Der UNO-Sitz in Genf wird am Freitag zu einem wichtigen Schauplatz im Konflikt zwischen Israel und Iran. Dann wagen Irans Aussenminister und seine Amtskollegen aus Deutschland, Grossbritannien und Frankreich gemeinsam mit der EU-Aussenbeauftragten einen diplomatischen Vorstoss zur Deeskalation. Auch die USA erklären, die Tür für Verhandlungen sei noch offen.
Ob die Diplomatie noch eine Chance hat, während sich die Gewaltspirale weiter dreht, wird sich zeigen. Die SRF-Korrespondenten in Nahost, Deutschland und den USA fassen die jeweiligen Standpunkte zusammen.
Die Golfstaaten – Sorge vor Flächenbrand
Die Staaten auf der Arabischen Halbinsel, vor allem Saudi-Arabien, sehen die Entwicklungen in der Region mit Sorge. Sie wollen einen Flächenbrand verhindern und sind an einer raschen Lösung interessiert.
«Wenn dieser Krieg weiter eskaliert, droht eine Destabilisierung des gesamten Nahen Ostens. Darum bemühen sie sich derzeit mehrere Golfstaaten intensiv um eine diplomatische Lösung – namentlich Katar, der Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Sie alle haben gute Beziehungen nach Washington – wie auch nach Teheran. Und: Sie haben auch ein grosses Eigeninteresse daran, dass der Konflikt nicht weiter eskaliert. Sollten die USA in den Krieg einsteigen, droht der Iran damit, die Strasse von Hormus zu blockieren. Jene Meerenge also, die als einer der wichtigsten Handelswege für Öl und Gas gilt. Wenn dieser Handelsweg zu ist, dürfte das auch die ölreichen Golfmonarchien empfindlich treffen.»

Europa – Krisenmission als Drahtseilakt
Westliche Staaten wie Deutschland, Frankreich und Grossbritannien wollen den Iran zurück an den Verhandlungstisch bringen. Sie wollen Teheran bei seinen Atomvorhaben zum Einlenken bewegen und so zur Deeskalation beitragen. Der Vorstoss kommt vom deutschen Aussenminister Johann Wadephul. Er war bereits im Nahen Osten auf Krisenmission.
«Für Deutschland ist es ein diplomatischer Drahtseilakt. Zwar hat die Bundesrepublik gute Kontakte zum Iran, unterhält von allen europäischen Staaten die grösste diplomatische Vertretung in Teheran. Gleichzeitig ist Israels Existenzsicherung aber auch deutsche Staatsräson. Bundeskanzler Friedrich Merz betont, fest an der Seite Israels zu stehen. Gleichzeitig kritisiert er das harte Vorgehen der Regierung Netanjahu im Gazastreifen scharf. Diese Balance zwischen Solidarität und Kritik verschafft Deutschland Glaubwürdigkeit und damit mehr diplomatisches Gewicht.»
USA – Dilemma zwischen Chance und Krieg
Noch vor Kurzem wollte US-Präsident Donald Trump einen Atomdeal zustande bringen. Jetzt ist gar die Rede von einem möglichen Kriegseintritt der USA. Am Donnerstag hiess es: Trump werde innerhalb der nächsten zwei Wochen entscheiden, ob die USA Iran angreifen.
«Trump hat zwar laut Wall Street Journal die amerikanischen Angriffspläne bereits grundsätzlich genehmigt – doch er zögert noch. Denn Trump steht vor einem Dilemma: Einerseits bietet sich ihm die vielleicht einmalige Chance, das iranische Atomprogramm entscheidend zu treffen. Andererseits will Trump die USA aus fremden Kriegen heraushalten – und das ist nicht nur ein Lippenbekenntnis. Trump bevorzugt ein Abkommen, und deshalb sagt er auch: Er werde seine Entscheidung bis zur letzten Sekunde hinauszögern.»
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