Heute feiert mit Dieter Kürten eine wahre TV-Legende seinen 90. Geburtstag. Der langjährige Moderator des "Aktuellen Sportstudios" im ZDF wusste seine Zuschauer stets mit seiner charmanten Art zu begeistern. Nur ein Franz Beckenbauer konnte den gebürtigen Duisburger das eine oder andere Mal verwirren.

"Willst du mich auf den Arm nehmen?": Dieter Kürten war verwirrt. Vor ihm stand der "Kaiser" höchstpersönlich - und bat ihn um ein Autogramm. Doch Franz Beckenbauer blieb hartnäckig: "Na, na, net für mich, für meine Mutter! Schreib: Für Antonie. I woaß a nett wieso, Burschi, aber sie mog di halt gern." Es sollte nicht das einzige Mal sein, dass der "Kaiser" den beliebten ZDF-Moderator in seiner Karriere sprachlos zurückließ. Eine andere deutsche Fußball-Legende, Otto Rehhagel, hat einmal über Dieter Kürten gesagt: "Er soll trotz der Kritik so bleiben, wie er ist. Er sieht das Gute im Menschen." Es könnte einer der vielen Gründe für die große Popularität des früheren Sportexperten sein.

Es gibt da diese kleine Geschichte im Buch "Spieltage" von Ronald Reng über den Mann, "der mit seiner sanften Stimme und dem zurückhaltenden Lächeln der Liebling vieler Frauen im 'Sportstudio' war." Es war das Jahr 1980 und der Protagonist von Rengs Buch, der Trainer Heinz Höher, stand vor dem Rauswurf beim MSV Duisburg. Kurz vor der Sendung telefonierte Kürten damals mit Höher und seiner Frau Doris. Beide hofften innerlich und inständig, dass der geschätzte ZDF-Moderator möglicherweise noch etwas für sie tun könnte. Sie sprachen es zwar nicht aus, doch Kürten ahnte, worauf die beiden leise spekulierten. Dann rief Kürten beim Präsidenten des MSV an, um etwas Genaueres über die mögliche Entlassung zu erfahren - und um vielleicht sogar noch etwas für das Ehepaar Höher tun zu können. Doch ohne etwas Definitives gesagt bekommen zu haben, wusste Kürten sofort, was Sache war.

Wenige Minuten später ging er auf Sendung. Ronald Reng beschreibt die nun folgende Szene eindringlich: "Dieter Kürten, mit 44 jugendlich im dunkelblauen Anzug und dem silbernen Haar, wünschte merkwürdig betrübt 'Guten Abend' und klärte sechs Millionen im Wohnzimmer schnell auf, warum 'ich vor zehn Minuten ein bisschen deprimiert war'. Er habe ziemlich ausführlich mit Heinz Höher, dem Trainer, und Paul Märzheuser, dem Präsidenten des MSV Duisburg, telefoniert, und es sehe so aus, dass Heinz Höher nicht mehr sehr lange Trainer in Duisburg sein werde." Eine Geschichte, die ohne viele Worte zeigt, wie Kürten auch als öffentliche Person die Menschlichkeit nie verlor.

Eine Kiste voller Erinnerungen

Generationen von Fußballfans sind mit dem smarten Moderator aufgewachsen. Er war eines der prägendsten Gesichter des späten Samstagabends. Über vierhundert Mal hat Dieter Kürten die Aufforderung an seine Gäste "Drei unten, drei oben" in seinem Leben gesagt - bevor sie dann auf die berühmte Torwand schossen. Das "Aktuelle Sportstudio" des ZDF hat Kürten bekannt gemacht. Und er ist mit ihm alt geworden. In all den Jahren, in denen sich der Moderator äußerlich fast nur durch die immer grauer werdenden Haare veränderte, blieb auch bei der Samstagabend-Sendung fast alles beim Alten, wie Dieter Kürten in seinen 2003 erschienenen "Erinnerungen eines Sportjournalisten" aufschrieb: "Eine Bahnhofsuhr mit schwarzweißem Zifferblatt, das Pianovorspiel zu Max Gregers schmissiger Fanfare, der Kameraschwenk durchs Studio: Es ist Samstagabend gegen 22 Uhr, der Moderator begrüßt die Gäste im Studio und die Zuschauer zu Hause zum 'Aktuellen Sportstudio'".

