Hamburg will sich um die Austragung Olympischer Spiele bewerben und sieht sich selbst als Sportstadt – mit den jüngsten Ergebnissen der Profiteams der Stadt lässt sich das allerdings nur schwer belegen. Die Erstliga-Basketballer der Hamburg Towers haben 15 Pflichtspielniederlagen aneinandergereiht, die Fußballer des HSV konnten aus den jüngsten fünf Begegnungen nur einen Punkt mitnehmen, die Profi-Handballer gewinnen zwar ab und an, haben aber erneut finanzielle Probleme – und die Kicker des FC St. Pauli schafften etwas, das noch keinem Team des Vereins in der Bundesligageschichte gelungen war: acht Niederlagen in Serie.
Und die neunte am kommenden Freitagabend scheint kaum mehr als eine Formsache zu sein. Gegner FC Bayern München hat schließlich in dieser Saison schon jeden geschlagen. Die Verfolger Dortmund und Leipzig. Den Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain. Den Club-Weltmeister FC Chelsea.
Und jetzt kommen die seit mittlerweile drei Monaten in der Liga sieglosen Kiezkicker. Sollte das gegen alle Zahlen und Erwartungen gut gehen aus Hamburger Sicht, könnte man bei St. Pauli wieder ein T-Shirt bedrucken: „Weltpokalsiegerbesiegerbesieger“ – in Anlehnung an den Verkaufsschlager von 2002 (Weltpokalsiegerbesieger), als man als Abstiegskandidat völlig überraschend den damaligen Weltpokalsieger Bayern München schlug.
Bayern? „Das werden wir nicht hoch gewinnen“
Und falls es schiefgeht? Dann würde sich die jetzt schon historische Krise des FC St. Pauli noch weiter verschärfen, die derzeit auf Platz 16 der Liga geführt hat. „Ich sage mal: Das nächste Spiel ist gegen die Bayern. Das werden wir nicht hoch gewinnen“, meinte Pauli-Präsident Oke Göttlich danach bei DAZN salopp. Das gesamte Interview zeigte immerhin: Den Humor haben sie beim Aufsteiger der vergangenen Saison noch nicht verloren. Und die Geschlossenheit ebenfalls nicht.
Denn Göttlich sagte auch unmissverständlich: Alexander Blessin steht als Trainer nicht zur Diskussion. „Ganz ehrlich: Wir sind der FC St. Pauli. Wir können uns hervorragend einschätzen und einordnen“, erklärte der Clubboss. „Es geht doch für uns darum, unten mit dranzubleiben und drinzubleiben. Das sind unten fünf, sechs Mannschaften, da müssen wir dranbleiben.“ Das sei „natürlich schwer nach acht Niederlagen“. Aber: „Die Qualität ist da. Wir haben gute Jungs und gute Leute.“ Den Trainer Blessin und den Sportchef Andreas Bornemann zählt er ausdrücklich noch dazu.
Krisenmanagement funktioniert nicht
Das Problem ist aktuell nur: Blessins Krisenmanagement funktioniert nicht. Seine strategische Entscheidung, die Mannschaft in dieser Saison etwas offensiver auszurichten, hat er im Lichte der aktuellen Krise wieder einkassiert und auch selbstkritisch als Fehler eingestuft. Der Schritt zurück schafft nun aber neue Probleme. Gegen Union besetzte der Trainer das Mittelfeldzentrum mit drei defensiven Spielern. Heraus kamen eine passive erste und eine harmlose zweite Halbzeit.
Blessin beschrieb das Dilemma einer völlig verunsicherten Mannschaft hinterher anschaulich. Im Idealfall, sagte er, habe man ein Team, das vorne mutig spielt und hinten immer noch jemanden stehen habe, „der zieht“ und alles absichert. St. Pauli aber spiele aktuell wie „zwischen zwei Stühlen. Wir haben weder nach vorne noch nach hinten einen richtigen Zugriff. Das ist aber genau das, was wir jetzt finden müssen“.
Noch zwei Kellerduelle vor Weihnachten
St. Paulis große Hoffnung ist aktuell der Spielplan, was angesichts der nächsten Aufgabe beim FC Bayern München erst einmal gewagt klingt. Aber danach warten bis Weihnachten noch Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal sowie der Aufsteiger 1. FC Köln, der Tabellenletzte 1. FC Heidenheim und der Vorletzten Mainz 05 in der Fußball-Bundesliga.
Das seien „vier Gegner, die schlagbar sind“, sagte Blessin. Und seine Vision ist: „Dann mal ein dreckiges Spiel mit 0:0 oder 1:0 mitzunehmen und daraus Mut zu schöpfen und eine kleine Serie einzuleiten.“ Das hat der FC St. Pauli langsam bitter nötig.
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