Jan Ullrich fasst nach schwierigen Jahren wieder Fuß in seinem Sport, was für das Rad-Idol durchaus emotional ist. Die Entwicklungen im Profizirkus verfolgt der einstige Tour-Sieger genau - und prophezeit einem Deutschen eine große Zukunft.
Wenn Jan Ullrich über "seinen" Radsport spricht, dann beginnen die Augen des einzigen deutschen Tour-de-France-Gewinners zu leuchten. "Ich habe meine Identität wiedergefunden und die ist mit dem Radsport verbunden", sagt Ullrich: "Auf diesem Terrain fühle ich mich einfach wohl." Nach schwierigen Jahren ist das Idol von Millionen wieder angekommen - im Leben und in seinem liebsten Umfeld.
Seit Ullrichs spektakulärem Absturz und der anschließenden harten Rehaphase ist viel passiert. Die Dopingbeichte, die er im November 2023 endlich abgelegt hat, hat dem 51-Jährigen sehr geholfen. Ullrich macht dieser Tage einen gesunden, einen aufgeräumten Eindruck - und verfolgt ambitionierte Projekte. Wie das "Jan Ullrich Cycling Festival" am 17. und 18. Mai in Bad Dürrheim.
"Es geht einfach darum, Leute zusammenzubringen", sagt er über sein Showevent mit Volksfest-Charakter: "Ich bin schon ganz aufgeregt und stolz, dass wir das so auf die Beine gestellt haben." Mit dabei im Schwarzwald: Lance Armstrong, Mario Cipollini, Andreas Klöden und viele mehr. Große Namen aus einer dunklen Ära des Radsports - die aber bis heute fasziniert. Weshalb Ullrich mit seinem Team auf eine große Fan-Resonanz hoffen darf.
Das Festival darf man als Beweis deuten, dass das einstige Jahrhundert-Talent seinen Frieden geschlossen hat mit dem Radsport. Ein geneigter Beobachter der Szene ist er jedenfalls schon länger wieder, ein Experte, der der Sportart in Deutschland trotz augenscheinlicher Probleme eine große Zukunft zutraut.
Ullrich: "Lipowitz kann bei der Tour ganz vorne mitfahren"
Von einem neuen Radsporthype, wie ihn Ullrich mit seinem Sieg bei der Tour de France 1997 ausgelöst hat, ist das Land "nur" eine deutsche Spitzenplatzierung bei den Frankreich-Rundfahrt entfernt, da ist sich der Rostocker sicher. "Die Geschichte hat gezeigt, dass so etwas immer möglich ist - wenn der Fokus auf jemandem liegt, der einen Titel gewinnt, den man nicht für möglich gehalten hat."
Ullrich hat da auch schon einen möglichen Kandidaten im Kopf. "Ich glaube, dass Florian Lipowitz bei der Tour de France künftig ganz vorne mitfahren kann", sagt er über den 24-jährigen Hoffnungsträger vom Team Red Bull-Bora-hansgrohe. Lipowitz, vergangenes Jahr Siebter bei der Vuelta in Spanien und auch in diesem Jahr schon als Gesamtzweiter bei Paris-Nizza überzeugend, sei ein "sehr starker Fahrer" - "er kann mit dem Druck umgehen und hat großes Potenzial."
Und wie sieht Ullrichs persönliche Zukunft im Radsport aus? Rückt er noch näher an die Spitzenfahrer heran, als sportlicher Leiter eines Teams vielleicht? "Nein", sagt Ullrich, "weil andere Projekte mir viel mehr Spaß machen". Seine Expertise will er lieber vor der TV-Kamera einsetzen - oder dazu, jungen Toptalenten zu einem kometenhaften Aufstieg zu verhelfen, wie er ihn selbst Anfang der 90er-Jahre erlebte.
Er könne sich die Arbeit mit Jugendlichen gut vorstellen, betont er: "Die brauchen noch Hilfe, um dranzubleiben und das Radsportfieber aufzusaugen." Ein Fieber, das Ullrich selbst wieder gepackt hat.
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