Sie sind die Birkenstocks Indiens: Kolhapuri-Sandalen. Auch beim Modekonzern Prada findet man offenbar Gefallen an dem seit Jahrhunderten überlieferten Design. Bei der Mailänder Fashion Week vorgestellte Sandalen erinnern stark an die indischen Kult-Treter. Indische Händler wittern nun ihre Chance.

Der italienische Modekonzern Prada hat Ärger in Indien. Dort fühlen sich Schuhhändler und Handwerker in ihrem Nationalstolz gekränkt. Der Grund: Das Luxusunternehmen hat vergangene Woche auf der Mailänder Fashion Week neue Sandalen vorgestellt, die stark an die indischen "Kolhapuri"-Lederschuhe erinnern, deren Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Prada räumte später ein, dass die Modelle von antiken indischen Designs inspiriert sind. Prada versucht, die Wogen zu glätten. In einer Erklärung gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters hieß es, man wolle die Sandalen nun in Zusammenarbeit mit lokalen Herstellern in Indien herstellen.

Der Absatz der "Kolhapuri"-Sandalen - benannt nach einer historischen Stadt im Bundesstaat Maharashtra - ist in der vergangenen Woche sprunghaft gestiegen. "Prada 0 : Kolhapur 1", heißt es in einem Instagram-Beitrag des Internethändlers Shopkop. Dessen Gründer Rahul Parasu Kamble hat in einem offenen Brief an die Italiener darauf hingewiesen, dass das Schuhwerk "von Tradition durchdrungen" sei. 36.000 Mal wurde der Beitrag in den sozialen Medien geteilt. "Ich habe die Kontroverse als Möglichkeit gesehen, für Kolhapuri Werbung zu machen", sagt der 33-Jährige. Er hat seinen Absatz innerhalb von drei Tagen verfünffacht.

Indiens Luxusmarkt ist klein, wächst aber. Reiche geben viel Geld für teure Autos und Uhren aus. Prada führt kein einziges Einzelhandelsgeschäft auf dem Subkontinent. Seine Herren-Ledersandalen gibt es ab 844 Dollar, Kolhapuris sind dagegen schon ab zwölf Dollar zu haben.

"Ein Stück von dem, was die Welt bejubelt"

Doch die Verbindung des Namens Prada mit den Kolhapuri-Sandalen, die von rund 7000 Kunsthandwerkern hergestellt werden, bietet für manche eine Geschäftschance. Das in Mumbai ansässige Unternehmen Ira Soles schaltet neue Anzeigen auf Facebook und Instagram. Darin werden 32 Dollar teure "Handgefertigte Kolhapuris in Hellbraun" angekündigt, "die gerade bei Prada über den Laufsteg gelaufen sind … Begrenzter Vorrat. Weltweite Aufmerksamkeit. Besitzen Sie ein Stück von dem, was die Welt bejubelt."

Der Internethändler Niira bietet bis zu 50 Prozent Rabatt auf seine Kolhapuri-Pantoffeln. Der Absatz der 18-Dollar-Sandalen habe sich verdreifacht, sagte Gründer Nishant Raut. "Warum kann eine indische Marke namens Kolhapuri nicht so groß werden wie Birkenstock?"

Kolhapuri-Sandalen, auch Chappals genannt, werden in kleinen Fabriken handgefertigt. Sie werden oft mit indischer Kleidung kombiniert. Bereits im Jahr 2021 prognostizierte die indische Regierung, dass Sandalen einen jährlichen Exportwert von einer Milliarde Dollar erreichen könnten. Obwohl aktuelle Schätzungen noch nicht vorliegen, berichteten Handwerker bislang von einem eher schleppenden Geschäft - auch, weil die Verbraucher zunehmend modischere, hochwertigere Schuhe bevorzugen.

Dennoch haucht die Prada-Kontroverse dem Handwerk neues Leben ein. Lalit Gandhi, Präsident der wichtigsten Industrielobby in Maharashtra, bezeichnet es als "aussterbende Kunst". Man sei nun aber in Gesprächen mit Prada, um eine Co-Branding-Sandale in limitierter Auflage zu entwickeln.

Auch der 50-jährige Kunsthandwerker Ashok Doiphode aus Kolhapur hofft auf einen Aufschwung durch die Prada-Geschichte. Er näht täglich neun Stunden lang Sandalen von Hand. Dennoch kann er ein Paar nur für etwa fünf Dollar verkaufen. "Wenn große Unternehmen wie Prada kommen, können Handwerker wie ich einen guten Preis erzielen."

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