Die eigenen vier Wände sind für viele Menschen ein Lebenstraum. Aber genau dieser Wunsch scheint jetzt in weite Ferne zu rücken. Denn: Wohnimmobilien werden immer teurer. Die Preise haben im ersten Quartal des Jahres um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zugelegt. Das geht aus dem Häuserpreisindex des Statistischen Bundesamtes hervor.

Im Vergleich zum Vorquartal haben sich die Kosten um 1,4 Prozent erhöht. Damit sind Wohnimmobilien bereits zum zweiten Mal in Folge teurer geworden, nachdem die Preise zuvor seit dem 4. Quartal 2022 durchgängig gesunken waren.

Wo Wohnungen besonders teuer geworden sind

Wohnungen kosteten in den sieben größten Städten des Landes 3,8 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. In kreisfreien Großstädten verteuerten sie sich sogar um durchschnittlich 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Und: Auch in dichter besiedelten ländlichen Kreisen zahlten Käufer etwa 4,1 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.

Ein- und Zweifamilienhäuser verteuerten sich ebenfalls in den meisten Regionen: In kreisfreien Großstädten außerhalb der sieben größten Städte stiegen die Preise um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. In dünn besiedelten, eher ländlichen Kreisen erhöhten sich die Preise im Durchschnitt um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.

Aber: Während die Preise für Wohnimmobilien anziehen und die Hürden für Käufer steigen, zeichnet sich am Zinsmarkt Entspannung ab – und das eröffnet neue Chancen. Janina Ellen Sari, sie ist Head of Mortgage bei Urbyo, sieht auch Positives in der aktuellen Situation. Mit einer cleveren Finanzierungs- und Sparstrategie lasse sich jetzt das Maximum aus dem Eigenkapital herausholen.

Sari hat selbst hunderte Immobilien und sich in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Fachwissen zu Baufinanzierungen erarbeitet. Sie sagt: „Die Inflation in Deutschland liegt aktuell wieder bei rund zwei Prozent. Das verschafft der Europäischen Zentralbank ordentlich Spielraum.“

Warum die EZB aktuell Käufern in die Karten spielt

Die EZB steckt mitten in einer Reihenabfolge von Zinssenkungen – seit Juni 2024 wurden die Leitzinsen achtmal in Folge gesenkt. Bevor diese Entwicklung begann, erreichte der Spitzenwert im Sommer 2023 einen Rekord: Der Depotzins lag bei vier Prozent, während der Hauptrefinanzierungssatz bis zu 4,5 Prozent betrug – das war der höchste Stand seit Einführung des Euro.

Der Hauptrefinanzierungssatz liegt inzwischen bei nur noch 2,15 Prozent. Das hat auch Auswirkungen auf die Bauzinsen. Expertin Sari erklärt: „Aktuell bekommt man Baufinanzierungen mit zehnjähriger Sollzinsbindung schon ab rund 3,3 bis 3,5 Prozent.“ Mit Top-Bonität seien sogar Angebote knapp unter drei Prozent drin.

„Im Vergleich zur Hochphase der Zinsen im letzten Jahr ist das eine spürbare Entlastung – und ein echter Gamechanger für alle, die kaufen oder bauen wollen“, findet die Expertin. Weniger Zinsen würden immer mehr Spielraum bedeuten. „Wer heute einen Kredit über 300.000 Euro aufnimmt, zahlt über zehn Jahre hinweg schnell Zehntausende Euro weniger als noch vor einem Jahr. Und das ist Geld, das man anderswo deutlich besser investieren oder zur Seite legen kann.“

Die steigenden Preise seien ein Indiz dafür, dass sich der Markt sortiert habe – „und wer clever ist, kann jetzt gezielt zuschlagen“, betont Sari. Heißt: Wer Eigenkapital mitbringt und langfristig plant, habe „jetzt die Chance auf günstige Finanzierung und solides Wertsteigerungspotenzial“.

So lässt sich mit der Sondertilgung noch sparen

Für alle, die bereits eine Immobilie besitzen und einen laufenden Kredit bedienen, lohne sich derzeit ein ganz genauer Blick auf die Sondertilgungsoption im Vertrag – „denn Sondertilgungen bringen aktuell oft mehr als Tagesgeld“, empfiehlt die Fachfrau.

Während die Bauzinsen vieler Darlehen in den vergangenen Jahren zwischen drei und fünf Prozent gelegen haben, werfen viele Tagesgeldkonten lediglich 2 bis 2,5 Prozent ab – und das noch vor Steuern. „Wer also überschüssiges Geld direkt in die Rückzahlung seines Kredits steckt, spart effektiv mehr Zinsen, als durch Tagesgeldzinsen hereinkäme – ganz ohne Kursrisiko oder Steuerabzug“, betont Immobilienprofi Sari.

Besonders in den ersten Jahren der Finanzierung könne sich das bemerkbar machen, da hier der Zinsanteil an der Rate am höchsten ist. „Wichtig dabei: Rücklagen für Notfälle sollten trotzdem auf dem Tagesgeldkonto bleiben – aber wer darüber hinaus finanzielle Spielräume hat, kann von einer Sondertilgung profitieren.“

Lea M. Oetjen schreibt seit 2025 als Redakteurin für die WELT. Für ihre Arbeit erhielt sie den „Axel Springer Preis“. Thematisch liegt ihr Schwerpunkt bei Finanzen, Immobilien, Geldanlage, Wirtschaft, Börse und Social Media.

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