Gabriel Clemens war die Erleichterung anzusehen. Dieses Gefühl hatte er lange nicht mehr erlebt. Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren hatte der Saarländer sein letztes Spiel bei einem Major-Turnier gewonnen, klammert man die Qualifikationsrunde des World Masters einmal aus. Die Durststrecke dauerte genau 723 Tage. Entsprechend groß die Erleichterung.
Das 3:0 gegen den schwachen US-Amerikaner Alex Spellman bei der Darts-WM 2026 bedeutete den ersten Sieg seit seinem Zweitrundenerfolg gegen Man Lok Leung aus Hongkong bei der Weltmeisterschaft 2024. Seitdem gab es bei den Major-Events sechs Auftaktniederlagen, beim World Masters schied er in der Vorrunde aus, siebenmal hatte er sich gar nicht mehr für die großen Turniere qualifizieren können.
Da seitdem auch auf der European Tour kaum vorzeigbare Resultate gelangen waren und er in dieser Saison weniger als die Hälfte seiner Spiele gewann, ist es beinahe etwas überraschend, dass der Halbfinalist der WM 2023 in der Order of Merit noch auf Platz 47 geführt wird.
„Ich hatte kein gutes Jahr, es war Anspannung drauf, und das Selbstvertrauen ist nicht so groß. Ganz klar. Aber an den Ally Pally hatte ich immer gute Erinnerungen“, sagte Clemens nach seinem Sieg.
Doch weshalb sich mit Negativserien beschäftigen? Denn dass Clemens es noch immer draufhat, bewies er seinem Gegner und allen anderen schon im zweiten Leg. Nachdem er seinen Anwurf zum 1:0 durchgebracht hatte, checkte er 170 Punkte zum Break. Der Big Fish – ein ganz dickes Ausrufezeichen.
Clemens gewinnt die ersten acht Legs
Satz eins ging zu null an den Deutschen, und auch im zweiten Durchgang bedurfte es keines 90er-Averages, um Spellman auf Distanz zu halten. Die Legs Nummer vier, fünf und sechs gingen alle an Clemens. Spellman hatte in den ersten beiden Durchgängen lediglich zwei Versuche auf den Doppeln.
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Zur Freude der deutschen Kolonie. Neben zahlreichen Fans im German-Giant-Trikot saßen auch die WM-Debütanten Arno Merk und Lukas Wenig im Alexandra Palace und feuerten ihren Landsmann an.
Merk hatte am ersten WM-Abend mit einem Sieg über Kim Huybrechts das Ticket in Runde zwei gebucht. Wenig ist am Sonntagabend (20 Uhr, Sport1 und DAZN live) gegen den Niederländer Wesley Plaisier als dritter Deutscher im Einsatz.
Clemens gewann zusehends an Sicherheit. Dass er seinem Gegner beim Stand von 2:0 im dritten Satz doch noch ein Leg überließ, war unwichtig. Und während im Scoring mit einem Average von 90,93 noch ein wenig Luft nach oben blieb, stieg die Doppelquote des 42-Jährigen am Ende sogar auf 50 Prozent an: der 18. Versuch bedeutete den neunten Treffer und den Sieg, der ihn auch etwas entspannter ins Jahr 2026 gehen lassen wird.
Die jetzt schon sicheren 25.000 Pfund WM-Preisgeld bedeuten ein Polster, um sich am Jahresende möglichst aus dem Kampf um die letzten Tourkarten heraushalten zu können.
Zuvor hatten sich die Favoriten keine Blöße gegeben. Luke Humphries sorgte mit einem Average von 98,58 für ein ungefährdetes 3:0 gegen Ted Evetts. Und auch Wessel Nijman, in Runde zwei nächster Gegner von Clemens, beeindruckte. Der junge Niederländer gab beim 3:0 gegen den Tschechen Karel Sedlacek nur drei Legs ab und spielte einen Average von 100,91 Punkten.
Für Humphries kommt es hingegen zu einem Wiedersehen, das böse Erinnerungen hervorrufen könnte. Vor fünf Jahren schied er trotz einer 2:0-Satzführung in Runde eins gegen Paul Lim aus. Nun trifft er wieder auf die Legende aus Singapur. Lim hatte den Samstagabend mit einem sensationellen 3:1 über Jeffrey de Graaf eröffnet und steht als 71-Jähriger sensationell in Runde zwei.
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
Darts-WM 2026, Ergebnisse, 1. Runde
- Mario Vandenbogaerde (BEL) – David Davies (WAL) 0:3 (2:3, 0:3, 2:3)
- Andrew Gilding (ENG) – Cam Crabtree (ENG) 3:1 (3:0, 3:0, 2:3, 3:0)
- Luke Woodhouse (ENG/25) – Boris Krcmar (CRO) 3:1 (2:3, 3:0, 3:2, 3:1)
- Gary Anderson (SCO/14) – Adam Hunt (ENG) 3:2 (3:2, 2:3, 2:3, 3:1, 3:1)
- Jeffrey de Graaf (SWE) – Paul Lim (SIN) 1:3 (1:3, 3:1, 2:3, 2:3)
- Wessel Nijman (NED/31) – Karel Sedlacek (CZE) 3:0 (3:1, 3:1, 3:1)
- Luke Humphries (ENG/2) – Ted Evetts (ENG) 3:1 (3:0, 3:1, 1:3, 3:1)
- Gabriel Clemens (D) – Alex Spellman (USA) 3:0 (3:0, 3:0, 3:1)
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