Bernd Neuendorf war für die Sendung extra früher aus den USA zurück nach Deutschland gereist. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte dort einige Tage verbracht, um am vergangenen Freitagabend in Washington an der Gala zur Auslosung der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko teilzunehmen.
Sonntagnachmittag war er nun in Berlin und zu Gast bei „BILD Sport“ bei WELT TV. Dort sagte der 64-Jährige über die WM-Vorrunden-Gegner der deutschen Nationalmannschaft (Curacao, Elfenbeinküste und Ecuador): „Natürlich ist das eine Gruppe, die wir schaffen wollen und müssen.“ Er warnte aber vor allem vor der Stärke Ecuadors. „Ecuador hat eine sehr beeindruckende Abwehr, ist Zweiter in der Quali geworden, hat zwei Gegentore in 18 Spielen kassiert und hat Topspieler in Europa. Wir sollten nicht so tun, als wäre es einfach ein ganz leichtes Spiel.“
Zudem verwies Neuendorf auf Yan Diomande von RB Leipzig, der beim 6:0 gegen Eintracht Frankfurt am Samstagabend groß aufspielte und wie die gesamte Mannschaft der Elfenbeinküste, des zweiten Gegners Deutschland, spielstark sei. Beide Teams könne man nicht „im Vorbeigehen“ schlagen. Und Curacao habe in Dick Advocaat einen „sehr erfahrenen Trainer. Als Niederländer wird er einiges daran setzen, uns zu ärgern.“
Man sei zufrieden mit der Auslosung, auch wegen der klimatischen Bedingungen in den Spielorten, die nun feststehen. Gefreut habe sich der DFB über den frühen Einstieg der Mannschaft in das Turnier, das am 11. Juni 2026 beginnt. Deutschland spielt erstmals am 14. Juni. Das sei besser, als wenn man erst rund eine Woche nach Turnierbeginn erstmals spielen würde, so Neuendorf.
Zudem sei man froh, dass die Spiele der Nationalmannschaft „weitgehend im Osten der USA“ ausgetragen werden. Die deutsche Mannschaft spielt zunächst in Houston, Toronto und New York. In Sachen Mannschafts-Quartier werde man zeitnah eine Entscheidung treffen können.
Es gebe noch „zwei, drei Optionen, die wir jetzt checken“, deswegen sei Bundestrainer Julian Nagelsmann vor Ort geblieben und schaue sich „das genauer an. Es ist wichtig, eine Wohlfühlatmosphäre zu haben.“
Zur viel kritisierte Show bei der Auslosung in Washington sagte Neuendorf: „Wir hätten es sicher anders gemacht und haben es anders gemacht.“ Er bezog sich auf die Ziehung vor der EM 2024 in der Hamburger Elbphilharmonie. „Es war alles sehr auf Show getrimmt, aber das ist Amerika – was will man erwarten? Wo ich den Kritikern Recht gebe: Über Fußball ist ein bisschen wenig gesprochen worden.“
„Fokus auf das Sportliche legen“
Eine politisierte WM wie 2022 in Katar will Neuendorf nicht. „Wir haben ganz klar gesagt, dass wir den Fokus diesmal auf das Sportliche legen werden“, so der Verbandsvorsitzende. Das sei mit der sportlichen Leitung auch so besprochen. „Ansonsten schauen wir, was in den USA passiert.“
Neuendorf sagte zudem: „Es ist ja auch erstaunlich, dass sich selbst eine Bundesregierung, ein auswärtiges Amt, ein Kanzleramt zu vielen Ereignissen in den USA nicht äußern. Warum das dann ausgerechnet der DFB und der DFB-Präsident tun sollten, das erschließt sich mir auch noch nicht so ganz.“
Man sei immer und dauerhaft im Gespräch mit der Politik, also auch mit dem Auswärtigen Amt, insbesondere wenn es um Belange der Fans gehe. „Grundsätzlich sind die USA ein demokratisches Land, sie sind ein großer Player. Sie sind für viele in Deutschland, für unsere Wirtschaft, unsere Kultur und andere Bereiche wichtige Partner“, sagte Neuendorf.
Neuendorf äußerte sich auch zu dem Plan der 14 Fußballvereine der Frauen-Bundesliga, die den Ligaverband ohne den Deutschen Fußball-Bund (DFB) gründen wollen. Dies hatte in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen und Unruhe gesorgt. Die Meldung dazu, dass man den DFB wegen kurzfristiger Forderungen des Verbandes nicht dabei haben wolle, sei „etwas überraschend“ gewesen, so Neuendorf. Denn: „Dass mit uns gegründet wird, war nie geplant.“
Plan sei es hingegen, dass der Liga-Verband nach der Gründung mit dem DFB ein Joint Venture mache, also eine strategische Kooperation. „Wir stehen zu unseren Aussagen und sind bereit, einen dreistelligen Millionenbetrag in den Frauenfußball zu investieren“, so Neuendorf. Das sei für einen gemeinnützigen Verband sehr viel.
Neuendorf wurde in der Sendung auch zu einer möglichen Rückkehr von Sandro Wagner in den Trainerstab der Nationalelf gefragt. Wagner war Assistenztrainer von Bundestrainer Julian Nagelsmann, wechselte dann als Chefcoach zum FC Augsburg. Der Bundesligaklub trennte sich kürzlich von ihm, nach Monaten voller Niederlagen.
„Wir haben ein supertolles Trainerteam. Ein halbes Jahr vor der WM tut man gut daran, Ruhe in den Verband zu bekommen“, so Neuendorf und lobte das Trainerteam um Nagelsmann. „Wir vertrauen voll auf ihre Expertise.“ Heißt: Keine Rückkehr von Wagner.
Ebenfalls in der Sendung zu Gast war Markus Söder, zugeschaltet aus Nürnberg. Ein perfektes Fußball-Wochenende sei für ihn, wenn seine zwei Lieblingsvereine 1. FC Nürnberg und FC Bayern gewinnen und Borussia Dortmund und Greuther Fürth verlieren, so Bayerns Ministerpräsident.
Markus Söder lobt Harry Kane als Besten der Welt
Er lobte Harry Kane, der als Joker für den FC Bayern beim 5:0 gegen den VfB Stuttgart am vergangenen Samstagnachmittag drei Treffer erzielt hatte, als besten Stürmer der Welt. „Jeder Euro war gut angelegt“, so Söder über den Kauf des englischen Stürmers vor einigen Jahren. Der FC Bayern habe in dieser Hinrunde Charakter bewiesen.
Zur Bewerbung Münchens für die Olympischen Spiele ab dem Jahr 2036 sagte Söder: „Wir wollen Olympia zunächst mal nach Deutschland holen. Weil wir Signale setzen wollen.“ Es gehe auch um Perspektiven für junge Sportler und Sportlerinnen. München sei mit Abstand die sicherste Stadt und könne so ein Großevent organisieren. Außerdem betonte Söder: „Unser Festgeldkonto in Bayern ist einfach größer als woanders.“
Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-und Sport-Ernährungs-Themen. Er wird bei der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko als Reporter vor Ort sein.
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