Der Goldpreis ist enorm gestiegen, alte Schubladen-Schätzchen können jetzt hübsche Summen einbringen. Wie verhindere ich, beim Gold-Verkauf über den Tisch gezogen zu werden?

Ob Gold eine gute Wertanlage ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Einerseits wird das Edelmetall in den Augen der Menschen wohl immer etwas wert sein. Andererseits kann niemand seriös vorhersagen, ob das in fünf Jahren mehr oder weniger sein wird als heute – und Zinsen oder Dividenden zahlt Gold auch nicht. 

Fest steht: Die Deutschen sitzen auf einem gigantischen Goldschatz. Unglaubliche 9000 Tonnen Gold befinden sich hierzulande in Privatbesitz, hat die Steinbeis-Hochschule Berlin ermittelt. Immerhin sechs von zehn Bundesbürgern horten laut der Studie etwas von dem Edelmetall – in Form von Barren, Münzen oder Schmuck. 

Der Wert dieses Schatzes ist in den letzten Jahren enorm gestiegen, denn der Goldpreis befindet sich auf Rekordniveau. Manch einer mag sich da an dieses eine alte Schmuckstück erinnern, das seit Jahren unangetastet in der Schublade liegt. Oder an die geerbte Münzsammlung, für die man ja eigentlich gar keine Verwendung hat. Und sich fragen: Soll ich mein Gold jetzt zu Geld machen und wenn ja, wie stelle ich das am besten an?

Ist aktuell ein guter Zeitpunkt, um Gold zu verkaufen?

Es gab jedenfalls schon schlechtere Zeitpunkte, denn der Marktpreis ist historisch hoch. Fast 3000 Euro ist eine Feinunze Gold aktuell wert. Das ist ein Drittel mehr als vor einem Jahr und etwa doppelt so viel vor fünf Jahren. Um die Jahrtausendwende lag der Goldpreis sogar nur bei einem Zehntel des heutigen Wertes. 

Goldpreise Soll ich jetzt noch Gold kaufen?

Andererseits schätzen es manche Anleger angesichts geopolitischer Unsicherheiten gerade jetzt, ein bisschen Gold zu besitzen – als Absicherung gegen mögliche Börsencrashs oder als Inflationsschutz. Manche Experten prophezeien zudem weiter steigende Goldkurse, wobei solche Prognosen mit Vorsicht zu genießen sind. Ob man sein Gold jetzt zu Geld machen will oder nicht, bleibt letztlich eine individuelle Entscheidung. 

Wie erkenne ich, was mein alter Goldschmuck wert ist?

Selbst der Volksmund weiß, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Wie verhält es sich nun mit Omas alter Halskette? Der ideelle Wert spiele für professionelle Käufer in der Regel ebenso wenig eine Rolle wie das Design, sagt Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW. "Bei Schmuck zählt meistens allein der Materialwert." Diesen könne man oft sogar selbst ermitteln, sagt Scherfling. Dann nämlich, wenn der Wertgegenstand eine Gravur enthält, die den Goldgehalt angibt. 

Die Zahl "333" zum Beispiel bedeutet, dass das Schmuckstück zu einem Drittel aus Gold besteht, bei "750" sind es drei Viertel. Mit einer Briefwaage lässt sich das Gesamtgewicht bestimmen, multipliziert mit 0,333 beziehungsweise 0,75 ergibt sich in den beiden Beispielen das Goldgewicht in Gramm. Eine Feinunze Gold entspricht 31,1 Gramm. Ein Gramm Feingold ist demnach derzeit rund 95 Euro wert. 

Wer den ungefähren Materialwert seines Schmuckstücks kennt, kann Kaufangebote entsprechend einordnen. Besonders kunstvolle Stücke können auch mehr als den Materialwert einbringen, in der Regel muss man aber eher mit einem Abschlag zum Marktpreis rechnen. "Für eine Goldkette mit Materialwert von 500 Euro liegt ein Angebot über 450 Euro im seriösen Bereich", sagt Experte Scherfling. "Wenn der Käufer nur 300 Euro bietet, weiß ich, dass er mich über den Tisch zieht."

Was ist mit Barren, Münzen oder Zahngold?

Je nachdem in welcher Form das Gold vorliegt, kann es sehr unterschiedlich schwer sein, den Wert zu bestimmen. "Bei einem zertifizierten Goldbarren ist das Gewicht und der Goldgehalt klar angegeben, und ich kann online nachgucken, was er beim aktuellen Goldkurs wert ist", sagt Scherfling. Bei goldenen Zahnkronen hingegen sei das nicht möglich, deren Wert müsse ein Experte schätzen. Dabei kommt es auch auf den Zustand an: Bei einem Praxistest der Stiftung Warentest wollten manche Händler Zahngold mit Keramikresten gar nicht annehmen.

