Dieser Radklassiker ist eine wahre Tortur: Paris-Roubaix gleicht der Hölle und trotzdem wollen die meisten Radstars jedes Jahr wieder dabei sein. Von seiner schlechten Seite zeigt sich das Eintagesrennen dieses Mal für den Überflieger Tadej Pogacar.

Tadej Pogacar lächelte gequält, als neben ihm auf dem großen Podium im ehrwürdigen Velodrome von Roubaix sein großer Rivale Mathieu van der Poel seinen dritten Pflasterstein als Siegerpokal in die Höhe stemmte. Nur zu gern hätte sich der slowenische Weltmeister bei seiner Jagd nach den Monumenten die Trophäe in der Hölle des Nordens selbst geholt. Doch ein Sturz-Malheur zerstörte alle Hoffnungen des am Ende zweitplatzierten Pogacar auf einen Triumph bei der 122. Auflage des Kopfsteinpflaster-Spektakels Paris-Roubaix.

"Ich habe gebremst und wollte es noch retten, aber es war zu spät. Shit happens", sagte Pogacar zur entscheidenden Szene des Rennens, als er nach einem Fahrfehler mit unfreiwilligem Abstecher ins Grün den Anschluss verlor. So stürmte schließlich van der Poel mit drei erhobenen Fingern zum historischen Triple auf der Betonpiste. Pogacar erreichte nach 259,2 Kilometern 1:18 Minuten später das Ziel.

"Ich bin explodiert"

"Ich dachte, dass ich ihn noch einholen kann. Nachdem ich mein Rad wechseln musste, bin ich explodiert. Ich wollte nur noch so schnell wie möglich die Ziellinie sehen. Mathieu war der Stärkste heute", ergänzte Pogacar. Der niederländische Ex-Weltmeister war damit zum dritten Mal in Folge erneut der große Triumphator in Roubaix. Das hatte letztmals der Italiener Francesco Moser von 1978 bis 1980 geschafft.

"Das bedeutet mir sehr viel. Es ist so ein hartes Rennen. Ich habe richtig gelitten. Das Tempo war super schnell. Hätte Tadej nicht den Fehler gemacht, wäre es zum Duell im Velodrome gekommen. Ich musste losziehen, das ist Teil des Rennens", sagte van der Poel.

Für van der Poel war es der insgesamt achte Sieg bei einem der fünf Radsport-Monumente, den wichtigsten Eintagesrennen der Welt. Damit zog er mit Pogacar gleich, der in der vergangenen Woche noch bei der Flandern-Rundfahrt die Konkurrenz dominiert hatte.

Erst Sturz, dann technischer Defekt bei Pogacar

Für Pogacar endete sein Traum vom großen Triumph 38,1 Kilometer vor dem Ziel. Nach einem kleinen Fahrfehler nach einer Kurve steuerte Pogacar in die Absperrung und fiel hin. Nachdem die Kette wieder gerichtet war, sprang der slowenische Alleskönner zurück aufs Rad und hetzte van der Poel hinterher - ohne Erfolg. Als dann auch noch ein technischer Defekt hinzukam, war die Moral gebrochen. Daran änderte auch ein Defekt von van der Poel gut 15 Kilometer vor dem Ziel nichts mehr.

Ein "Sonntag im Paradies", titelte die Sportzeitung "L'Equipe". Dabei ist die Tortur auf den 30 Kopfsteinpflaster-Sektoren mit 55,3 Kilometern Länge für die meisten Radprofis einfach nur die Hölle. Und es kam zum erwarteten Schlagabtausch der Giganten, die schon früh im Rennen abwechselnd scharfe Attacken fuhren. Regen in der Nacht hatten die Bedingungen auf den ruckeligen Pavés aus den Zeiten Napoleons sogar noch etwas verschärft. Entsprechend gab es bereits früh im Rennen einige üble Stürze.

Defekt auch bei Nils Politt

Die deutschen Fahrer spielten bei der Entscheidung keine Rolle. Der Kölner Nils Politt, der in Roubaix bereits Zweiter (2019) und Vierter (2024) wurde, war im UAE-Team von Pogacar als wichtiger Helfer eingespannt. Ein Defekt im berüchtigten Wald von Arenberg machte aber seine Hoffnungen auf eine Top-Platzierung zunichte.

Routinier John Degenkolb, einer von nur zwei deutschen Siegern bei dem schweren Frühjahrsklassiker, fehlte nach seinem schweren Sturz mit diversen Knochenbrüchen bei der Flandern-Rundfahrt vor einer Woche. Der 36-Jährige meldete sich stattdessen nach einer "harten Woche" per Instagram aus dem Krankenhaus.

Er hätte alles dafür gegeben, bei seinem Lieblingsrennen dabei zu sein. Vor dem Fernseher wurde er aber auch so bestens unterhalten. Hatte van der Poel in den vergangenen beiden Jahren noch souveräne Solo-Siege in Roubaix gefeiert, war es dieses Mal deutlich spannender - auch wegen Pogacar.

Zuschauer bewirft van der Poel mit Trinkflasche

Schon auf der Arenberg-Passage rund 100 Kilometer vor Schluss bildete sich die Favoritengruppe, zu der auch Ex-Weltmeister Mads Pedersen gehörte. Aber ausgerechnet bei einem Angriff von Pogacar 70,7 Kilometer vor dem Ziel bremste ein Platter den Dänen aus. Folgen konnte dem Slowenen nur noch van der Poel und mit viel Mühe Ex-Sanremo-Sieger Jasper Philipsen, der aber wenig später auch am Ende seiner Kräfte war.

Mitunter wurde es aber auch unsportlich. Ein Zuschauer warf van der Poel eine Trinkflasche ins Gesicht. Für den Cross-Weltmeister hatte dies allerdings keine unschönen Folgen, er durfte am Ende erneut jubeln. Weiter geht es im Radsport mit dem Ardennen-Triple Amstel Gold Race (20. April), Flèche Wallonne (23. April) und Lüttich-Bastogne-Lüttich (27. April). Bei allen drei Rennen hat Pogacar seinen Start eingeplant.

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