Was Karim Adeyemi geritten hat, kann wohl nur er selbst beantworten. Sich nach einer Auswechselung so gehen zu lassen, ist ein No-Go. Der Stürmer, der wahrlich kein gutes Spiel gemacht hatte, wäre am liebsten einfach in die Kabine durchgestartet – hätte sich BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl dem 23-Jährigen nicht in den Weg gestellt und ihm eine klare Ansage gemacht: „Setzt dich gefälligst zu deinen Kollegen auf die Bank!“
Es ist fast eine Tragik: Da verabschiedet sich Borussia Dortmund mit einem verdienten 2:0 (1:0) über Borussia Mönchengladbach in die Winterpause, steht mit 32 Punkten nach 15 Bundesligaspielen so gut wie zuletzt vor sieben Jahren zu diesem Zeitpunkt der Saison da – und alles spricht über das respektlose Verhalten eines einzelnen Spielers.
Weil es leider nicht das erste Mal war, dass Adeyemi derartig aus der Rolle fiel. Vor zwei Monaten, beim 1:0-Sieg gegen Köln, hatte er, ebenfalls nach einer Auswechselung, wütend eine Trinkflasche zu Boden geworfen. Und es war ja auch nicht nur Adeyemi, der in dieser Spielzeit durch Disziplinlosigkeiten aufgefallen ist. Auch Serhou Guirassy hatte mehrfach für Unruhe gesorgt: Der Torjäger hatte sich beim Champions League-Spiel in Turin eine fast schon kindische Auseinandersetzung mit Ramy Bensebaini um die Ausführung eines Elfmeters geliefert. Und nachdem er beim Pokal-Aus gegen Leverkusen ausgewechselt worden war, hatte er Trainer Niko Kovač den Handschlag verweigert.
Matthias Sammer setzt noch einen drauf
In den vergangenen Wochen hat der BVB dann auch abseits des Platzes für reichlich Nebengeräusche gesorgt. Julian Brandt hatte offen die Spielweise kritisiert („Nicht meine Art Fußball“) – Nico Schlotterbeck hatte vor laufenden Kameras seine Teamkollegen medienwirksam angezählt („Die Spieler, die reinkommen, verlieren jeden Ball“). Ersteres gefiel Kovač nicht besonders, letzteres rief zwangsläufig Widerspruch in der Mannschaft hervor.
Als wäre dies nicht genug, setzte Matthias Sammer dann noch einen drauf. Schlotterbeck habe mit seiner Generalabrechnung recht, das würde er sogar von einem „Leader“ erwarten, sagte der Berater der BVB-Geschäftsführung. Das kann man so sehen. Als er jedoch gefragt wurde, wie die Schlotterbeck-Kritik bei der Klubführung angekommen sei, sagte Sammer, dass es Menschen gebe, „die keine Führungseigenschaften“ hätten.
Das ist in etwa so, als würde ein Berater der Bundesregierung öffentlich erklären, im Kanzleramt oder im Kabinett würde es an Kompetenz fehlen. Dies dürfte wohl eine unmittelbare Beendigung der Beratung zur Folge haben. Sammer allerdings saß auch am Freitagabend neben Lars Ricken, dem BVB-Sportgeschäftsführer, auf der Ehrentribüne.
Ricken dürfte auch nicht gemeint gewesen sein, als Sammer von fehlenden Führungseigenschaften fabuliert hat. Sammer ist ein scharfer Kritiker von Kehl. Doch weil er keinen Namen nannte, wurden in der öffentlichen Wahrnehmung alle BVB-Entscheidungsträger desavouiert.
Es stehen wichtige Entscheidungen an beim BVB
Sicher: Borussia Dortmund ist ein emotionaler Verein mit hohen Ansprüchen. Manche, wie die Forderung nach schönerem Fußball oder gar Titeln, sind gemessen an dem, was die Mannschaft derzeit leisten kann, aber schlicht zu ambitioniert.
Der Klub befindet sich zudem im Umbruch. Der Rückzug von Hans-Joachim Watzke aus der Geschäftsführung führte dazu, dass sich seine Nachfolger in ihre neuen Rollen erst finden müssen. Es stehen jedoch wichtige Entscheidungen an. Wie kann der Vertragspoker mit Schlotterbeck vielleicht doch noch zu einem Happy End gebracht werden? Sammer schlug öffentlich vor, eine „Deadline“ zu setzen. Auch nicht gerade hilfreich. Wie geht es mit Brandt, Guirassy und Adeyemi weiter? Was ist eigentlich mit Niklas Süle?
Der BVB nimmt viele Fragezeichen mit ins neue Jahr. Was aber nicht vergessen werden sollte: Trotz aller Probleme steht die Mannschaft so gut da wie lange nicht mehr. Denn Niko Kovač hat sie 2025 stabilisiert. Das sollte weder zerredet noch gefährdet werden.
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