Die geschaffte WM-Qualifikation der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit je zwei Duellen gegen die Slowakei (0:2/6:0), Luxemburg (4:0/2:0) und Nordirland (3:1/1:0) war eine Mischung aus Quälerei und Party. Vor allem lässt sie bereits erste Rückschlüsse zu, mit welchen Spielern Bundestrainer Julian Nagelsmann auch mit Blick auf das Turnier-Jahr 2026 planen kann.
„Der Mannschaftsgeist steht über allem“, sagte Nagelsmann Montagabend nach dem Sieg gegen die Slowakei in Leipzig über seinen WM-Kader. „Es geht darum, dass wir die passenden Charaktere finden für die Rollen, die aber noch nicht vorgefertigt sind, weil wir immer wieder auf Spieler verzichten mussten, die eingeplant waren.“
WELT stellt nach der Qualifikation, die über Monate lief, das große Zeugnis aus. Und zeigt die Gewinner und die Verlierer.
Gewinner
Joshua Kimmich: Ohne den Kapitän geht es nicht – das wurde nun wieder deutlich. Beim 6:0 gegen die Slowakei am vergangenen Montagabend im Leipziger Stadion lieferte der Profi des FC Bayern mit einer viel beachtete Grätsche und der Flanke zum 1:0 die Initialzündung. Bei seinem Verletzungs-Ausfall in Luxemburg hielt Kimmich dennoch die Rede in der Kabine.
Leroy Sané: Chance genutzt! Beim Sieg gegen die Slowakei war Leroy Sané einer der Unterschiedsspieler auf dem Platz. Der 30-Jährige erzielte zwei Treffer, bereitete einen weiteren vor. Zuvor hatte er bereits beim 2:0 in Luxemburg die Führung vorbereitet. Die Erkenntnis: Auf einen Sané in Top-Form kann Nagelsmann derzeit wohl kaum verzichten.
Aber: Der Profi von Galatasaray Istanbul ist gewarnt, dass er die abgeschüttelte Diskussion um ihn nicht wieder aufkommen lässt. Nach seinem Sommer-Wechsel von Bayern zum türkischen Klub hatte Nagelsmann ihn in den ersten vier Qualifikations-Spielen nicht berücksichtigt, eine höhere Ausbeute von ihm eingefordert. Jetzt plötzlich die überraschende Nominierung verbunden mit der viel debattierten Druck-Ansage („Es gibt nicht mehr unzählige Chancen, sich zu beweisen“). Rückblickend hat Nagelsmann mit Sané alles richtig gemacht.
Nick Woltemade: In Abwesenheit der verletzten Stürmer Niclas Füllkrug, Tim Kleindienst und Kai Havertz erzielte der ehemalige Stuttgarter vier Tore in den sechs Qualifikations-Spielen, wurde in Nordirland und in Luxemburg jeweils zum Matchwinner. Bei seinem neuen Newcastle United performt er ebenfalls auf Top-Niveau, taugt zudem als ein mediales Aushängeschild der Nationalelf. Bundestrainer Nagelsmann betonte in den vergangenen Tagen, wie wichtig Woltemade ist. Und lobte ihn.
Serge Gnabry: Der Profi des FC Bayern überzeugte. Gegen die Slowakei erzielte er das wichtige 2:0. Mit seiner Erfahrung und Qualität kann er in der Offensive dauerhaft wieder ein wichtiger Faktor in der deutschen Auswahl sein.
Assan Ouédraogo: Nachnominiert, Debüt gegen die Slowakei, Premieren-Treffer nach 114 Sekunden. Eigentlich war der 19-Jährige nur Backup-Profi, jetzt plötzlich ein ernstzunehmender Kader-Kandidat.
Aleksandar Pavlović: Der 21-Jährige vom FC Bayern spielte in den vergangenen vier Qualifikations-Spielen immer, überzeugte als Teil des „Bayern-Blocks“ und mit viel Übersicht sowie guten Seitenverlagerungen. Hat sich im zentralen Mittelfeld so einen Vorteil vor Konkurrent Angelo Stiller vom VfB Stuttgart erarbeitet.
Verlierer
Karim Adeyemi: Zu viel Inkonstanz, zu viele Nebengeräusche – Karim Adeyemi hat sich zuletzt mächtig verdribbelt. Am vergangenen Wochenende hatte „Bild“ enthüllt, dass der Offensivprofi von Borussia Dortmund einen Strafbefehl wegen illegalen Waffenbesitzes erhalten hat. Die Staatsanwaltschaft verdonnerte ihn zu 450.000 Euro Strafe. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hält sich eine Sanktionierung noch offen, verschob die Thematik auf den Zeitraum nach dem Slowakei-Spiel.
Sportdirektor Rudi Völler, der Adeyemi mit Nagelsmann zum Gespräch bat, bewertete den Vorgang im ZDF-Interview nun als „naiv“ und „dumm“, Adeyemi habe „gehofft, dass es nicht rauskommt.“ Versicherte dennoch: „Wir wollen jetzt hinter dem Jungen stehen.“
Doch auch sportlich muss von Adeyemi mehr kommen. Beim BVB legte er zwar einen starken Saisonstart hin, unterlag dann aber wieder Leistungsschwankungen. In drei WM-Qualifikations-Einsätzen blieb er ohne Torbeteiligung, fehlte in Luxemburg gesperrt. Auf seiner Position hat nun erst einmal Sané die Nase vorn.
Antonio Rüdiger: Vom eigentlichen Abwehrchef spricht aktuell kaum mehr jemand rund um die Nationalelf. Bezeichnend war, dass einige Spieler bei der Aufzählung potenzieller Verletzungs-Rückkehrer nur Kai Havertz und Jamal Musiala namentlich nannten. Rüdiger hatte bei der 0:2-Blamage in Bratislava einen Katastrophen-Auftritt hingelegt. Seit Mitte September fehlt er wegen einer Oberschenkelverletzung. Bei Real Madrid muss er sich seinen Stammplatz erst zurückkämpfen, beim DFB haben sich im Zentrum aktuell Jonathan Tah vom FC Bayern und Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund festgespielt.
Jonathan Burkardt: Der Stürmer von Eintracht Frankfurt wurde in den vergangenen beiden Spielen von Nagelsmann nicht mal eingewechselt. Er droht kommendes Jahr sogar hinter die Verletzung-Rückkehrer zu rutschen.
Maximilian Mittelstädt: Der Außenverteidiger vom VfB Stuttgart wurde diesmal nicht nominiert. Die Konkurrenz auf seiner Position ist enorm. Aktuell muss er um seine WM-Teilnahme bangen, könnte allerdings schon bald wieder seine Chance im Deutschland-Trikot bekommen.
Der Text wurde für das Sportkompetenzcenter von Axel Springer verfasst und erschien zuerst in BILD.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke