Die Kölner Haie erleben im ersten Playoff-Halbfinale gegen Ingolstadt ein fürchterliches Debakel. Aus diesem zieht Kari Jalonen die richtigen Lehren und ein gefürchtetes Defensiv-Spiel auf. An dessen Ende steht der extrem extrovertierte Julius Hudacek - und liefert die große Show.
Julius Hudacek schlug unter dem Jubel von 18.000 Fans einen Purzelbaum, als ein paar Meter weiter Maximilian Kammerer das Erfolgsrezept der Kölner Haie erklärte. "Wir stehen extrem stabil, wir lassen wenig zu, und die Schüsse, die kommen, hält der Huda", sagte der Stürmer nach dem 2:1-Sieg im vierten Play-off-Halbfinale gegen den ERC Ingolstadt mit Blick auf seinen extrovertierten Torwart bei MagentaSport - und fasste zusammen: "Wir sind jetzt extrem effektiv, das macht uns gerade extrem stark."
So stark, dass der Tabellensechste der Hauptrunde nur noch einen Sieg von seinem ersten Endspiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) seit 2014 entfernt ist. Dabei ist das, was die Haie so weit gebracht hat, nicht unbedingt begeisternd - im Gegenteil.
Finnisches Beton-Eishockey mit einem überragenden Goalie lässt den Gegner, den Hauptrundenersten und Favoriten, verzweifeln. "Ingolstadt ist schon ein bisschen frustriert, das sieht man", stellte Nationalspieler Justin Schütz fest. Dabei war ausgerechnet das 0:7-Debakel im ersten Duell der Auslöser für den erfahrenen Trainer Kari Jalonen, das gefürchtete Defensiv-Eishockey, das Finnland zwischen 2019 und 2022 zu zwei WM-Titeln und Olympiagold geführt hatte, zu perfektionieren.
"Offensiv sind das keine Spiele, die man sich super gerne anschaut"
Mit Erfolg: Seitdem hat Köln alle drei Spiele gewonnen und nur drei Gegentore kassiert - obwohl Ingolstadt doppelt so viele Torschüsse abgab. Hudacek, der 36-jährige Slowake, den die Haie im Oktober nachverpflichtet hatten, wehrte dabei sensationelle 97,3 Prozent ab. "Er ist ein unglaublicher Rückhalt für uns. Deshalb stehen wir da, wo wir gerade sind", lobte Kammerer. Und schaute zu, wie der Publikumsliebling diesmal nicht auf das Tor kletterte, sondern sich wie ein Model lasziv auf dem Eis rekelte. "Er hat's sich verdient, sich feiern zu lassen."
Dass die Haie nicht die Sterne vom Himmel spielen, stört bisher niemanden. "Offensiv sind das keine Spiele, die man sich super gerne anschaut", gab Stürmer Schütz zu, "aber das sind die Play-offs, wir wollen ins Finale, da ist es kackegal." Voran geht bei dieser Spielweise Kapitän Moritz Müller. "Er kämpft, schmeißt sich in jeden Schuss, in jeden Zweikampf", sagte Schütz, "Mo ist der Leader bei uns, ein Vorbild für alle. So wie er spielt, so muss jeder spielen."
Auch wenn es mitunter wehtut: Am Mittwoch verfolgte der Nationalmannschaftskapitän die Schlussphase von der Bank aus, nachdem er bei einem Rettungsversuch mit der rechten Schulter in die Bande gekracht war. "Ich glaube, dass die Jungs jetzt für ihn spielen", sagte Schütz. Ob Müller am Freitag (19 Uhr/MagentaSport) in Ingolstadt wieder fit ist, ist fraglich. Dann könnten die Haie bereits den Finaleinzug gegen Rekordmeister Eisbären Berlin perfekt machen.
Ihre Fans fiebern darauf hin. "Natürlich ist jeder heiß", sagte die Haie-Legende Mirko Lüdemann, der sowohl im Finale 2014, das gegen Ingolstadt verloren ging, als auch bei der achten und bislang letzten Meisterschaft 2002 auf dem Eis stand, "es ist auf alle Fälle eine große Sehnsucht nach einem Titel da, das letzte Mal ist doch schon eine Weile her".
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