl der Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie spüren die gestiegenen Preise weiterhin stark im Alltag. Viele Lebensmittel werden dazu immer noch teurer. Eine Tafel Schokolade kostete im Mai im Schnitt 28 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, bei Bohnenkaffee lagen die Preise 19,5 Prozent höher. Orangensaft und Rinderhackfleisch sind den Statistischem Bundesamt zufolge jeweils 15 Prozent teurer geworden, Beerenfrüchte um 14 Prozent. 

Im Juni fiel die Inflationsrate in Deutschland von 2,1 Prozent im Mai auf 2,0 Prozent. Hartnäckig blieb die Inflation aber bei Dienstleistungen, zu denen Versicherungen, Pauschalreisen und Autoreparaturen zählen.

Die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher sieht sich daher gezwungen, Ausgaben zu reduzieren. 59 Prozent der Befragten in Deutschland gaben an, sie seien in den vergangenen zwölf Monaten sparsamer geworden.

Deutschland im europäischen Vergleich vorn

In Deutschland sind die Verbraucherinnen und Verbraucher dabei besonders besorgt um ihre Finanzen. Europaweit machen sich der Umfrage zufolge 74 Prozent der Menschen Sorgen um ihre finanzielle Zukunft - im Vergleich zu 80 Prozent in Deutschland. Und während ein Viertel der Befragten in Deutschland Sorge hat, ihre Rechnungen pünktlich zu zahlen, sind es in Frankreich oder Polen nur zwölf Prozent.

Crif weist auch auf einen "bemerkenswerten Wandel" hin bezüglich der persönlichen Finanzstrategie der Deutschen, die traditionell als konservativ gilt. Demnach hätten im vergangenen Jahr 52 Prozent der Deutschen einen neuen Kreditrahmen genutzt. Auch nutzten 20 Prozent "Buy Now, Pay Later"-Dienste - beinahe doppelt so viele wie im europäischen Schnitt.

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