Er spielte, als wäre diese Bühne keine besondere. Als hätte es all die negativen Erinnerungen nicht gegeben. Martin Schindler steht nach einem überzeugenden Auftritt in der zweiten Runde der Darts-WM. Er bezwang Stephen Burton mit 3:1. Durchschnittlich 99,14 Punkte pro Aufnahme bedeuteten den nach Superstar Luke Littler und Wessel Nijman bislang dritthöchsten Turnier-Average und seinen persönlichen WM-Rekord.

Bei seinen vorherigen sechs WM-Teilnahmen hatte er viermal seinen Auftakt verloren. Seine ernüchternde Bilanz: 2:6 Siege. Davon aber war am späten Mittwochabend zu keinem Zeitpunkt etwas zu spüren. „Ich bin sehr, sehr beeindruckt von ihm“, sagte Kommentator Glen Durrant im britischen TV.

Schon der Start verlief abgeklärt und souverän. Er nahm dem Engländer den Anwurf zum 2:1 ab und checkte anschließend 94 Punkte zur Satzführung. Auch sein Average beeindruckte: 97.65 Punkte. Damit waren es bereits so viele Legs wie vor einem Jahr, als er zum Auftakt überraschend mit 0:3 gegen Callan Rydz verloren hatte.

Weitere kamen nach der ersten Pause jedoch erst mal nicht dazu. Burton schaffte das Break in 15 Darts und bestätige mit 17 Pfeilen zum 2:0. Dass er erneut 15 Darts für das 3:0 bekam, lag auch daran, dass Schindler in der Aufnahme zuvor bei 60 Punkten Rest die Single-20 verfehlt hatte und somit nur einen statt zwei Darts auf Tops erhielt.

Im dritten Durchgang setzten sich die Probleme anfangs noch fort. Schindler warf drei Pfeile an der Doppel-18 vorbei, erhielt aber weitere Möglichkeit zum frühen Break. Nach fünf Fehlern in Folge hatte die an Position 13 gesetzte deutsche Nummer eins erfolgreich justiert.

Schindler rasiert Burton

Er konnte sich auch in der Folge ein paar Nachlässigkeiten erlauben, da sein Gegner nachließ, vor allem aber er selbst beeindruckend punktete. Im Scoring war der 29-Jährige über jeden Zweifel erhaben, kratzte im dritten Satz sogar an der 100er-Marke, traf auf der Doppel-10 zum 2:0 und checkte Tops zum 2:1 nach Sätzen.

Mit „Aufhübschen und bereit machen für heute Abend“, hatte Schindler zur Freude seines neuen Sponsors ein Badezimmer-Foto unterschrieben, das er auf seinen Social-Media-Accounts vor dem Match geteilt hatte. Nun rasierte er Burton.

Beim Stand von 2:0 war er dank seiner siebten 180 der 100er-Marke noch einmal nah (99,70) und verwandelte zwei Aufnahmen später seinen ersten Matchdart auf der Doppel-20 zum Sieg.

„Ich fühle mich gut, habe insgesamt ordentlich gespielt, im zweiten Satz aber auch einige Chancen ausgelassen“, sagte Schindler sachlich, war aber sehr zufrieden: „Schlechter als letztes Jahr konnte es ja nicht laufen. Ich war ziemlich entspannt.“

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Burton, Nummer 67 der Order of Merit, verliert damit seine Tourkarte. Er hätte eben jenen Auftaktsieg benötigt, um ein weiteres Jahr auf der ProTour spielen zu können.

Den Kampf um einen Platz unter den besten 64 hatte zuvor am Abend auch Matt Campbell verloren. Der Kanadier unterlag dem US-Amerikaner Adam Sevada 1:3 . Damit darf Mario Vandenbogaerde weiter hoffen. Der Belgier liegt aktuell auf Platz 64, könnte aber noch bei einem überraschenden Vorstoß eines Außenseiters ins Achtelfinale verdrängt werden.

Neu auf der Tour dabei sein wird Stefan Bellmont. Er gewann als erster Schweizer überhaupt ein Match bei der Weltmeisterschaft und steht nach dem 3:0 über Raymond van Barneveld in der zweiten Runde. „Das war das größte Spiel meiner Karriere. Ich bin sehr stolz auf mich“, sagte der 36-Jährige.

Mit Schindler, Ricardo Pietreczko, Gabriel Clemens, Max Hopp und Arno Merk stehen bislang fünf Deutsche in der von Samstag bis Dienstag auszuspielenden zweiten WM-Runde. Dominik Grüllich greift am Donnerstag als letzter Deutscher gegen den Niederländer Jermaine Wattimena ins Turnier ein. Bei der vergangenen WM hatten fünf Deutsche die zweite Runde erreicht.

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch über Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM 2026, Ergebnisse, 1. Runde

  • Matt Campbell (CAN) – Adam Sevada (USA) 1:3 (1:3, 3:2, 2:3, 0:3)
  • Raymond van Barneveld (NED) – Stefan Bellmont (SUI) 0:3 (1:3, 0:3, 1:3)
  • James Wade (ENG/7) – Ryusei Azemoto (JPN) 3:0 (3:1, 3:0, 3:0)
  • Martin Schindler (D/13) – Stephen Burton (ENG) 3:1 (3:1, 0:3, 3:0, 3:0)

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