Bei Münzen wiederum unterscheidet man zwischen Sammlermünzen und Anlagemünzen. Für Erstere bekommt man nur das, was ein anderer Sammler zu zahlen bereit ist (sofern man überhaupt einen Interessenten findet). Anlagemünzen wie der Krügerrand haben dagegen einen standardisierten Materialwert, der den Verkaufspreis bestimmt. Kratzer können dazu führen, dass Käufer weniger zahlen. Am besten ist es, wenn die Münzen noch originalverpackt sind.

Wie finde ich einen Käufer?

Verbraucherschützer Scherfling nennt grundsätzlich drei Wege, um Gold zu verkaufen. Der erste: "Sich einen Nachmittag Zeit nehmen und verschiedene Juweliere und Goldhändler in der Stadt abklappern." So erhält man relativ schnell, verschiedene konkrete Angebote. Der Nachteil, gerade bei größeren Reichtümern: Man muss das Gold mit sich herumschleppen und aufpassen, nicht zum Ziel von Kriminellen zu werden. Ratsam sei es daher in jedem Fall, eine zweite Person als Verstärkung mitzunehmen, sagt Scherfling. So hat man auch gleich einen Zeugen beim Verkaufsgespräch dabei.

Ökobilanz Wie dreckig ist Gold?

Wer nicht mobil ist oder eine umfangreiche Schmuck- und Münzsammlung nicht von Geschäft zu Geschäft tragen will, kann diese auch von einem Experten bei sich zu Hause begutachten lassen. Klingt bequem, hat aber ebenfalls seine Nachteile. Um mehrere Angebote zu bekommen, muss man mehrere potenzielle Käufer antanzen lassen. Und: "Man sollte sehr genau schauen, wen man sich ins Haus holt", warnt Scherfling. Man kann schließlich auch in den eigenen vier Wänden übers Ohr gehauen werden. Im schlimmsten Fall könnten Kriminelle den Ort für einen späteren Einbruch ausspähen.

Die dritte Möglichkeit ist der Online-Verkauf. Dieser Weg eignet sich am ehesten für Münzen und Barren, die zu Standardpreisen gehandelt werden. Vertrauenswürdige Anbieter findet man zum Beispiel auf der Vergleichsseite gold.de. Allerdings muss man beim Onlineverkauf im Grunde immer in Vorkasse gehen: Erst gibt man sein Gold aus der Hand, und erst später bekommt man sein Geld. Es bleibt ein Versandrisiko, das man wiederum gegen Geld absichern muss. Und wenn man Betrügern aufsitzt, ist das Gold einfach weg. 

Worauf muss ich beim Verkauf achten?

Der wichtigste Tipp, um beim Goldverkauf nicht übers Ohr gehauen zu werden, lautet: mehrere Angebote vergleichen. Denn gerade bei Schmuck können die Angebote von Goldankäufern ganz erstaunlich variieren, wie kürzlich ein Praxistest der Stiftung Warentest ergab: Für ein und dasselbe goldene Armband erhielt die Testperson bei zehn Berliner Goldhändlern Angebote zwischen unter 1500 und mehr als 2100 Euro.

Ins Geschäft sollte man am besten in Begleitung gehen und sein Gold bis zum Verkauf nicht aus den Augen lassen. Wenn der potenzielle Käufer mit dem Schmuckstück zur Begutachtung allein im Hinterzimmer verschwinden will, sei das kein gutes Zeichen, sagt Verbraucherschützer Scherfling. Zertifizierte Goldankäufer findet man auf der Seite des Berufsverbands des Deutschen Münzenfachhandels. 

Hoher Goldpreis Soll ich Gold verkaufen und gleich wieder nachkaufen?

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Besondere Vorsicht gilt bei dubiosen Händlern, die in Flyern oder Anzeigen marktschreierisch die tollsten Angebote versprechen. Die Polizei warnte zuletzt vielerorts vor fahrenden Pelz- und Goldankäufern, die sich immer nur für wenige Tage in einer Stadt niederlassen, um Laien mit schlechten Preisen zu übervorteilen. "Leider ist der Goldankauf derzeit auch für Betrüger ein interessantes Geschäftsfeld", sagt Verbraucherschützer Scherfling. Im Zweifel gilt: "Gehen Sie lieber zu einem Händler, der seit Jahren vor Ort ist und nicht in irgendeine Klitsche, die letzte Woche noch nicht da war." 

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