Der nächste Trainer auf Schalke ist Geschichte. Dass Kees van Wonderen gehen muss, ist allerdings keine Überraschung mehr. Nun beginnt die Suche abermals. Ein Name wird heiß gehandelt. Die Sehnsucht in Gelsenkirchen nach einer nachhaltigen Lösung ist groß.
Dieses Jahrtausend ist gerade einmal 25 Jahre alt und der FC Schalke hat schon 35 Trainer beschäftigt - inklusive aller Interimslösungen sowie Doppel- und Dreifachanstellungen. Der kriselnde Gigant aus Gelsenkirchen hat sich mit diesem ungezügelten Hunger den Titel "Trainer fressendes Monster" verdient. Auf dem aktuellen Beutezug wurde nun Kees van Wonderen verspeist. Der Niederländer hatte seinen Aus bei den Schalkern zum Saisonende zuletzt bereits sehr erfolgreich anmoderiert, als er die Klubführung überraschend derbe in den Senkel stellte.
Die reagierte erst empört und nun konsequent. Aber für die Schalker war es auch keine schwere Entscheidung mehr. Auch wenn sie natürlich das Gegenteil sagen. Die Zeit von van Wonderen war von Beginn an unruhig. Schon nach den ersten, nicht erfolgreichen Spielen gab es Gerüchte über ein Blitz-Aus. Zu groß war die Panik geworden, dass der Klub, der dem eigenen Verständnis nach, noch immer in den Europapokal gehört, in die 3. Liga abstürzen könnte. Der Niederländer blieb und konnte die Mannschaft stabilisieren. Ohne sie aber so sehr weiterzuentwickeln, dass er nachhaltig Werbung für eine Zukunft auf Schalke betreiben konnte.
Was doch offenbar intern für so wenig Wertschätzung sorgte, dass es nach dem erstaunlichen 2:2 zuletzt gegen den Hamburger SV aus van Wonderen herausbrach. Über vier Spiele setzt sich der gemeinsame Weg noch fort, ehe dann ein friedlicher Abschluss geschaffen werden soll. Der Niederländer zieht sich nach der nun offiziell verkündeten Trennung bereits das Büßerhemd an: "Mir ist bewusst, dass Zeit und Ort aus heutiger Sicht nicht optimal waren", wurde er in einer Vereinsmitteilung zitiert.
"Neuer Trainer soll erkennbare Handschrift mitbringen"
Damit endet der nächste Versuch der Schalker, den sich den wild rotierenden Klub sportlich nachhaltig unter Kontrolle zu bringen. Wer nun folgt, unklar. Als Raupe Nimmersatt des Fußballs geht der Klub abermals auf die Suche. Sie soll endlich nachhaltig sein. Das Beuteprofil ist bereits klar umrissen: "Der neue Trainer soll eine erkennbare Handschrift mitbringen, die zur Spielphilosophie von Schalke 04 passt. In aller Kürze: Mit Ball wollen wir mutig und zielstrebig nach vorne spielen, gegen den Ball intensiv und emotional arbeiten", sagte Klubchef Matthias Tillmann. Gespräche mit potenziellen Kandidaten soll es noch keine gegeben haben, dennoch hält sich der Name Markus Anfang hartnäckig in der Gerüchteküche. Erst am Dienstagabend war der vermeintliche Wunschkandidat beim 1. FC Kaiserslautern gefeuert worden - und wäre damit verfügbar.
Er wäre im 25. Jahr dieses neuen Millenniums der 36. Trainer in dieser schillernden Liste an großen Namen und überraschenden Ideen. Da wäre der Jahrhunderttrainer Huub Stevens, der seine große Ära mit den Eurofightern 1997 einläutete und sie 2002 zum ersten Mal beendete. Dreimal kehrte er noch zurück. 2011 folgte er auf Ralf Rangnick, der sich nach einem Burnout während seiner zweiten Amtszeit in Gelsenkirchen zurückgezogen hatte. Zu Beginn der Saison 2012/13 schaffte Stevens mit den "Königsblauen" den bis zu diesem Zeitpunkt besten Bundesligastart der Vereinsgeschichte. Am 16. Dezember 2012 beurlaubte der Klub Stevens nach einer Serie siegloser Spiele und dem Absturz auf Rang sieben. Zwei weitere Interims-Jobs folgten noch.
