Erstmals hat das Forschungsinstitut IAB ermittelt, wie viel die Arbeitnehmer in Deutschland auf Arbeitszeitkonten liegen haben. Es sind Millionen von Stunden.

Die Zahl der auf Arbeitszeitkonten angesparten Stunden hat in Deutschland ein Rekordniveau erreicht. Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) belief sich das Guthaben auf Gleitzeit- und Kurzzeitkonten im vierten Quartal 2023 auf rund 473 Millionen Stunden – rund 140 Millionen mehr als noch 2013.

Erstmals repräsentative Daten

Damit legte das IAB erstmals gesamtwirtschaftlich repräsentative Daten zu Arbeitszeitkonten von Beschäftigten in Deutschland vor. Den Berechnungen zufolge entspricht das Zeitguthaben einer geschätzten Nettolohnsumme von rund 9,45 Milliarden Euro sowie etwa 0,9 Prozent des gesamten Jahresarbeitsvolumens.

"Alle Beschäftigten mit einem Kurzzeitkonto könnten fast sechs Tage freinehmen, dann wären die gesamten Stundenbestände abgebaut", sagte Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen am IAB.

Die Nutzung von Arbeitszeitkonten hat in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen. Während 2013 lediglich 15 Prozent der Betriebe Kurzzeitkonten anboten, waren es 2023 bereits 29 Prozent. Der Anteil der Beschäftigten mit einem Kurzzeitkonto stieg im selben Zeitraum von rund 25 auf 37 Prozent. Im Durchschnitt hatten Beschäftigte mit einem solchen Konto im vierten Quartal 2023 gut 30 Plusstunden angesammelt – 2013 waren es noch 35 Stunden. 

Beruf und Privatleben besser verzahnt

"Die steigende Zahl der Beschäftigten, die ein solches Konto nutzen, und der gewachsene Stundensaldo zeigen die zunehmende Bedeutung flexibler Arbeitszeitgestaltung", betonte IAB-Forscherin Susanne Wanger. Für viele Beschäftigte verbessere sie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – ein Faktor zur Stärkung des Arbeitskräfteangebots, ergänzte Anja Warning vom IAB.

Besonders viele Plusstunden seien mit 84 Millionen im Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur verbucht worden, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen (65 Millionen), den wirtschaftlichen Dienstleistungen (43 Millionen) sowie der öffentlichen Verwaltung (38 Millionen).

Die Analyse basiert auf Daten der IAB-Stellenerhebung, einer repräsentativen Arbeitgeberbefragung. Zwischen 2013 und 2023 wurden dafür Angaben von insgesamt rund 157.000 Betrieben ausgewertet. Allein im Jahr 2023 nahmen 16.171 Betriebe an der Befragung teil.

dpa

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