Trotz der gesunkenen Inflation schätzen in Deutschland über 60 Prozent der Menschen die wirtschaftliche Lage als negativ ein. Nur in zwei Ländern sind die Verbraucher in Europa noch skeptischer.
Die Verbraucher in Deutschland blicken noch skeptischer auf ihre wirtschaftliche Situation als vor einem Jahr. In einer Umfrage der Boston Consulting Group (BDG) gaben 62 Prozent der Menschen in Deutschland an, die wirtschaftliche Lage als negativ einzuschätzen. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Europaweit gab es mit jeweils über 70 Prozent noch skeptischere Einschätzungen in Frankreich und Großbritannien. In Skandinavien sind es dagegen nur 36 Prozent. Die Boston Consulting Group (BCG) hat für die Umfrage 16.000 Verbraucherinnen und Verbraucher in neun europäischen Ländern befragt
Dabei äußerten zwei Drittel der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland auch Unzufriedenheit mit dem politischen Klima. Zudem sorgt sich fast ein Drittel der Menschen hierzulande um ihre persönliche finanzielle Situation - verglichen mit nur 25 Prozent im Vorjahr. Trotz sinkender Inflationsraten befürchten 70 Prozent der Befragten weitere Preiserhöhungen.
Deutsche Verbraucher wollen mehr sparen
Folge sind oft der Wunsch, stärker zu sparen und Rabatte zu suchen. 39 Prozent der Deutschen gaben an, zusätzliches Einkommen sparen zu wollen - mehr als in jedem anderen europäischen Land.
Nur bei Lebensmitteln haben die Deutschen ihre Ausgaben erhöht, was vor allem an der Inflation lag. In allen anderen Produktgruppen sanken die getätigten oder geplanten Käufe. Besonders betroffen seien Mode und Möbel. Spontankäufe seien seltener. Stattdessen werde gezielt nach Rabatten gesucht. Je nach Produktkategorie seien zwischen 60 und 75 Prozent der deutschen Verbraucher bereit, für günstigere Angebote auf andere Marken auszuweichen.
"Preis schlägt Marke"
Insgesamt spielt das Preis-Leistungs-Verhältnis immer noch die entscheidende Rolle in Deutschland. Kriterien wie Regionalität oder Nachhaltigkeit rangieren meist auf den hinteren Plätzen. Sie verlieren deutlich an Relevanz, sobald der Preisunterschied zu groß wird.
Nur 16 Prozent wären bereit, einen Aufpreis für klimafreundlichere Produkte zu zahlen, ein Rückgang um vier Punkte im Vergleich zum Vorjahr. "Preis schlägt Marke, Nutzen sticht Image - diese Mechanik prägt aktuell viele Kaufentscheidungen", so von Funck.
Unterschätzen Verbraucher die Zoll-Risiken?
Geopolitische Risiken spielen dagegen in der Wahrnehmung der europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher keine allzu große Rolle. Obwohl die Umfrage mit der Ankündigung globaler Zollerhöhungen durch die US-Regierung Anfang April zusammenfiel, gab dies weniger als einem Drittel der befragten Europäer Anlass zur Sorge.
"Verbraucher konzentrieren sich auf sichtbare Preiserhöhungen und unterschätzen, wie stark Handelskonflikte Preise und Angebot beeinflussen können", sagte Karin von Funck, Senior Partnerin und Konsumgüterexpertin bei BCG.
Inflation unter EZB-Ziel gefallen
Im Mai war die Teuerungsrate in den 20 Ländern der Eurozone laut einer ersten Schätzung des Statistikamts Eurostat auf 1,9 Prozent gesunken. Damit liegt die Teuerung in der Eurozone nicht nur auf dem niedrigsten Stand seit September 2024, sondern sogar unter dem Inflationsziel der EZB von 2,0 Prozent.
Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde waren angesichts einer abebbenden Teuerungsrate Mitte 2024 auf einen Zinssenkungskurs umgeschwenkt. Seitdem haben sie die Schlüsselsätze bereits acht Mal nach unten gesetzt - der jüngste Schritt erfolgte in der vergangenen Woche. Der am Finanzmarkt richtungsweisende und auch für Sparer wichtige Einlagensatz liegt inzwischen bei 2,0 Prozent.
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