Am Ende ging es ganz schnell: Ole Werner, seit dreieinhalb Jahren geschätzter Cheftrainer von Werder Bremen, lehnte erst die Vertragsverlängerung ab, die ihm der Klub angeboten hatte, am nächsten Tag zog der Verein Konsequenzen und beendete die Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung.
Das ist eine bemerkenswerte Entwicklung. Denn eigentlich war die Zusammenarbeit von Werder und Werner sehr erfolgreich und von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Der 37-Jährige führte Bremen erst zum direkten Wiederaufstieg und entwickelte die Mannschaft in der Folge kontinuierlich weiter, was sich in den Ergebnissen niederschlug. Bremen schnitt jedes Jahr besser ab und verpasste zweimal in Folge nur knapp die Qualifikation zum Europa-Pokal. Normalerweise keine Situation, in der man sich trennt.
Finanziell sieht es in Bremen trist aus
Die Romantiker unter den Werder-Anhängern (nicht alle!) sahen Werner schon auf den Spuren der beiden Klub-Großtrainer Otto Rehhagel und Thomas Schaaf wandeln, die mit ihren Erfolgen und langen Amtszeiten jeweils eine Ära begründeten. Werner schien der ideale Kandidat, um in die großen Fußstapfen seiner legendären Vorgänger zu treten. Norddeutsch kühl und sachlich, dennoch mit Leidenschaft und einer Portion trockenen Humors versehen – so kam Werner rüber.
Die Erfolge sprachen für sich. Es funktionierte. Dreieinhalb Jahre lang.
Das Problem mit der Romantik ist nur, dass sie meist begrenzt mit der Realität zu tun hat. Zur tristen Wirklichkeit in Bremen zählt, dass der Verein finanziell hart kalkulieren muss. Der direkten Konkurrenz aus der Mittelklasse der Liga steht mehr Geld zur Verfügung.
Werner legte kürzlich den Finger in die Wunde, als er in einer Medienrunde vor den letzten Spieltagen die Leistungen des Teams lobte. Man habe Aussicht auf die Europapokal-Plätze, obwohl "wir hier drei Jahre bezahlen wie ein Abstiegskandidat."

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Nun war Werner von Anfang klar, dass er bei einem Engagement in Bremen finanziell nur beschränkte Möglichkeiten hat. Was ihn aber letztlich an den Perspektiven Werders und damit seiner eigenen hat zweifeln lassen, war seine Unzufriedenheit mit Kaderplanung und Scouting.
Der Trainer soll sich, wie die Werder-News-Seite "Die Deichstube" berichtet, schon in der vergangenen Sommerpause mehr Fluktuation im Kader gewünscht haben. Offenbar hat er oft nicht die Spieler bekommen, die er sich gewünscht hat.
Werder Bremen soll Nachfolger für Ole Werner im Blick haben
Aus diesem Grund hatte Werner das Angebot zur Vertragsverlängerung zunächst liegen gelassen. Vielleicht wollte er den Saisonausgang und die Entwicklungen abwarten. Ob er mit dem Erreichen der Europa-League-Qualifikation möglicherweise geblieben wäre, ist eine offene Frage. Am Ende hat der ehrgeizige Trainer einsehen müssen: Für ihn sind die Perspektiven an der Weser beschränkt und der Verein wird von seiner grundsätzlichen Linie nicht abweichen.
Die Ablehnung des neuen Vertrags begründete Werner stocknüchtern: "Wenn ein gewisser Punkt erreicht ist, gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten: Entweder man sorgt für Veränderungen um einen Trainer herum oder man ändert etwas an der Trainerposition."
Die "Veränderungen um einen Trainer herum" sah Werner nicht. Und zog jenseits jeder Romantik und ehrlicher Zuneigung zum Verein die Konsequenzen. Dass Werder sich wiederum keinen Trainer leisten kann, der in einem Jahr sowieso geht, liegt ebenfalls in der Natur der Sache. So gesehen war es eine Trennung nach dem Motto: Wir haben uns sehr lieb, aber es passt nicht mehr. Das ist nur konsequent.
Zum Fußball-Business gehört, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. So soll die Bremer Führung in den vergangenen Monaten bereits Gespräche mit anderen Trainer-Kandidaten geführt haben. Marco Rose (Ex-Leipziger), Lukas Kwasniok (Ex-Paderborner) oder Horst Steffen (Noch-Elversberger) sollen Kandidaten auf die Werner-Nachfolge sein.
Quellen: "Kicker", "Deichstube", DPA
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