Eintracht Frankfurt erlebt einen bitteren Europapokal-Abend: Der Bundesligist scheidet auf ärgerliche Weise aus. Zuvor aber liefern die Eintracht-Fans eine beeindruckende Choreografie - inklusive einer umstrittenen Band.
Das Rückspiel im Viertelfinale der Europa League werden sie wohl schnell vergessen wollen bei Eintracht Frankfurt: Nach dem vielversprechenden 1:1 aus dem Hinspiel verlor der Bundesligist im eigenen Stadion 0:1 gegen Tottenham Hotspur und musste seine Europa-Reise nach eigenem Geschmack viel zu früh abbrechen.
Und das auf die bitterste Weise: Torwart Kaua Santos räumte Gegenspieler James Maddison im eigenen Strafraum ab, der fällige Elfmeter führte zum einzigen Treffer des Abends. Weil der zuletzt so formstarke Mario Götze da schon nicht mehr auf dem Platz stand und mit einer Oberschenkelverletzung möglicherweise ausfallen wird, war der Frustabend aus Frankfurter Sicht richtig rund.
Was aber in Erinnerung bleiben wird, ist die gewaltige Choreografie, die die Eintracht-Fans vor dem Anpfiff im ehemaligen Waldstadion inszenierten - inklusive eines Hits der umstrittenen Frankfurter Rockband Böhse Onkelz. "Die Adler sind auf Beutezug - Wir ham’ noch lange nicht genug", stand auf einem großflächigen Banner, das die Eintracht-Fans vor ihrer durch in Schwarz und Weiß getauchte Kurve aufgespannt hatten. Dazu dröhnte "Wir ham' noch lange nicht genug" aus den Boxen durchs Stadion, ein Song der Böhsen Onkelz vom gleichnamigen Album von 1991. Und Tausende sangen mit. Für den Song musste sogar ausnahmsweise das seit Jahren etablierte "Schwarz-weiß wie Schnee" der Frankfurter Band Tankard weichen, das normalerweise gespielt wird, wenn die Mannschaften den Rasen betreten.
Stephan Weidner, Bassist und Texter der Böhsen Onkelz, Stammgast bei Spielen der Hessen, zeigte sich begeistert: "Ich drehe durch, Leute. Unglaublich!", postete der Musiker schon wenige Minuten nach dem Anpfiff auf Instagram.
Ex-Präsident als Fan
Die Böhsen Onkelz gehören zu den erfolgreichsten Rockbands des Landes, ihre letzten sieben Studioalben standen auf Platz 1 der Charts. 2005 hatten sich die Frankfurter aufgelöst, fanden aber 2014 wieder zusammen. Die Songs "Türken raus" und "Deutschland den Deutschen", die in den frühen 1980er-Jahren entstanden, brachten den Böhsen Onkelz den Ruf als Rechtsrockband ein. Immer wieder sorgen Auftritte der Musiker bis heute im Vorfeld für Kontroversen. Das Debütalbum "Der nette Mann" (1984) war von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert worden.
Das Quartett distanziert sich allerdings seit den Achtzigern immer wieder von rechtem Gedankengut "Und hier ein paar Worte an die rechte Adresse - leckt uns am Arsch, sonst gibts auf die Fresse" ("Ohne mich", 1998), "Ich sehe blinden Hass, blinde Wut, feige Morde, Kinderblut, ich sehe braune Scheiße töten - ich sehe dich!" ("Deutschland im Herbst", 1993). Die Böhsen Onkelz veranstalteten mehrere "Rock gegen Rechts"-Konzerte, der damalige Grünen-Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit setzte sich für die Band ein.
Tote-Hosen-Sänger Campino verkündete schon 2003, man solle "aufhören, die Onkelz immer darauf festzunageln, was vor 20 Jahren war. Wenn du in Deutschland jemanden umbringst, kriegst du lebenslänglich, kommst nach 20 Jahren aus dem Knast und die Sache ist ausgestanden. Aber die Typen werden angemacht für Texte, die sie mal vor 20 Jahren geschrieben haben, obwohl sie jetzt schon seit langer Zeit dagegen kämpfen." Für Negativschlagzeilen sorgte Sänger Kevin Russell 2009, als er in der Silversternacht unter Drogeneinfluss einen Autounfall produzierte, bei dem zwei Männer schwer verletzt wurden. Russell wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Die Beziehung der Böhsen Onkelz zu Eintracht Frankfurt ist eng, der langjährige Präsident Peter Fischer besuchte die Band mehrfach auf Konzerten, 2018 wollte er den Pokal sogar bei einer Show der Band präsentieren. Weil die Eintracht als Titelverteidiger 2018 jedoch in der ersten Runde sensationell beim Viertligisten SSV Ulm ausschied, wurde der Plan jedoch wieder verworfen. Bei Spielen der Eintracht ertönt aus der Fankurve regelmäßig "Mexico", ein Fußballlied der Böhsen Onkelz.
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