Gemessen an der Länge der Amtszeit, die 1996 begann, ist Stevens mit 2090 Tagen im Amt der erfolgreichste Trainer. Auf ihn folgen Mirko Slomka (2006 bis 2008), 830 Tage, und Jens Keller mit 660 Tagen. Unter Slomka begann die großartige Karriere von Manuel Neuer, der Trainer ersetzte im November 2006 die langjährige Stammkraft Frank Rost gegen das damals 20 Jahre alte Talent. Am Ende der Saison stand aber wieder einmal nur die Vizemeisterschaft. Am vorletzten Spieltag wurde der mögliche Titel durch eine Niederlage ausgerechnet beim Erzrivalen BVB verspielt. Der "Kicker" schüttete damals ein Füllhorn an Horrornoten aus: Mesut Özil bekam eine glatte fünf, Kevin Kuranyi eine 5,5 und Lincoln, Fabian Ernst und Christian Pander sogar jeweils die Sechs. Nur Neuer überzeugte mit einer 2,0 war aber machtlos. Der VfB Stuttgart jubelte schließlich.
Der historische Absturz unter David Wagner
Richtig wild wurde es auf Schalke auch im Jahr 2020. David Wagner war damals in der Verantwortung. Auf eine starke Hinrunde folgte ein historischer Absturz. Saisonübergreifend blieb Schalke 18 Bundesligaspiele in Serie ohne Sieg. Negativer Höhepunkt dieser Serie war ein 0:8 beim FC Bayern München zum Auftakt der Spielzeit 2020/21. Nach dem darauf folgenden 1:3 gegen Werder Bremen stellte der Verein den Trainer frei. Er war der erst vierte Trainer nach Rinus Michels (Köln 1983), Morten Olsen (Köln 1995) und Dieter Hecking (Hannover 2009), der schon nach dem zweiten Spieltag entlassen wurde. Auf Wagner folgten wilde Ideen: Elf Spiele lang durfte sich Manuel Baum versuchen, ehe Stevens nochmal für zwei Partien einsprang. Dann übernahm der aus der öffentlichen Wahrnehmung längst verschwundene Christian Gross. Ein völlig absurder Versuch, der nach nur einem Sieg aus ebenfalls elf Spielen endete. Acht davon gingen verloren. Kurz vor seiner Entlassung sollen sich mehrere Führungsspieler gegen den Trainer gestellt und seinen Rauswurf gefordert haben. Schalke dementierte.
Schillernde, aber längst vergessene Namen in der Schalker Historie sind auch Fred Rutten und Roberto di Matteo, der als Mann vom FC Chelsea kam. Und eine aufwühlende Zeit erlebte. In der sich zuspitzenden Krise auf Schalke wurde unter anderem Kevin-Prince Boateng freigestellt. Zwei Spieltage später flog auch di Matteo raus.
Ebenfalls nicht rühmlich endete die Zeit von Frank Kramer. Mit ihm startete Schalke im Sommer 2022 nach dem gleichermaßen furiosen wie erfolgreichen Endspurt in der 2. Liga unter dem alten Helden Mike Büskens in die Bundesliga. Schnell wurde Kramer als "Billig"-Lösung der finanziell schwachen "Knappen" bezeichnet. Nach zwölf Spieltagen zog der Klub die Reißleine. Schalke war abgeschlagen letzter, hatte lediglich zwei Spiele gewonnen. Als Cheftrainer folgte Thomas Reis, der die Mannschaft im Abstiegskampf wachrüttelte, aber das Wunder nicht mehr schaffte. Und dennoch war das Umfeld verliebt in diesen kumpeligen Malocher, der nach dem Abstieg aber ebenfalls schnell vom Heldensockel fiel. Mit Kees van Wonderen endet nun die nächste Trainerreise. Und die Suche nach Nummer 36 läuft.
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