Eigentlich sollte die Löwen-Karriere von Juri Knorr mit einem Höhepunkt enden - dem Pokalgewinn. Doch seine Rhein-Neckar Löwen verlieren beim Final-Four-Turnier erst das Halbfinale, dann das Spiel um Platz drei. Der DHB-Star äußert Kritik an den Referees, zeigt sich aber auch selbstkritisch.

Handball-Nationalspieler Juri Knorr hat nach dem Pokalwochenende scharfe Kritik geäußert. Auf Instagram erklärte der 24-Jährige in einer langen Stellungnahme seine Vorwürfe zur "Leistung der Schiedsrichter" und dem "Verwendung des Videobeweises". Er stellte vorweg, dass über Fehlentscheidungen immer diskutiert werde. Es sei unmöglich, "im Bruchteil einer Sekunde, unter dem äußeren Druck, dem alle Beteiligten ausgesetzt sind, immer richtige Entscheidungen zu treffen".

Der Mittelmann der Rhein-Neckar Löwen hatte zuvor den kitschigen Abschied von seinem Klub verpasst. Nach vier Jahren wechselt Knorr im Sommer zum dänischen Spitzenklub Aalborg HB. Das Final-Four-Turnier am vergangenen Wochenende sollte sein großer Abschied sein. Es gelang aber nicht: Im Halbfinale gegen THW Kiel verletzte sich Ivan Martinovic, das sorgte für einen Bruch im Spiel der Löwen. In einem Krimi verloren sie trotz starker Leistung mit 31:32 in der Verlängerung. Auch das Spiel um Platz drei ging mit 31:32 gegen den Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten verloren.

Knorr kritisierte daraufhin die Schiedsrichterleistung im zweiten Spiel. Schon in der Mixed Zone, unmittelbar nach dem Abpfiff, hatte er sich verwundert gezeigt. Er wolle nichts vermuten, sagte er zu RTL, aber Balingen bräuchte es nicht, dass sie am Anfang mehrere Pfiffe "für sich bekommen, die eigentlich 50:50 sind". Es seien "ganz komische Pfiffe gewesen", sagte Knorr, die er so lange nicht erlebt habe.

In seinem Post legte er einen Tag später nach: Es sei die Aufgabe der Unparteiischen, auch die Spieler vor Verletzungen zu schützen. "Meines Erachtens war dies in unserem zweiten Spiel gegen Balingen nicht der Fall", schrieb Knorr. Er begründe das damit, "dass die Schiedsrichter von Beginn an eine Linie gepfiffen haben, die einen großen Spielraum für Fouls sowie eine insgesamt sehr aufgeheizte, aggressive Grundstimmung begünstigte".

Auf diese Weise nähmen die Referees auch gefährliche Situationen "teilweise in Kauf", schrieb Knorr. Als Beispiel nennt er ein Foul in der 25. Minute: Knorr bekam bei einem Wurfversuch einen Schlag von Magnus Grupe ab, der HBW-Profi bekam dafür eine Zwei-Minuten-Strafe. Knorr argumentiert, dass sich dieses Foul hätte vermeiden lassen können. "Diese Aktion wäre nicht passiert, wenn die Schiedsrichter ein Gefühl dafür entwickelt hätten, dass es zwangsläufig auf gefährliche Situationen hinausläuft, wenn sie nicht einschreiten."

TV-Bilder zeigen etwas anderes

Weiter kritisierte Knorr auch den Videobeweis. "Daran anschließend frage ich mich, weshalb es in unserer Sportart einen Videobeweis gibt, wenn die technische Umsetzung auf dem Niveau eines Oberligaspiels ist." Auch hier nennt er wieder Beispiele, eines war das Foul von Magnus Grupe, das aus seiner Sicht mit Rot hätte geahndet werden müssen.

Und dann die Rote Karte seines Kollegen Olle Forsell Schefvert im Halbfinale gegen Kiel. Dieser sah die Karte nach einem Zusammenprall mit Domagoj Duvnjak. Die TV-Experten legten sich schon während der Szene fest, dass die Rote Karte zu hart gewesen sei. "In beiden Situationen wird aufgrund von schlechtem, nicht ausreichendem Bildmaterial falsch entschieden (deshalb auch absolut kein Vorwurf an die Schiedsrichter) und folgend der Ausgang des gesamten Turnieres maßgeblich beeinflusst", schrieb Knorr. Die Fernsehbilder hätten einen völlig anders zu bewertenden Sachverhalt gezeigt. "Wenn ein Videobeweis technisch nicht auf dem Niveau anderer Sportarten umgesetzt werden kann, sollte der Nutzen meines Erachtens stark hinterfragt werden."

Knorr schloss seine Stellungnahme damit, dass seine Ausführungen "nichts von den sportlichen Erfolgen des THW sowie von Balingen wegnehmen und übertrieben in die Bewertung unserer verbesserungsbedürftigen sportlichen Leistung im zweiten Spiel mit einfließen". Es sei lediglich seine "Wahrnehmung, die ich gerne teilen möchte, da ich glaube, dass die angesprochenen Themen durchaus relevant sind für unseren (tollen) Sport".

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