Alan Soutar schüttelte ungläubig den Kopf, als er auf die Zahlen blickte. Es war gerade etwas Zeit, da Schiedsrichter George Noble Spielern und Zuschauern im Alexandra Palace noch einmal die Regeln für die Verlängerung erklärte. Soutar wies mit der Hand auf die Videoleinwand, wo neben dem Spielstand auch die Statistiken angezeigt wurden.

Der Schotte stand mit seinem Average zehn Punkte besser als sein Gegner Teemu Harju, er hatte eine um fünf Prozent bessere Doppelquote und mit seinen sieben 180ern auch drei Maximums mehr als der Finne geworfen. Doch es stand 2:2 nach Sätzen, 2:2 nach Legs. „Vielleicht kann die PDC etwas tun, damit wir diese Statistiken nicht sehen müssen“, sagte Soutar später. Es habe weh getan, dies zu sehen.

Er hätte sich den Anblick aber auch selbst ersparen können. Nach herausragendem Start hatte der 47-Jährige in seinem Auftaktmatch bei der Darts-WM in London 2:0 geführt. Durchgang eins gewann er mit einem Average von 110. Im zweiten waren es durchschnittlich 105 Punkte. „Das war großartig, aber dann bin ich von der Klippe gefallen“, sagte Soutar später. Es sollte ein langer Fall werden – wenn auch mit weicher Landung. Erst 70 Minuten nach dem Gewinn des zweiten Satzes errang der Schotte im Sudden-Death-Leg des fünften Satzes den knappen Sieg.

Debütant Harju hatte sich die Durchgänge drei und vier im Decider gesichert, Soutar dabei insgesamt zehn Matchdarts nicht zum Sieg genutzt. Sein Gegner zeigte sich allerdings ähnlich inkonstant. Für den Satzausgleich brauchte er im finalen Leg 26 Darts.

Auch Harju vergibt seine Matchdarts

Ein Fingerzeig für das, was im entscheidenden Durchgang folgen sollte. Nachdem Noble die Regularien verlesen hatte, ging es in die Verlängerung.

Harju wackelte bei seinem Anwurfleg gewaltig, checkte aber mit dem letzten Dart, nachdem Soutar seinerseits die Doppel-15 zum Break verpasst hatte. „Er hat so oft mit dem letzten Dart getroffen. Das ist eigentlich meine Sache. Ich stand hinter ihm und dachte immer: Gib mir noch eine Chance, gib mir noch eine Chance, aber dann war der letzte oft drin.“ Oder eben auch nicht.

Der Finne verpasste bei 103 Punkten seinen ersten Matchdart und setzte, nachdem Soutar zwei Checkdarts verwarf, auch seine drei nächsten weit am Doppel vorbei. Soutar glich damit zum 3:3 aus, verfehlte anschließend jedoch zwei Darts beim Checkout. Zum Break kam es trotzdem, da Harju drei Chancen zum 4:3 ausließ.

So ging es bis zum 5:5 munter weiter: Während Soutar seine Matchdarts verlässlich vorbeiwarf, hatte auch der Finne seine Nerven in den entscheidenden Momenten nicht beisammen.

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Ein Hoffnungsschimmer waren die 112 Punkte, die Soutar zum erneuten Break (5:4) checkte. Überraschend dann auch das Ende, als der Schotte im Sudden-Death-Leg seine 45 Punkte Rest mit dem ersten Dart auf der Doppel-16 verwandelte.

Es war sein 16. Matchdart. Haarju hatte vier Möglichkeiten zum Sieg gehabt. Insegsamt warfen die beiden 60 Darts am Doppel vorbei. Und dass es George Noble war, der als Schiedsrichter durch den Marathon geleitet hatte, stand am späten Ende als weitere Pointe.

Der Unparteiische, der nach dieser Weltmeisterschaft aufhören wird, galt während seiner Karriere bei den Ansetzungen als verlässliches Indiz für lange Spiele. Der Marathon endete nach einer Stunde und 29 Minuten, die Nettospielzeit betrug 72 Minuten – eines der längsten Erstrundenduelle der WM-Geschichte.

Soutar will es in der zweiten Runde etwas schneller hinbekommen. Gegen European-Darts-Champion Gian van Veen rechnet er sich durchaus etwas aus: „Wenn ich so spiele, wie in den ersten beiden Sätzen und das dann auch im dritten spiele, kann er wieder zurück nach Holland fahren.“

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch über Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM 2026, Ergebnisse, 1. Runde

  • Alan Soutar (SCO) – Teemu Harju (FIN) 3:2 n.V. (3:0, 3:0, 2:3, 2:3, 5:4)
  • Nick Kenny (WAL) – Justin Hood (ENG) 0:3 (0:3, 2:3, 2:3)
  • Scott Williams (ENG) – Paolo Nebrida (PHI)
  • Chris Dobey (ENG/8) – Xiaochen Zong (CHN)

ab 20 Uhr:

  • Ricardo Pietreczko (D) – Jose De Sousa (POR)
  • Danny Noppert (NED/6) – Jurjen van der Velde (NED)
  • Gerwyn Price (WAL/9) – Adam Gawlas (CZE)
  • Niko Springer (D) – Joe Comito (AUS)

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