Eine Stunde war gespielt im Duell zwischen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach, da nahm BVB-Trainer Niko Kovac seinen ersten Wechsel vor. Es stand zu dem Zeitpunkt 1:0 für die Dortmunder, Julian Brandt hatte in der 10. Minute getroffen. Maximilian Beier ersetzte Karim Adeyemi in der Offensive und man durfte gespannt sein, wie Adeyemi auf den Tausch reagieren würde. Erster Eindruck: könnte heikel werden.
Der 23 Jahre alte Nationalspieler trat also an der Seitenlinie den Gang zur Dortmunder Bank an, er musste eine gute Strecke rund um den Platz gehen. Es war ihm anzusehen, dass es in ihm arbeitete. Als er angekommen war, schnappte er sich eine Winterjacke und begann zu lamentieren, zu gestikulieren. Was er sagte, war nicht zu hören. Es darf angenommen werden, dass es nicht eben vorweihnachtliche Wünsche waren. Eher Verwünschungen, so in etwa.
Er nahm dann Fahrt auf, war sichtbar wütend, wollte schnellen Schrittes in die Kabine. Nur weg von alledem und allen. Aber er hatte die Rechnung nicht mit Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl gemacht. Der sprang von der Bank auf, stellte sich Adeyemi in den Weg, packte ihn am Arm und wies ihn zurecht. Adeyemi trollte sich dann, ließ sich auf einen hinteren Platz der Ersatzbank fallen – und lamentierte weiter.
Adeymis Furor erinnerte an seinen Ausraster im Duell gegen den 1. FC Köln
Das sorgte nach dem Spiel für Gesprächsstoff und Kehl machte dann auch keinen Hehl daraus, dass der Vorfall Konsequenzen für Adeyemi haben werde. „Ich habe ihm gesagt: ,Du gehst nicht in die Kabine, Du setzt Dich auf die Bank.‘“, berichtete Kehl: „Und ehrlich gesagt war die Auswechslung total berechtigt. Karim Adeyemi hat kein gutes Spiel gemacht. Über die Szene wird zu reden sein. Er wird dafür eine Geldstrafe kriegen, weil wir das Thema ehrlich gesagt sehr intensiv mit der Mannschaft besprochen haben. Die Reaktion will ich nicht sehen, die will der Trainer nicht sehen – die will keiner sehen. Das gehört sich nicht. Das weiß auch Karim.“
Das zweite Mal schon souffliert die Sky-Moderatorin. Bei seiner Auswechslung im Spiel gegen den 1. FC Köln im Oktober hatte er aus Frust eine Wasserflasche gegen die Bank geworfen, was der BVB-Führung damals schon missfiel. „Wir hatten jetzt einige Situationen“, erwiderte Kehl: „Das geht einfach so nicht. Am Ende müssen die Spieler das akzeptieren. Der Trainer trifft eine Entscheidung – und dass ein Spieler unzufrieden ist, das kann er am Ende in der Kabine kundtun, kann er am nächsten Tag im Training Gas geben, aber wollen diese Reaktion nicht sehen. Deswegen wird er dafür eine Geldstrafe kriegen.“
Randnotiz: Adeyemi-Ersatz Beier sorgte in der Nachspielzeit der Partie dafür, dass Dortmund den Sieg endgültig sicher hatte.
Sieg dürfte angespannte Lage beim BVB etwas beruhigen
Wie denkt der Trainer über eine solche Situation, wollte der Sky-Reporter von Niko Kovac wissen. „Ich denke, er war heute nicht gut“, antwortete Kovac. Er habe Adeyemi nach der Pause noch zehn Minuten geben wollen: „Er war nicht gut in der ersten Halbzeit. Ich hätte auch in der Halbzeit wechseln können, aber das wollte ich nicht. Ich wollte ihm noch die Möglichkeit geben. Doch es war heute nicht sein Tag. Von daher ist die Auswechslung berechtigt.“
Angesprochen auf die von Kehl angekündigte Geldstrafe für Adeyemi sagte er: „Das ist die Entscheidung des Klubs, was ich verstehe, akzeptiere und total für richtig halte. Wir sind im Fußball, da geht es um Emotionen, das gehört auch dazu, aber man muss auch einsichtig sein. Wenn er sich das Spiel in der ersten Halbzeit anschaut, wird er sehen, dass es eines seiner schwächeren Spiele war. Damit muss er umzugehen lernen. Und wir als Klub müssen da auch dementsprechend handeln.“ Adeyemi war zuletzt auch dadurch auffällig geworden, weil er wegen illegalen Waffenbesitzes einen Strafbefehl über 450.000 Euro erhalten hatte.
Der Sieg nun dürfte die zuvor angespannte Lage beim BVB pünktlich zum Weihnachtsfest zwar beruhigen. Von den vorherigen neun Pflichtspielen hatten die Dortmunder nur drei gewonnen. Kritiker am Spielstil des Teams werden aber wohl nicht verstummen. „Am Ende haben wir 2:0 gewonnen, sind auf den zweiten Platz vorgestoßen – das war das Ziel. Es war ein bisschen zäh, aber am Ende verdient“, sagte Kehl.
Für Dortmund sind 32 Zähler nach 15 Spielen die beste Ausbeute seit sieben Jahren. Der Rückstand auf Spitzenreiter FC Bayern kann am Sonntag (17.30, Uhr, im Sport-Ticker der WELT) allerdings wieder auf neun Punkte anwachsen. Die Münchener gastieren beim Tabellenvorletzten 1. FC Heidenheim.
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