Die Fans im Alexandra Palace probierten alles, um ein knappes Spiel zu provozieren. Immer wieder stimmten sie den Namen des Außenseiters im Duell mit Luke Littler an. „Robbie, Robbie Cross“, hallte es durch den Ally Pally. Pfiffe gab es beim Walk-on von Littler. Am Ende half alles nicht. Littlers Lauf geht durch ein 4:2 weiter, er steht im WM-Viertelfinale. Bis dahin wurde er aber von Publikum und Gegner erstmals bei dieser Darts-WM so richtig gefordert.

Zunächst waren es die Fans, die Gehör beim Weltmeister fanden. Im ersten Satz dieses Achtelfinales dirigierte Littler das Publikum zu den Sprechchören für seinen Gegner. Als er diesen gewann, fasste er sich demonstrativ an die Ohren und poste in Richtung des Publikums. „Was habt ihr noch zu bieten?“, lautete die Botschaft.

Cross probierte den Zwist Littlers für sich zu nutzen. Im zweiten Satz imitierte er Littlers Ohren-Geste nach einem gewonnen Leg, nach einer weiteren guten Aufnahme breitete er die Arme auf dem Weg zum Board aus. Cross, der den WM-Pokal im Jahr 2018 in die Luft stemmen durfte, machte seine positiven Momente groß. Die Unterstützung war ihm weiter gesichert.

Nur Searle noch ohne Satzverlust

Und dann passierte tatsächlich Außergewöhnliches: Littler, der so weit über allen anderen Profis zu schweben schien und bei diesem Turnier in den ersten drei Spielen noch keinen Satz verloren hatte, menschelte. Er vergab im zweiten Satz vier von fünf Versuchen auf ein Doppelfeld. Der 18-jährige Weltranglistenerste verlor tatsächlich seinen ersten Satz. Nur noch Ryan Searle ist damit fehlerlos, der im Achtelfinale zuvor James Hurrell mit 4:0 geschlagen hatte. „Heavy Metal“ steht in seinen vier WM-Spielen bei 42:11-Leggewinnen und keinem einzigen abgegeben Satz.

Nach dem Rückschlag passierte das, was so oft passiert. Littler hob sein Spiel scheinbar mühelos auf die nächste Stufe. Im dritten Satz spielte er beeindruckend: 125,25 Punkte im Average, für keines der drei in Folge gewonnen Legs brauchte er mehr als 13 Darts.

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Das Spiel nahm kurze Zeit seinen gewohnten Gang. Littler entschied auch den vierten Satz für sich – und quittierte den Erfolg mit einem lauten Schrei. Cross aber hatte noch etwas entgegenzusetzen. Er checkte 126 Punkte auf dem Bullseye zum Anschluss, Littler hatte bei 124 parat gestanden, um das Match für sich zu entscheiden.

Und plötzlich war Cross wieder voll da. Im sechsten Satz spielte er über 110 Punkte im Schnitt. „Er spielt gerade besser als Luke Littler“, analysierten die Experten im englischen TV bei Sky Sports. Cross bekam einen Dart zum Satzausgleich, verfehlte aber auf der Doppel-2. Littler breakte und war dann schlicht zu gut. Er entschied den Decider dieses Satzes zum Sieg. Danach brach es auf Littler heraus. Er ging schnellen Schrittes auf die rechte Seite der Bühne, fuchtelte wild mit den Armen in Richtung der Fans, die ihn offenbar das ganze Spiel über genervt hatten.

Mit hochrotem Kopf tauchte er danach beim Interview auf der Bühne auf. Dort legte er sich dann auch verbal mit den Fans an. „Ich bin nicht eingeschüchtert“, sagte Littler und lachte. Und dann: „Darf ich etwas sagen? Ihr bezahlt für die Tickets. Ihr bezahlt mein Preisgeld. Also danke. Danke für mein Geld. Danke, dass ihr mich ausgebuht habt.“ Die Fans pfiffen ihn zum Ende des Interviews aus, in dem er noch sagte, dass „niemand wollte, dass ich gewinne“.

Als Nächstes werden Luke Woodhouse und Krzysztof Ratajski versuchen, Littler zu stoppen. Das beide am Dienstag im Achtelfinale aufeinandertreffen, ist eine große Überraschung. Eigentlich war der Waliser Gerwyn Price in diesem Spiel erwartet worden, er scheiterte in der zweiten Runde aber am Niederländer Wesley Plaisier.

Darts-WM 2026, Ergebnisse 3. Runde

Justin Hood (ENG) – Ryan Meikle (ENG) 4:1

Ricky Evans (ENG) – Charlie Manby (ENG) 2:4

Nathan Aspinall (ENG/15) – Kevin Doets (NED) 3:4

ab 20.15 Uhr, 3. Runde und Achtelfinale:

Josh Rock (NIR/11) – Callan Rydz (ENG) (3. Runde) 4:1

James Hurrell (ENG) – Ryan Searle (ENG/20) (Achtelfinale) 0:4

Luke Littler (ENG) – Rob Cross (ENG) (Achtelfinale) 4:2

Luca Wiecek ist Sportredakteur für WELT. Er berichtet bis Silvester in London aus dem Alexandra Palace.

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