Die Menschen haben Dieter Kürten und seine ungewohnt herzliche Art ("Ihr Lieben!") vor der TV-Kamera mehrheitlich gemocht - die Presse allerdings nicht immer. Ein TV-Kolumnist des "Hamburger Abendblatts" schrieb im Frühjahr 1993: "Was ist platter als Ostfriesland, klebriger als Pattex und oberflächlicher als Linda de Mol? Seit dem ZDF-'Sportstudio' am Sonnabend hat es Dieter Kürten geschafft, diese Attribute auf seine Person zu vereinigen." Andere schrieben über ihn: "Der grau melierte Bonvivant des Lerchenbergs, mit einem Lächeln wie Löffelbiskuits" und "Die geföhnte Routine eines professionellen Weichspülers und Schönfärbers".

Woher diese Zeitzeugnisse stammen? Dieter Kürten hat sie selbst gesammelt. In einer mittelgroßen Kiste. Erinnerungen an früher. Für sein Buch hat er diese Sammlung damals noch einmal durchforstet - ansonsten stand sie eher achtlos in der Ecke. Gut so. Denn diese Ausschnitte richten die Scheinwerfer nur auf eine bestimmte Seite des Moderators. Die andere zeigte einen Mann, der auch in schwierigsten Situationen nie die Ruhe - und vor allem nicht seine charmante Art verlor.

Auch Marcel Reif geprägt

An einem legendären Pannenabend, an dem nichts klappte, kein Einspieler funktionierte und kein Reporter, wie vorgesehen, an seinem Platz saß, lächelte Kürten nur und sagte schließlich zu seinem Regisseur: "Mein lieber Josef! Wenn das Spiel jetzt nicht kommt, komme ich die Wendeltreppe hoch und werde dich ein wenig würgen ..." Die Zuschauer lachten und die schwierige und undankbare Situation war galant aufgelöst.

Eine andere TV-Legende, Marcel Reif, hat vor einigen Jahren sein Buch "Auswärtsspiel" seinem Freund Dieter Kürten gewidmet. Ihm verdankt Reif, dass er die vielen Jahre als Kommentator ein wesentlich angenehmeres Leben geführt hat als ohne seinen Freund Kürten. Denn dieser habe ihm zu Beginn seiner Karriere die entscheidenden Kniffe beigebracht. Ansonsten wäre er, wie Reif schreibt, "wohl erst am Tag des Spiels angereist, hätte mit einem lauwarmen Kaffee-to-go ein zähes Sandwich runtergeschluckt, um dann hektisch ins Stadion zu eilen irgendwo, egal wo in Europa".

Doch ein frühes Erlebnis als "Jungspund" und Assistent des Mannes, der heute seinen 90. Geburtstag feiert, habe Marcel Reif die Augen geöffnet. Dieter Kürten habe, als Reif bereits am Vortag einer Partie über die taktischen Ausrichtungen der Mannschaften und all die Geschichten drumherum habe sprechen wollen, nur gemeint: "Wie du richtig sagst: Die spielen morgen. Heute müssen wir erst einmal vernünftig warm essen und kalt trinken." Denn so Kürten weiter: "Sieh mal: Wie das Spiel morgen läuft, darauf haben wir keinen Einfluss. Dass es uns heute gut geht, darauf allerdings sehr wohl. Und nur ein froher Zeisig kann schön trällern."

Als Franz Beckenbauer damals bei ihm in der Sendung wieder einmal auf die Torwand schoss und dieses Mal sogar von einem Weißbier-Glas ins Loch traf, meinte Dieter Kürten lächelnd und kopfschüttelnd zugleich: "Dem Mann glückt alles!" Ein Satz, der auch für die wunderbare Karriere des Dieter Kürten stehen könnte. In diesem Sinne alles Gute zum 90. Geburtstag und Glück auf, lieber Dieter Kürten!

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