Entgegen den Erwartungen von Ökonomen sank im Mai der Umsatz im Einzelhandel. Und zwar deutlich, inflationsbereinigt um 1,6 Prozent. "Größere und nachhaltige Konsumsprünge" erwartet ein Experte vorerst nicht.

Der deutsche Einzelhandel hat im Mai überraschend einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen. Der Umsatz sank um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Real, also inflationsbereinigt, fiel der Rückgang mit 1,6 Prozent noch größer aus. Ein größeres Minus gab es zuletzt im Oktober 2022. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hier mit einem Wachstum von 0,5 Prozent gerechnet, nachdem es bereits im April ein Minus von 0,6 Prozent gegeben hatte.

"Der deutliche Umsatzrückgang überrascht ziemlich", kommentierte Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank die Entwicklung. Zwar könne es im Juni zu einer Gegenbewegung kommen. "Größere und nachhaltige Konsumsprünge sind vorerst nicht zu erwarten", sagte Krüger. Das Konsumklima in Deutschland bessere sich einfach nicht.

Das hat auch Konsequenzen für die Konjunkturentwicklung in Deutschland insgesamt. Wachsende Konsumausgaben der Verbraucher trugen noch im ersten Quartal dazu bei, dass Europas größte Volkswirtschaft mit 0,4 Prozent überraschend kräftig wuchs. "Das gute Wachstum im ersten Quartal wird sich damit nicht wiederholen lassen", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, angesichts des schwachen Frühjahrsgeschäfts im Einzelhandel.

Sparneigung wegen "anhaltender Verunsicherung"

Der Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln sank im Mai im Vergleich zum Vormonat real um 1,3 Prozent. Bei Nicht-Lebensmitteln verbuchten die Händler sogar ein Minus von 2,2 Prozent. Auch der Internet- und Versandhandel konnte sich dem Abwärtstrend nicht entziehen: Hier sanken die Umsätze um 1,4 Prozent. Immerhin: Im Vergleich zum Vorjahresmonat zogen die Umsätze noch an, und zwar um real 1,6 Prozent.

Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich zuletzt wieder eingetrübt. Das für Juli berechnete Konsumklima-Barometer sank um 0,3 Punkte auf minus 20,3 Zähler, wie die GfK-Marktforscher und das Nürnberger Institut für Marktentscheidungen (NIM) bei ihrer Umfrage unter rund 2000 Personen ermittelten.

"Nach zuvor drei Anstiegen in Folge muss das Konsumklima damit wieder einen kleinen Dämpfer hinnehmen", erklärte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. "Dafür ist vor allem die gestiegene Sparneigung verantwortlich." Sie konterkariere derzeit die positiven Impulse durch verbesserte Einkommensaussichten. "Eine hohe Sparneigung der Konsumenten ist auch Ausdruck ihrer anhaltenden Verunsicherung und damit fehlender Planungssicherheit."

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