An den direkten Klassenverbleib in der Bundesliga glaubt der VfL Bochum nicht mehr. „Jetzt geht es um die Relegation. Dafür haben wir noch fünf Spiele“, sagte Trainer Dieter Hecking nach dem bitteren 1:2 in Überzahl gegen den FC Augsburg. „Es ist jetzt unrealistisch, von Platz 15 zu sprechen – bei dem Abstand, der sich da jetzt auftut.“

Der FC St. Pauli auf genau diesem Platz ist enteilt, liegt neun Punkte vor dem Tabellenvorletzten aus Bochum. Schlusslicht Holstein Kiel und der 1. FC Heidenheim auf dem Relegationsrang sind die Konkurrenten des VfL.

Positiv zu bleiben fiel den Bochumern nach dem Tiefschlag vom Samstag schwer. Nach einem 0:1 hatte sich der VfL zurückgekämpft und hochverdient ausgeglichen. Mit elf gegen zehn drängte der Revierclub auf den Sieg – und kassierte in der 90. Minute das 1:2. Augsburgs Arne Maier hatte in der 79. Minute Bernardo böse gefoult und musste den Platz verlassen.

Hecking sieht Dreikampf um den Klassenerhalt für Bochum

„Wir haben uns einfach nicht für eine sehr, sehr starke zweite Halbzeit belohnt, da musst du dann den Moment für dich ziehen mit der Roten Karte, wo du am Drücker bist, und darfst natürlich so ein Tor nicht kriegen. Wenn man kurz zählt, sind es sieben Mann in Blau, zwei in Weiß, Tim Oermann hätte wahrscheinlich nur auf seiner Position bleiben müssen, gar nicht mit seinem Gegenspieler mitlaufen müssen und dann wäre gar nichts passiert. Dann hätten wir noch neun oder zehn Minuten Zeit gehabt, in Überzahl das Spiel für uns noch zu drehen“, haderte Hecking.

Aus seiner Sicht wird es ein Dreikampf um den Relegationsplatz werden: „Dafür hast du jetzt fünf Spiele, das wird eine Rallye über fünf Spiele. Wenn du solche Spiele wie heute verlierst, wird es natürlich eng“, konstatierte er.

Auch der neue Bochumer Geschäftsführer Dirk Dufner ärgerte sich in den Katakomben des Ruhrstadions. „Am Ende bringst du dich durch eine unheimlich blöde Aktion selbst um alle Früchte“, sagte er: „Das Ergebnis ist brutal. Das musst du erstmal wegstecken.“ Aber wie?

Ärger über Boadus Verhalten im Training

Defensivmann Maximilian Wittek übte sich in Zweckoptimismus. „Wenn wir jetzt den Kopf in den Sand stecken, können wir es lassen“, sagte der 29-Jährige. Abwehrkollege Bernardo sah das ähnlich. „Wir müssen glauben. Wir müssen positiv bleiben“, erklärte er und sagte: „Es gibt drei Mannschaften in der Bundesliga, die sind schlechter als der VfL Bochum.“

Mindestens zwei davon sollte der Revierklub hinter sich lassen, um sich wie in der vergangenen Spielzeit noch über die Relegation retten zu können. Damals setzte sich der VfL dramatisch nach einem 0:3 im Hinspiel im Elfmeterschießen des Rückspiels gegen Fortuna Düsseldorf durch.

Zusätzlich zur ohnehin schon angespannten Lage muss Hecking beim Revierclub allerdings eine komplizierte Personalie moderieren. Bochums bester Torjäger Myron Boadu stand aus disziplinarischen Gründen gegen Augsburg nicht im Kader.

„Ich ärgere mich sehr über das Verhalten, weil er hätte uns sicher heute gutgetan. Aber da steht der Mannschaftssport über allem“, sagte Hecking. „Wir sind nicht in der Situation, dass hier einige das Ego ausleben können. Wenn er meint, dass er das kann – ok. Aber dafür war seine Leistung gegen Stuttgart nicht gut genug. Wie wir alle gesehen haben“, stellte der erfahrene Coach klar.

Was genau passiert war, verriet der 60-Jährige nicht en détail. Im Abschlusstraining des Tabellenvorletzten am Freitag habe Boadu „ein Verhalten an den Tag gelegt, was mir nicht gefallen hat. Dann bin ich dafür da, die Mannschaft geschlossen zu halten. Wenn einer meint, irgendwo seinen Ärger zur Schau zu stellen, dann trägt das nicht dazu bei, dass man erfolgreich ist“, sagte Hecking.

Einem Bericht der „Bild“ zufolge soll der Stürmer im Abschlusstraining seinen Ärger darüber zur Schau gestellt haben, dass er nur in der B-Elf stand. Hecking soll ihm demnach kurzerhand aus dem Kader geschmissen haben. Eine mutige Entscheidung, ist der Holländer doch der mit Abstand torgefährlichste Akteur der Bochumer in dieser Saison. Alle 85 Minuten ist der Leihspieler von AS Monaco in dieser Spielzeit an einem Treffer beteiligt (7 Tore/1 Vorlage).

Für Hecking steht Disziplin an erster Stelle. Schon Aliou Baldé bekam das zu spüren, als er wegen mehrerer Verfehlungen sanktioniert und seine Leihe von Nizza letztlich nach fünf Monaten aufgelöst wurde. Auch Boadu wurde in der Hinrunde schon für seine Körpersprache öffentlich kritisiert. Hecking hatte damals laut des „Bild“-Berichts gesagt: „Wenn mich ein Spieler nervt, dann nervt er mich.“

Der Kader-Ausschluss von Boadu galt zunächst nur für ein Spiel. Hecking hofft nach „dem Denkzettel“, dass er in der kommenden Partie bei Werder Bremen am Samstag (15.30 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) wieder auf den Mittelstürmer bauen kann. Bochum könnte Boadu gebrauchen. Unter den Fans wird jedenfalls bereits diskutiert: Ist es richtig, dass Hecking konsequent durchgreift und alle gleich behandelt? Oder hätte er bei der dramatischen Tabellen-Lage noch einmal ein Auge zudrücken müssen?

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