Und dann sprachen Donald Trump und Friedrich Merz schon wieder über etwas anderes. Über Trumps Telefonat mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping zum Beispiel. Oder über Trumps Travel-Ban, sein Einreiseverbot für Bürgerinnen und Bürger aus zwölf Länder, das er am späten Vorabend verkündet hatte. Sie sprachen über Elon Musk, immer wieder über Musk, mit dem Trump vor versammelter Weltpresse einen Streit eskalierte, den selbst das an Streitereien nicht arme Weisse Haus so noch nicht gesehen hat.

Eine Dreiviertelstunde dauerte der öffentliche Teil dieses Treffens zwischen dem amerikanischen Präsidenten und dem deutschen Bundeskanzler – dieser offenen Fragerunde im Oval Office, die für den Gast zu einem Desaster werden kann. Eine Dreiviertelstunde. Und Trump wurde zu allem befragt, und er redete zu allem, er redete viel, 40 der 45 Minuten lang sprach er (abzüglich der Fragen). Nur zu Deutschland und zu Europa sprach er kaum. Und das sagt viel über das Verhältnis zwischen den USA und Europa aus. Der alte Kontinent ist zur Nebensache geworden.

Gar keine so schlechte Nachricht für Europa

Trump behandelte Merz freundschaftlich, etwas kühl vielleicht, aber freundschaftlich. Das ist schon viel nach den Zerwürfnissen mit Angela Merkel während Trumps erster Präsidentschaft. Und es ist schon viel für Europa nach all den Aussagen von Trump, Vizepräsident JD Vance oder auch Aussenminister Marco Rubio in diesem Jahr. Und es ist vielleicht auch gar keine so schlechte Nachricht für Europa.

Das Verhältnis zwischen den USA und Europa war immer geprägt von einem Auf und Ab. Mit ernsthaften strategischen Debatten über die Kriege im Irak und in Afghanistan, aber auch schon Vietnam. Heute sind die Differenzen zwischen den USA und Europa gleichzeitig wirtschaftlich, strategisch und ideologisch.

Verbündeter, Rivale oder Gegner?

Die amerikanische Feindseligkeit, die Europa in diesen Debatten zu spüren bekam oder zu verspüren glaubte, waren für den alten Kontinent ein ziemlicher Schock. Es stellte sich unweigerlich die Frage, ob die USA unter Präsident Trump für Europa noch ein Verbündeter, oder nicht vielmehr ein Rivale oder gar ein Gegner seien.

Zumindest dafür gab es während dieses Besuches von Friedrich Merz im Oval Office keinen Anhaltspunkt. Das viel grössere Problem, das durchdrückte, war etwas anderes: Dass die USA unter Donald Trump das Interesse an Europa verlieren könnten und dass sie das Interesse an diesem Krieg inmitten Europas verlieren könnten. Und dass sie das Interesse verlieren könnten, sich für ein Ende dieses Krieges zu engagieren. Das wiederum wäre überhaupt nicht im Interesse Europas.

 

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