Niko Springer hat sich überraschend nicht in die deutsche Erfolgsserie bei der Darts-Weltmeisterschaft eingereiht. Zwei Stunden nach Ricardo Pietreczkos Sieg verlor der Rheinhesse am Dienstagabend seinen Auftakt in London mit 1:3 gegen Joe Comito.
Damit ist er nach Lukas Wenig, der Wesley Plaisier unterlag, der zweite Deutsche, der die Heimreise antreten muss. Mit Pietreczko, Gabriel Clemens, Max Hopp und Arno Merk stehen bislang vier in Runde zwei. Am Mittwochabend ist die deutsche Nummer eins Martin Schindler gegen Stephen Burton aus England gefordert. Dominik Grüllich spielt am Donnerstag als letzter Deutscher gegen den Niederländer Jermaine Wattimena.
Springer verpasste durch seine Niederlage auch die Belohnung für eine famose erste Saison auf der Profitour. Der Siefersheimer legte ein beeindruckendes Premierenjahr hin, gewann satte 62 Prozent seiner Matches und sogar ein Turnier auf der European Tour.
Bereits bei der Weltmeisterschaft 2025 hatten ihn viele Beobachter für ein, zwei Siege auf dem Zettel, doch Springer erwischte bei der Auslosung Lospech. In der ersten Runde – die Top32 waren damals noch für Runde zwei gesetzt – traf er auf den vielleicht schwersten Gegner im Topf: Scott Williams. Springer hielt damals gut gegen den Engländer mit und verlor etwas unglücklich mit 1:3.
Springer mit bösen Patzern
Diesmal also „Waterboy“ Comito, ein Australier, der bei der vergangenen WM wie Springer sein Debüt verloren hatte. Springer, da gab es keine zwei Meinungen, ging als Favorit in die Partie, hatte aber von Beginn an mit Problemen zu kämpfen.
Den ersten Durchgang gab der Deutsche im Decider ab, zumindest seinen Anwurfsatz gewann er dann souverän mit 3:1. Springer wandte sich auf der Bühne anschließend seinem Anhang zu. Lebensgefährtin Laura war da, sein Vater, Freunde und auch Grüllich drückten im Publikum die Daumen. Springer zog die Schultern hoch und breitete die Arme aus, als wollte er sagen: Geht doch. Na, bitte.
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Die bis dahin gezeigte Leistung lag tatsächlich deutlich unter Normalniveau. Ein Average von 85,12 und 36 Prozent auf den Doppeln sind nichts, womit man bei der WM im Jahr 2026 einen Gegner erschrecken kann – auch nicht den 44-jährigen Australier. Es galt sich also zu steigern.
Stattdessen erlaubte er seinem Gegner 20 Darts zum Break: 0:2. Gerade als er kurz darauf mit einer 140 und einer 121 leichten Aufwärtstrend verspürte und sich pushte, grätschte sein Gegner effektiv dazwischen: Comito checkte aus dem nichts 155 Punkte zum Gewinn des dritten Satzes.
„Niko, Niko“–Sprechchöre hallten durch den Ally Pally – die deutschen Fans merkten, dass ihr Spieler Unterstützung benötigte. Comito hatte kurz darauf das nächste Highlight auf der Hand, verfehlte die 170 knapp auf dem Bullseye. Da Springer aber sein 124er-Finish auf der Doppel-11 auslies, checkte der Außenseiter zum Break.
Springer stand nun vor dem Aus, breakte aber nervenstark auf der Doppel-10 zurück und rettete sich in den Decider. Die Chance zum Satzausgleich war da, ebenso der Druck: der 25-Jährige traf die Doppel-1 statt der Doppel-20, verfehlte dann auch die Doppel-19.
Da Comito seine ersten zwei Matchdarts ausließ, bekam Springer noch einmal die Möglichkeit, war nun aber völlig von der Rolle und scheiterte beim Umbauen: Er verfehlte die Single-6, traf stattdessen die 13 und vergab seine letzte Chance auf der Doppel-8.
Comito bedankte sich, traf und fiel vor Freude auf die Knie: „Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich es auf dieser Bühne schaffen und meine Leistung bringen kann. Ich wusste, dass ich das konnte“, sagte der überglückliche Australier. Worte, die auch Springer nur allzugern nach seinem Match gesagt hatte.
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch über Abseitiges wie Fußball.
Darts-WM 2026, Ergebnisse, 1. Runde
- Alan Soutar (SCO) – Teemu Harju (FIN) 3:2 n.V. (3:0, 3:0, 2:3, 2:3, 5:4)
- Nick Kenny (WAL) – Justin Hood (ENG) 0:3 (0:3, 2:3, 2:3)
- Scott Williams (ENG) – Paolo Nebrida (PHI) 3:0 (3:1, 3:0, 3:1)
- Chris Dobey (ENG/8) – Xiaochen Zong (CHN) 3:1 (3:0, 1:3, 3:1, 3:1)
- Ricardo Pietreczko (D) – Jose De Sousa (POR) 3:1 (3:2, 3:2, 2:3, 3:1)
- Danny Noppert (NED/6) – Jurjen van der Velde (NED) 3:1 (3:2, 1:3, 3:2, 3:0)
- Gerwyn Price (WAL/9) – Adam Gawlas (CZE) 3:0 (3:0, 3:2, 3:0)
- Niko Springer (D) – Joe Comito (AUS) 1:3 (2:3, 3:1, 0:3, 2:3)
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