Dass der BVB im europäischen Top-Fußball derzeit eher in der zweiten Klasse sitzt, bekamen die Spieler zuletzt in Manchester eindrucksvoll vor Augen geführt. Gegen City (1:4) war die Borussia weitestgehend chancenlos – und auch neben dem Platz ließ der englische Milliarden-Verein (1,21 Milliarden Euro Kader-Marktwert) die Muskeln spielen. So musste der BVB-Bus am Rande des Stadiongeländes parken. Der Hauptplatz vor dem Spielerausgang wurde von den Chauffeuren gebraucht, um die protzigen Autos der City-Profis vorzufahren. Ein Abend zum Vergessen, der sich in der Liga zuletzt in Hamburg (1:1) aus sportlicher Sicht gefühlt wiederholte.
Stellt sich die Frage, inwieweit es an der Qualität des Kaders liegt. Und wie die Verantwortlichen mit dem jetzigen Personal auf dem Rasen planen. Elf Profiverträge laufen im kommenden oder nachfolgenden Sommer aus. Es gilt, eine Menge Entscheidungen zu treffen. Und es gibt bereits klare Tendenzen.
Eine Personalie, die intern derzeit für eine Menge Diskussionen sorgt, ist Karim Adeyemi. Der Vertrag des Offensiv-Stars ist bis 2027 datiert, er selbst will nur mit einer Ausstiegsklausel langfristig verlängern. Die Dortmunder Bosse sind von dieser Idee wenig begeistert, da sie solche Fluchtoptionen grundsätzlich unbedingt verhindern möchten. Kategorisch ausschließen wollen sie es im Falle von Adeyemi jedoch nicht.
BVB will unbedingt mit Adeyemi verlängern
Klar ist aber: Die Summe müsste extrem hoch angesetzt sein, damit der BVB sich darauf einlässt. Aus dem Klub ist zu hören, dass diese bei mindestens 80 Millionen Euro liegen müsste. Also ein Preis, bei dem der Bundesligist auch ohne Klausel über einen Verkauf konkret nachdenken würde. Dass der Tabellen-Dritte mit dem 23-jährigen Nationalspieler in dessen letztes Vertragsjahr geht, ohne zuvor eine Lösung gefunden zu haben, wollen die Verantwortlichen mit allen Mitteln verhindern.
Etwas unkomplizierter dürften die Verhandlungen mit Julian Brandt werden. Die Chefetage strebt an, den im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag mit dem Mittelfeldspieler zu verlängern. Auf einen sogenannten „Renten-Vertrag“ sollte der gebürtige Bremer jedoch nicht spekulieren. Die Borussia plant, den Kontrakt um ein Jahr auszuweiten. Je nachdem, wie sehr Brandt dem Verein bei seinen Gehaltsvorstellungen entgegenkommt, wären die Verantwortlichen maximal bereit, Brandt bis 2028 – also über zwei zusätzliche Jahre – zu binden.
Abwehrspieler Niklas Süle hingegen steht vor dem Abschied beim BVB. Die Bosse planen derzeit nicht, seinen bis 2026 gültigen Vertrag zu verlängern. Auch seine Mitspieler haben bereits das Gefühl, dass die Zeit bei der Borussia im Sommer enden wird – so wie der Abwehrspieler in der Kabine über seine Zukunft reden soll. Mit 14 Millionen Euro Jahresgehalt ist Süle der Top-Verdiener in Dortmund.
Emre Can genießt im Klub hohes Ansehen
Bei Emre Can, seit Sommer 2023 Kapitän, deutet vieles auf eine Zusammenarbeit über den kommenden Sommer hinaus hin. Der Abwehrspieler besitzt in seinem Vertrag, den er vor rund zwei Jahren vorzeitig bis 2026 verlängerte, eine Option für ein weiteres Vertragsjahr, also bis 2027. Diese Klausel ist an Einsatzzeiten in der laufenden Saison gekoppelt. Aufgrund der langwierigen Adduktoren-Verletzung, die ihn neun Spieltage zum Zuschauen zwang, dürfte die relevante Einsatzzahl allerdings nur noch schwer zu erreichen sein. Dennoch: Der Plan besteht darin, den Kontrakt – auch bei Nicht-Aktivierung der Klausel – auszuweiten.
Can genießt sowohl in der Mannschaft als auch in der Chefetage ein hohes Standing. Hinzu kommt, dass die Bosse den Umbruch im kommenden Sommer nicht zu radikal gestalten wollen. Der Ex-Liverpooler selbst kann sich eine weitere Zusammenarbeit sehr gut vorstellen.
Salih Özcan, der ebenfalls einen Vertrag bis Saisonende hat, hat sich entschieden, das Kapitel BVB bis zum Ende durchzuziehen, um im Sommer ablösefrei zu sein. Es ist eine Personalie, die beim BVB mit einem Hauch von Wehmut verbunden ist. Denn: Im Sommer 2024 gab es die Überlegung, Rayan Cherki von Olympique Lyon zu verpflichten und im Gegenzug Özcan zum französischen Klub zu transferieren. Beide Vereine hätten die Ablösesummen verrechnet, für Cherki wären in dem Fall nur noch knapp über zehn Millionen Euro fällig gewesen.
Damals gab es jedoch, unter anderem bei Ex-Trainer Nuri Sahin, Bedenken hinsichtlich des Charakters von Cherki. Ein Jahr später wechselte der Offensivspieler für rund 36 Millionen Euro zu Manchester City, wo er durchaus überzeugt und zuletzt seinen ersten Champions-League-Treffer für die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola erzielte – gegen den BVB.
Erneutes Comeback von Sancho ist ausgeschlossen
Einen Abgang könnte es schon im Winter geben: Cole Campbell soll mit seinen Einsatzzeiten bei den Profis, die sich in dieser Saison auf bislang 16 Minuten belaufen, gänzlich unzufrieden sein – und deshalb eine neue Herausforderung suchen. Der BVB würde ihm bei einer Leihe keine Steine in den Weg legen, der US-amerikanische U21-Nationalspieler soll sich sogar einen festen Abgang vorstellen können. Die Bosse warten auf Anfragen.
Eine Anfrage bezüglich Jadon Sancho wird der BVB hingegen nicht stellen. Die jüngsten Gerüchte aus England, wonach die Verantwortlichen eine dritte Rückkehr anstreben, entsprechen nicht der Wahrheit. Zum einen, weil sie große Bedenken haben, das Gehalt des Offensiv-Stars stemmen zu können. Zum anderen, weil sie die sportliche Entwicklung sehr kritisch betrachten. Sancho ist in dieser Saison von Manchester United an Aston Villa verliehen. Dort kam er bis dato gerade einmal 88 Minuten in der Premier League zum Einsatz.
Der Artikel wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) verfasst und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.
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