Auch der Superstar ist nicht unbesiegbar: Tadej Pogacar verpasst trotz wildester Attacken erneut den Sieg beim Radsport-Klassiker Mailand-Sanremo und ist danach spürbar desillusioniert. Das mitreißende Duell mit Mathieu van der Poel wird das Frühjahr weiter prägen.
Am Ende der Straße der Träume wartete auf Tadej Pogacar wieder einmal das böse Erwachen. "Auch hier und auch für mich gelten die Gesetze der Physik", sagte der Radsport-Superstar spürbar desillusioniert, nachdem er in einem irrwitzigen Spektakel erneut den ersehnten Sieg bei Mailand-Sanremo verpasst und das Gigantenduell gegen Mathieu van der Poel verloren hatte: "Ich kann nicht zaubern."
Genau das, Zauberkräfte zu besitzen nämlich, war ihm nach einem Jahr 2024 unterstellt worden, in dem Pogacar das Profiradfahren dominiert hatte wie niemand je zuvor. Am Samstag aber stieß er beim Finale des längsten Klassikers, das die faszinierendsten 30 Minuten der jüngeren Radsport-Geschichte bot, an seine Grenzen.
"Ich hasse das Rennen trotzdem nicht"
Zweimal attackierte der filigrane Pogacar an der legendären Cipressa, viermal am nicht minder berühmten Poggio-Anstieg - und wurde den wuchtigen van der Poel doch nicht los. Auf der Zielgeraden nach 289 Kilometer schob sich noch der Italiener Filippo Ganna zwischen die beiden Gladiatoren, Pogacar blieb nur Platz drei. "Ich hasse das Rennen trotzdem nicht. Nächstes Jahr probiere ich es wieder", sagte er trotzig, während der strahlende Sieger vor Stolz bald platzte.
"Jeder Sieg bei einem Monument ist bedeutend. Aber das hier war besonders emotional", sagte der niederländische Ex-Weltmeister nach seinem zweiten Sanremo-Erfolg: "Es ist einfach unbeschreiblich." Und nicht nur der 30-Jährige suchte nach Worten. "Auf der Via Roma, der Straße der Träume, machte dieses Mailand-Sanremo sprachlos", staunte Italiens Rad-Zentralorgan Gazzetta dello Sport nach der "schönsten halben Stunde der Classicisma-Geschichte".
Pogacar hadert mit der Physik des Hügels
Sechs Stunden lang war bei der anfangs nassen und eisigen 116. "Primavera" das passiert, was bei der Fahrt Richtung Mittelmeer meistens passiert: nichts. Dann aber brach der Sturm los. Pogacar, der in den Vorjahren bereits Fünfter, Vierter und Dritter war bei jenem Rennen, "das mich noch ins Grab bringen wird", griff an der Cipressa 24 Kilometer vor dem Ziel mit Vehemenz an, nur van der Poel und Ganna konnten folgten.
Wieder und wieder versuchte es der Slowene, zeigte, dass er diesen Sieg, der ihm als einer von wenigen noch fehlt, unbedingt wollte. Doch auch am Poggio hielt van der Poel sein Hinterrad. "Natürlich wäre es mir lieber, wenn der Poggio länger und steiler wäre", haderte Pogacar mit der Physik des Hügels, "ist er aber eben nicht. Deshalb bleibt das hier sehr schwierig für mich."
Schwierig aber mag der Tour-Sieger. Und deshalb wird er van der Poel in den kommenden Wochen auf dessen Terrain begegnen: Womöglich schon am Freitag bei der belgischen Pflaster-Ouvertüre E3 Harelbeke treffen beide wieder aufeinander, auf jeden Fall aber bei der Flandern-Rundfahrt am 6. April, die Pogacar einmal und van der Poel bereits dreimal gewonnen hat. Und dann ist es ja ein einigermaßen offenes Geheimnis, dass Pogacar mit dem Start bei Paris-Roubaix spekuliert und dort am 13. April Titelverteidiger van der Poel herausfordern könnte. Die Straße der Träume - womöglich besteht sie für Pogacar aus Kopfsteinpflaster.
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