Fußball ist Ergebnissport, und das Ergebnis war positiv. Unter anderem mit diesem Satz schloss Julian Nagelsmann nach dem 2:0 gegen Luxemburg ganz pragmatisch den Freitagabend. Der Satz stimmt – doch speziell für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft geht es derzeit um mehr.
Es geht auch darum, (endlich) den Glauben daran zu vermitteln, dass dieses Team bald gegen große Gegner erfolgreich sein kann. Es geht auch darum, dass das vom Bundestrainer Nagelsmann ausgegebene Ziel Weltmeister realistisch werden kann. Darum, dass sie ihr Potenzial abruft. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hoffen sie darauf, dass das Team unter Experten und Fans eine hoffnungsvolle Stimmung, eine große Vorfreude auf die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko entfacht.
Das gelingt der Mannschaft noch nicht bzw. deutlich zu wenig. Die „Bild“ schreibt über das Spiel in Luxemburg: „Deutscher Rumpel-Rückfall.“ Ein Auftritt ohne jeden Glanz. Nagelsmanns Mannschaft quälte sich zum Sieg. Von Leichtigkeit keine Spur. Diese Mannschaft muss sich derzeit auch kleine Schritte hart erarbeiten.
Deutschland ist noch nicht für das Weltturnier qualifiziert. Und die erste Halbzeit in Luxemburg war enorm schwach. Luxemburg war der Führung phasenweise sehr nahe. Der Erfolg im vorletzten Qualifikationsspiel war ein Pflichtsieg, der zu denken gibt. Es war viel mühsamer als erhofft. Die deutsche Auswahl investierte nicht von Anfang an genug. Sie spielte viel zu oft zurück auf Torwart Oliver Baumann und hätte ein Gegentor verdient gehabt. Es fehlten Kreativität und Sicherheit, zudem die „Mann-Bindung“, wie Nagelsmann sagte.
In Kapitän Joshua Kimmich, Abwehrchef Antonio Rüdiger und Spielgestalter Jamal Musiala fehlte seiner Mannschaft eine gesamte Achse verletzt. Zudem hat Nagelsmann recht, wenn er betont, dass rund 14 Spieler aus seinem Kader in den vergangenen Wochen knapp 20 Partien absolviert haben. Und von den Luxemburger Profis nur wenige international spielen und entsprechend mehr Zeit zu Regeneration haben in diesem von den Verbänden so mit Partien vollgepackten Herbst.
Die Mannschaft ist nicht so gefestigt wie erhofft
Doch Deutschlands Anspruch muss sein, souveräner und dominanter aufzutreten. Zur Startelf gehörten unter anderem Topspieler wie Florian Wirtz und Leroy Sané in der Offensive und Leon Goretzka dahinter. Er und Aleksandar Pavlović hatten im Mittelfeld zu wenig Zugriff, Defensive und Offensive fügten sich bei Deutschland nicht zusammen. Auch die Spieler des FC Bayern waren weit von ihrer Topform aus dem Klub entfernt.
Luxemburg spielte mutig und mit Überzeugung – doch bei allem Respekt: Es ging gegen den 97. (!) der Weltrangliste. Es bleibt viel Arbeit für Nagelsmann. Seine Mannschaft ist weniger gefestigt als gedacht. Das machte der Bundestrainer auch deutlich, als er betonte, das Team vertrage es derzeit nicht, „wenn man super draufhaut.“
Die positive Erkenntnis des Abends: Das Mittelstürmer-Problem ist gelöst. Niclas Füllkrug war zuletzt verletzt und spielte in seinem Klub West Ham United nicht. Die Chance nutzt Nick Woltemade.
Der im Sommer zu Newcastle United gewechselte Stürmer erzielte in Luxemburg beide Treffer und kommt in sieben Länderspielen nun bereits auf drei Tore. Er und Sané steigerten sich in der zweiten Halbzeit und waren entscheidend, Woltemade lief den Gegner immer wieder sehr fleißig an. Der 23-jährige Woltemade hat sich in der Mannschaft fest gespielt. Er und Sané bekamen von Nagelsmann nach der Partie Lob.
Montag (20.45 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) kommt es zum „Showdown“ in der WM-Qualifikation. In Leipzig empfängt Deutschland die Slowakei, beide Mannschaften sind punktgleich Tabellenerster der Qualifikationsgruppe A. Deutschland reicht ein Punkt zur direkten Qualifikation. Verliert die DFB-Auswahl, muss sie im März in die Play-offs. Doch auch wenn es Ergebnissport ist – es geht um mehr als diesen Zähler.
Nagelsmanns Mannschaft muss dort unbedingt anders auftreten als in Luxemburg.
Julien Wolff ist Sportredakteur. Er berichtet für WELT seit vielen Jahren aus München über den FC Bayern und die Nationalmannschaft sowie über Fitness-Themen. Er ist seit Donnerstag in Luxemburg und besuchte dort das Spiel und die Pressekonferenzen der deutschen Nationalmannschaft.
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