Real Madrid hatte sich stark geredet, träumte von der "Remontada" in der Champions League. Doch das "Wunder von Bernabeu" wurde gegen den FC Arsenal im Viertelfinale der Champions League nicht wahr. Und nun stellt sich eine große Frage.
Die Frage flog in den Raum, Carlo Ancelotti fing sie ein und schickte sie vehement auf die Bretter. Ob er an einen Rücktritt denke, wurde der große Italiener gefragt. Er zögerte nicht, holte nicht lange aus, sagte bloß: "Nein". Es geht nach diesem frustrierenden Mittwochabend weiter für die Trainer-Ikone von Real Madrid, zumindest aus Sicht der Ikone selbst. Aber wie lange denn noch? Diese große Frage, die auch Bayer 04 Leverkusen brennend interessieren wird, blieb unbeantwortet. "Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen", sagte Ancelotti.
Aber es sei auch so: "Wann immer ich Real verlasse, kann ich mich nur beim Klub bedanken - ob ich noch einen Vertrag habe oder nicht, ist egal", sagte der Trainer noch spät in der Nacht. "Es kann morgen sein, in zehn Tagen, in einem Monat oder in einem Jahr." Sein Vertrag gilt offiziell noch bis zum Sommer 2026.
Die Laune in Madrid war mies. Real hatte das "Wunder von Bernabeu" verpasst. Deutlich. Die Mannschaft, die in den vergangenen Jahren so oft aus Situationen herausgekommen war, die mehr als brenzlig wirkten, konnte sich im Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Arsenal nicht mehr für eine neue "Remontada" aufraffen. "Remontada", das ist in Spanien ein Begriff für große Aufholjagden, die hätte Real nach dem 0:3 im Spiel gebraucht. Am Ende stand es vor eigenem Publikum 1:2. Die "Königlichen" hatten ihre Kraft verloren.
"Wenn man nicht spielt, gibt es keine Wunder"
Dabei hatten sie doch zuvor alles getan, um in die Köpfe der Engländer zu kommen. Sie nervös zu machen. Sie hatten sich selbst stark geredet, vor allem Jude Bellingham. "Es ist eine Nacht, die wie geschaffen ist für Real Madrid, eine Nacht, mit der die Menschen in diesem Teil der Welt vertraut sind", sagte der Engländer. Doch diese Nacht, die gab es nicht. Auf ein paar furiose Minuten zu Beginn folgte ein Spiel ohne Ideen und Chancen. Das war nicht das Real Madrid, vor dem Europa in den vergangenen Jahren gezittert hatte. "Wenn man nicht spielt, gibt es keine Wunder", schimpfte etwa die gewohnt wortreich auftrumpfende "Marca".
"Wir müssen akzeptieren, dass Arsenal in beiden Spielen die bessere Mannschaft war", befand Ancelotti. "Wir haben es versucht, es gab einen Moment, der uns genommen wurde. Der Elfmeter hätte ein wichtiger Moment für uns sein und das Spiel verändern können." In der 23. Minute hatte Declan Rice an Kylian Mbappé gezogen, ein bisschen. Schiedsrichter François Letexier gab Elfmeter, Rice war fassungslos. Der VAR meldete sich und nach fast fünfminütiger Beratung wurde alles wieder einkassiert. Rice' Kontakt war dann doch zu harmlos gewesen.
Zuvor hatte Arsenal schon einen Elfmeter bekommen und verschossen. Den arroganten Chip von Bukayo Saka hielt Real-Keeper Thibaut Courtois, das Stadion bebte. Es war so ein Moment, aus dem Real früher große Kraft gezogen und den Gegner zermalmt hätte. Doch die Madrilenen liefen plan- und weitgehend harmlos an. Saka brachte die Gäste schließlich in Führung (65.). Vinicius Junior (67.) traf fast postwendend zum Ausgleich. Noch einmal bebte Bernabeu, vergeblich. Gabriel Martinelli (90.+3) sicherte Arsenal den Auswärtssieg. "Es wurde viel darüber geredet, dass sie zurückkommen würden, weil sie es schon so oft geschafft haben, aber wir hatten so viel Vertrauen und Zuversicht aus dem Hinspiel, dass wir hierherkommen und das Spiel gewinnen könnten", sagte Rice: "Wir wussten, dass wir leiden würden, aber wir wussten auch, dass wir gewinnen würden."
Courtois kritisiert Team, aber nicht Ancelotti
Dieses Real Madrid wirkt am Ende, auch wenn Ancelotti kämpferisch noch drei Titel in dieser Saison ausrief. "Das Ausscheiden ist ein trauriger Moment. Was wir nun machen müssen? Wir kämpfen noch um drei Titel in einer endlosen Saison und müssen uns auf die Liga, das Finale in der Copa del Rey und die Klub-WM konzentrieren." Und dann? Kommt es dann zur zweiten großen Zäsur? Im vergangenen Sommer beendete Toni Kroos seine Karriere. Auf den Verlust des großen Strategen hat das Team, hat Ancelotti keine Antwort gefunden. Womöglich braucht es einen neuen Impuls, um die immer mit Bellingham, Vinicus Junior, Mbappé und wie sie alle heißen noch gnadenlos gut besetzte Mannschaft wieder aufzurichten.
"Wir sind ein Team", sagte der äußerst unzufriedene Courtois: "Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass wir zu individuell spielen. Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir es besser machen." Als Kritik am Trainer wollte er das aber nicht verstanden wissen. "Wir haben keinerlei Zweifel an Ancelotti", sagte der Belgier. "Es liegt an uns, auf dem Spielfeld das zu machen, das von uns verlangt wird." Die Zukunft von Ancelotti ist seit Monaten Thema in Madrid. Brasilien möchte den Trainer gerne für die "Selecao" gewinnen. Zudem heißt es, der Maestro sei etwas amtsmüde geworden. Das sind keine guten Bedingungen, um ein neues gieriges Fußball-Monster zu erschaffen.
Die Ereignisse bei den Königlichen könnten auch Folgen für die Bundesliga haben. Denn der Nachfolger für den Italiener ist längst auserkoren: Xabi Alonso heißt er, ist Meistercoach von Bayer Leverkusen. Die Gerüchte um einen möglichen Abgang im Sommer konnte die Werkself nie befrieden. Trotz aller Beteuerungen, dass es auch in der neuen Saison gemeinsam weitergeht. Sollte Ancelotti, der nicht nur wegen der zwei Champions-League-Siege in der aktuellen Amtszeit eigentlich als unkündbar gilt, tatsächlich in diesem Sommer gehen, wird die Alonso-Frage eine neue, große Dynamik annehmen.
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