Oliver Kahn, einst Welttorhüter, später Vorstandsboss des FC Bayern München, arbeitet nach seinem Rauswurf beim Rekordmeister an einem Comeback als Top-Manager. Gigantisch soll es werden, international und richtig lukrativ. Der Traum vom Titan: ein Fußballklub-Imperium.

Recherchen von „Bild“ decken aber auf: Kahn vertraut bei seinem Rasen-Monopoly auf einen dubiosen Geschäftspartner, den er erst vor wenigen Wochen kennengelernt hat. Der Münchner Unternehmer köderte den Ex-Fußball-Star mit dem Versprechen, Zugriff auf ein Milliardenvermögen in der Schweiz zu haben.

Laut Unterlagen der „Oliver Kahn Sports Capital“ (OKSC) ist der Plan, mehrere unterbewertete europäische Fußballvereine zu kaufen, ihre sportliche und wirtschaftliche Leistung zu steigern und sagenhafte Renditen von mehr als 20 Prozent zu erzielen.

Multi-Club-Ownership (MCO) heißt das Geschäftsmodell – ein Mega-Trend im Fußball. Die erfolgreichsten Netzwerke: die City Football Group (u. a. Manchester City, New York City FC, Girona) und Red Bull (RB Leipzig, Red Bull Salzburg, New York Red Bulls). Um hier mitzuspielen, braucht es aber vor allem: sehr viel Geld.

„Das ist groß. Das wird groß“, kündigt Kahn an

Kahns erster Versuch, den französischen Traditionsklub Girondins Bordeaux zu übernehmen, scheiterte im Sommer. Zu teuer, zu komplex, hieß es später. Jetzt fühlt sich Kahn bereit: Bei einer geschlossenen Veranstaltung Ende November in einer Münchner Villa präsentierte er seinen künftigen Geldgeber: Gerd Tanner (Name geändert).

Vor ausgewählten Gästen standen die beiden vor einem strahlenden Weihnachtsbaum. Dann sprach der Titan: „Für mich ist das heute ein sehr spezieller Moment. Wir haben zwei Jahre lang daran gearbeitet, einen Partner zu finden, der zu uns passt. Das, was wir vorhaben – das ist groß. Das wird groß.“

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Nach „Bild“-Informationen hat ein Bekannter von Kahn die beiden einander vorgestellt. Von Beginn an habe er den „Respekt“ von Tanner gespürt, so Kahn, es gebe zwischen ihnen eine besondere „Verbindung“. Er klingt überzeugt, emotional, erleichtert. Die Botschaft ist klar: Dieser Mann wird seinen Traum finanzieren. Koste es, was es wolle.

Tatsächlich hat Tanner gegenüber Kahn vorgegeben, über ein Schweizer Family-Office auf ein gigantisches Fremdvermögen zugreifen zu können. Wem die vielen Milliarden gehören, hat er aber nicht verraten. Nur so viel: Es seien scheue Familien aus der Schweiz und aus Doha (Katar).

Kahns Partner inszeniert sich als Immobilien-Manager

Kann das stimmen? Auf seiner Firmen-Homepage („Wir können Visionen verwirklichen“) inszeniert sich Tanner als erfolgreicher Immobilien-Manager, der es vom Maurer-Lehrling ganz nach oben geschafft hat. Er habe an zahlreichen Großprojekten federführend mitgewirkt, heißt es da. Besonders hebt er seine „Tätigkeit für den visionären Unternehmer und Strategen“ Heinz Herrmann Thiele (Knorr-Bremse) hervor, deutet mit gemeinsamen Fotos eine besondere Nähe zu dem 2021 verstorbenen Milliardär an.

Recherchen erwecken aber Zweifel an dieser Darstellung. Eine Bonitätsprüfung von Kahns neuem Geschäftspartner ergibt: Tanner hat immer wieder finanzielle Probleme, gilt als wirtschaftlich unzuverlässig. Bei entsprechenden Datendiensten wird er in der höchsten Risikoklasse geführt, hat in den vergangenen Jahren zahlreiche „harte Negativmerkmale“ beim Amtsgericht München angesammelt.

Zuletzt hieß es im August 2025: Die Befriedigung von Tanners Gläubiger sei „ausgeschlossen“. Pfändungen, nicht abgegebene Vermögensauskunft, langjährige Zahlungsstörungen. Vertrauen Milliardäre so jemandem ihr Geld an?

Auf Anfrage bittet der Anwalt von Tanner um Verständnis, „dass sich unsere Mandanten zu Geschäftsvorgängen und zu etwaigen Investments grundsätzlich nicht äußern“. Brisant: Auch bei seiner angeblichen Nähe zu Heinz Hermann Thiele stapelt Tanner offenbar hoch. Richtig ist: Er war für wenige Jahre Prokurist in einer Projekt-Gesellschaft, realisierte dort ein Bauprojekt für den Thiele-Clan. Aus dem Familien-Umfeld erfuhr „Bild“ jedoch, dass man Tanner anschließend nicht weiter beschäftigen wollte.

Man habe ihn sogar schriftlich aufgefordert, es zu unterlassen, sich im Geschäftsverkehr als Generalbevollmächtigter des Thiele-Imperiums auszugeben. Seine angeblich enge Beziehung zu Thiele habe es nie gegeben, heißt es aus dem Familien-Umfeld.

Während immer mehr Zweifel an Tanners Erzählungen aufkommen, geht Oliver Kahn den nächsten Schritt: „Bild“ erfuhr, dass der Ex-Nationaltorwart vor wenigen Tagen Beirat in Tanners Schweizer Family Office wurde. Weiß er, worauf er sich einlässt? Kahn ließ ausrichten, keine Fragen zu Gerd Tanner und den gemeinsamen Fußball-Plänen beantworten zu wollen.

Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Bild“, „Sport Bild“) erstellt und zuerst in der „Bild am Sonntag“ veröffentlicht.

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