Sechs Spieltage vor Ende der Zweitligasaison stehen der Hamburger SV und der 1. FC Köln auf einem Aufstiegsplatz. Heimlich, still und leise haben sich die beiden Traditionsvereine damit - etwas überraschend - eine hervorragende Ausgangslage vor dem Ligaendspurt verschafft.
"Im Falle des Hamburger Abstiegs kauft Schalke die Stadionuhr und nennt sie 'Zeit ohne Schale'". Der Spott der Fußballfans war groß im Sommer 2018, als der Hamburger SV nach 55 Jahren in der ersten Fußballbundesliga den bitteren Gang in die zweite Liga antreten musste. Seitdem spielen die Rothosen dort und treffen Woche für Woche auf andere große Traditionsklubs - wie beispielsweise den FC Schalke 04. Damals, vor knapp sieben Jahren, standen die Männer aus dem Ruhrgebiet am Ende der Spielzeit wieder einmal undankbar auf dem zweiten Tabellenplatz. Die begehrte Schale war nur knapp verpasst worden. Seit 1958 warten die Königsblauen nun schon auf den erneuten Meistertitel.
Vor sieben Jahren war noch nicht einmal ansatzweise zu erahnen, welch schnellen Niedergang der S04 würde erfahren müssen. 2018 trennten die Hamburger und die Schalker Welten. Aktuell würde der Klub aus Gelsenkirchen aber wohl gerne mit dem HSV tauschen. Denn nun stehen die Männer aus der Hansestadt vor den Schalkern und könnten schon bald die Uhr, die die Dauer der Ligazugehörigkeit damals anzeigte, wieder reaktivieren. Nach dem Abstieg nach genau 54 Jahren, 261 Tagen, 36 Minuten und 2 Sekunden in der ersten Liga wurde sie abgebaut. Auf Schalke kam sie, wie man sich denken kann, natürlich nie an und aktuell haben die Königsblauen auch ganz andere Sorgen, als sich über den Gewinn der deutschen Meisterschaft Gedanken zu machen.
Beim HSV ist es erstaunlich leise
Heimlich, still und leise haben die Hamburger in den letzten Wochen ihren Platz an der Sonne in der zweiten Liga ausgebaut. Sechs Punkte Vorsprung auf den dritten und vierten Rang und ein deutlich besseres Torverhältnis als die Konkurrenz sollten sechs Spieltage vor Schluss eigentlich reichen, um nach sieben trüben Jahren in der fußballerischen Diaspora endlich wieder die so lange gewohnte Erstklassigkeit zu erlangen. Doch in Hamburg ist man mittlerweile Kummer gewohnt und so verläuft die mögliche Rückkehr in die Beletage bis zum jetzigen Zeitpunkt erstaunlich leise und zurückhaltend.
Im Schatten des Trubels um den Abgang von Bayern-Urgestein Thomas Müller hört man in Fußball-Deutschland bisher noch relativ wenig aus der Hansestadt. Dabei käme der Aufstieg ausgerechnet im verflixten siebten Jahr tatsächlich ziemlich unerwartet. Gerade in dem Moment, als sich die deutschen Fußballfans schon fast an die erfolglosen Aufstiegsversuche der Hamburger gewöhnt hatten, überrascht der HSV nach dem Trainerwechsel von Steffen Baumgart zu Merlin Polzin im frühen Winter des letzten Jahres auch die Experten. Als Polzin nach dem 13. Spieltag übernahm, standen die Hamburger auf dem 8. Tabellenplatz. Nun ist die Rückkehr in die erste Liga nicht mehr fern.
Aber nicht nur der HSV spielt eine sehr solide Saison, sondern auch ein anderer großer Traditionsklub konnte bisher überraschen. Trotz der Niederlage am Wochenende zu Hause gegen die Hertha steht der 1. FC Köln nach dem 28. Spieltag auf dem zweiten Tabellenplatz - und hat immerhin vier Punkte Vorsprung auf den dritten Rang. Da die Kölner nach einem ernüchternden Abstieg, der temporären Transfersperre und Querelen im Verein im Chaos zu versinken drohten, darf man den bisherigen Saisonverlauf durchaus als vollen Erfolg bezeichnen. Denn selbst ein Großteil der eigenen Fans hatte vor der Spielzeit das Schlimmste befürchtet.
Müller spielt trotzdem wohl nie mehr gegen den HSV
All das ist nach einem etwas holprigen Start nicht eingetreten. Stattdessen halten sich die Kölner schon länger und äußerst beständig im oberen Tabellendrittel auf. Und so ist auch für die FC-Fans der Traum von der Rückkehr in die erste Liga durchaus sehr realistisch. Fußball-Deutschland darf sich also aller Wahrscheinlichkeit nach zur kommenden Saison auf das Comeback zweier Traditionsklubs in der Bundesliga freuen.
Die Stadionuhr des HSV sollte übrigens vor einiger Zeit tatsächlich ins Ruhrgebiet kommen. Allerdings nicht nach Gelsenkirchen, sondern nach Dortmund. Hier jedoch nicht zur heimischen Borussia, sondern in das Deutsche Fußballmuseum. Die hätten das gute Stück auch gerne genommen - aber es war viel zu groß. Vielleicht bietet sich nun also doch die Gelegenheit, die Uhr wieder im Volksparkstadion zu installieren. Auf die nächsten 55 Jahre in der Bundesliga. Dann allerdings wie gewohnt lautstark und mit viel Tamtam. Denn aktuell ist es fast schon ein wenig zu leise um die alten Traditionsvereine geworden. Aber ein Thomas Müller beendet ja auch nicht alle Tage seine Karriere beim FC Bayern München.
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