Humphries oder Littler? Littler oder Humphries? Die Frage, wer am 3. Januar die eine Million Pfund Siegprämie für den Weltmeistertitel einstreicht, kennt – wenn überhaupt – nur zwei Antworten. Einer der beiden Lukes wird es wie in den beiden Vorjahren schon machen. Oder vielleicht doch: Gian van Veen?
Spätestens seit Montagabend sollte der Niederländer zum ganz engen Kandidatenkreis dazugezählt werden. Der 23-Jährige, neben Luke Littler und Luke Humphries einer von nur drei amtierenden Ranking-Major-Siegern, brannte bei seinem Zweitrundenmatch im Alexandra Palace ein Feuerwerk ab, das auch die beiden Favoriten zur Kenntnis genommen haben dürften. „Eine der besten Vorstellungen, die wir jemals in der zweiten Runde gesehen haben“, ordnete Sky-Moderatorin Abigail Davies beim Siegerinterview auf der Bühne korrekt ein.
Die Nummer zehn der Welt schlug den brandgefährlichen Alan Soutar 3:1. Doch der Schotte hatte – ganz getreu seines Berufs – losgelegt wie die Feuerwehr. Van Veens Average von 104,79 Punkten reichte nicht aus, um den ersten Satz für sich zu entscheiden.
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Im zweiten Durchgang hielt van Veen sein hohes Niveau, endete bei durchschnittlich 104,39 Punkten pro Aufnahme, musste aber dennoch in den Decider und dort auch noch einen Setdart Soutars überstehen. Der 47-Jährige, in der Weltrangliste auf Platz 54 gelistet, traf ins falsche Doppel: 16 statt 8. Bitter.
Van Veen strafte die Nachlässigkeit und schaltete anschließend sicherheitshalber noch einen Gang höher. Die 2:1-Satzführung machte er spektakulär mit dem 170er-Finish zum 3:0 perfekt. Sein Satz-Average diesmal: 107,36 Punkte. Und auch im vierten Satz ließ er nichts anbrennen und holte sich die Legs Nummer fünf, sechs und sieben in Folge. Der Set-Average: unglaubliche 121,86.
Experten küren van Veen zum Titelkandidaten
Eine furiose Darbietung, die am Ende fantastische Werte lieferte. Den bislang höchsten Average dieser WM hatte William O‘Connor mit 102,36 Punkten bei seinem Erstrundensieg gegen Krzysztof Kciuk gespielt. Van Veen pulverisierte die Zahlen geradezu, landete am Ende bei 108,28 Punkten. Er warf sieben 180er, traf 48 Prozent seiner Versuche auf den Doppeln und hatte im gesamten Match nur drei Aufnahmen ohne ein Triple. Wow.
„Er hatte schon in den ersten beiden Sätzen gut gespielt. Dass er das Level dann noch einmal anhob, lag aber auch an seinem Gegner. Soutar hat ihn gepusht“, sagte John Part, PDC-Weltmeister von 2003 und 2008, im britischen TV.
Der Kanadier wertete van Veens Spiel als Herausforderung an die großen Titelkandidaten. „Vielleicht kommen die anderen jetzt auch ein bisschen aus der Deckung. Es ist jedenfalls sehr schön zu sehen, dass er sein Spiel hier auf die Bühne bekommt. Das ist nicht selbstverständlich, denn es ist ein besonderer Ort.“
Bei seinen ersten beiden WM-Teilnahmen 2024 und 2025 war der Niederländer sofort im ersten Match ausgeschieden. Nun steht er in Runde drei. Das Duell mit dem Letten Madars Razma nach der Weihnachtspause dürfte nur eine weitere Zwischenstation sein, glaubt auch Part: „Er dürfte jetzt bei einer Menge Leute auf der Liste stehen.“ Ex-Profi Mark Webster ging noch einen Schritt weiter: „Es geht immer nur um die Lukes, aber jeder muss van Veen nach dieser Vorstellung auf dem Zettel haben.“
Darts-WM 2026, 2. Runde, Ergebnisse
- Darren Beveridge (SCO) – Madars Razma (LAT) 1:3 (0:3, 2:3, 3:1, 2:3)
- Wessel Nijman (NED/31) – Gabriel Clemens (D) 0:3 (1:3, 2:3, 1:3)
- David Munyua (KEN) – Kevin Doets (NED) 0:3 (1:3, 0:3, 1:3)
- James Wade (ENG/7) – Ricky Evans (ENG) 2:3 n.V. (2:3, 3:1, 2:3, 3:0, 4:6)
- Gian van Veen (NED/10) – Alan Soutar (SCO) 3:1 (1:3, 3:3, 3:0, 3:0)
- Nathan Aspinall (ENG/15) – Leonard Gates (USA) 3:0 (3:1, 3:1, 3:1)
- Luke Humphries (ENG/2) – Paul Lim (SIN) 3:0 (3:0, 3:0, 3:1)
- Charlie Manby (ENG) – Adam Sevada (USA) 3:0 (3:0, 3:0, 3:1)
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
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