Das Prunkstück seines neuen Eigenheims wird für Jamal Musiala (22) der Basketballplatz. Der Bayern-Profi liebt den Sport, verfolgt, wann immer es geht, die Partien von NBA-Klub Golden State Warriors. Er postete kürzlich ein Video, das ihn im neuen „SAP Garden“ in München zeigt: In der Arena der Bayern-Basketballer versenkte er einen Dreier nach dem anderen, kein Fehlwurf war zu sehen. Seine Treffsicherheit unter dem Korb kann Musiala künftig im Münchner Süden beweisen: Er tritt den Weg zurück an.
Als Teil des Erwachsenwerdens war Musiala im Sommer 2024 bei Mama Carolin ausgezogen. Aus dem Münchner Vorort Straßlach ging es in die Innenstadt, nach Bogenhausen. Nun die Rückkehr: wieder raus aus der Großstadt in Richtung Münchner Süden, wenn auch nicht zur Mutter. Der einfache Grund: Der Weg mit dem Auto durch die Stadt zum Trainingsgelände an der Säbener Straße nervte Musiala, mindestens 30 Minuten pro Fahrt musste er einkalkulieren – künftig braucht er nur halb so lange.
Und Musiala tritt diesen Weg inzwischen wieder täglich an: Nach seiner Horror-Verletzung vom 5. Juli in den USA, als er im Klub-WM-Viertelfinale gegen Paris einen Wadenbeinbruch und eine schwere Verletzung am Sprunggelenk erlitt, kämpft er um seine Rückkehr. Am Samstag ging er nach dem 3:0-Sieg gegen Leverkusen schon wieder gut gelaunt zu seinen Kollegen in die Kabine, suchte den Kontakt. Um auch auf dem Platz wieder dabei zu sein, arbeitet Musiala intensiv an der Säbener Straße.
Entscheidend für den Heilungsverlauf waren bei Musiala die ersten Momente, die Tage nach der Verletzung, die er sich beim Crash mit PSG-Torwart Gianluigi Donnarumma (jetzt Manchester City) zugezogen hatte. Dabei half eine Hightech-OP-Methode: Beim Spezialisten in Murnau am Staffelsee wurde die Operation mit einem Live-MRT vorgenommen. Mit dem MRT (Magnetresonanztomografie) werden normalerweise bei einer Verletzung in einer Röhre mittels Magnetfeld und Radiowellen Aufnahmen vom Körperinneren erstellt. Musialas Bruch wurde mithilfe eines fortlaufenden Live-3D-Bildes operiert: So konnte der glatte Bruch bestmöglich analysiert und stabilisiert werden.
Im Dezember wieder bei der Mannschaft
Für Musiala liegt das gefühlt eine Ewigkeit zurück. Die Zwangspause setzte ihm zu, zu Beginn der Regeneration war er quasi bewegungsunfähig. Schon damals ging es für ihn von der Innenstadt zurück zu den Ursprüngen. „Ich bin wieder umgezogen: aus der Stadt und meiner eigenen Wohnung zurück zur Familie“, erklärte Musiala da in einem „Sport Bild“-Interview: „Ich brauchte das in doppelter Hinsicht: zur Aufmunterung, aber auch praktisch, da ich mich ja kaum bewegen konnte.“
Inzwischen ist Musiala im wahrsten Sinne des Wortes viele Schritte weiter: Am 23. Oktober lief er erstmals auf dem Trainingsplatz an der Säbener Straße seine Runden. Die Bilder nährten die Hoffnung auf ein schnelles Comeback. Tatsächlich kann er seinen Fuß noch nicht voll belasten: Im Alter-G-Laufband – dort wird das eigene Gewicht durch eine Druckluftkammer entlastet – ist er aktuell bei 90 Prozent.
Während der Plan bislang war, dass Musiala noch in diesem Jahr auf dem Spielfeld steht, soll kein Druck erzeugt werden: Es ist noch nicht entschieden, ob er bereits im Dezember ein erstes Spiel macht oder eben im Januar zurückkehrt. „Wir denken, dass er im Dezember bei der Mannschaft dabei sein und ein paar Minuten schnuppern kann und im Januar dann wieder zu hundert Prozent dabei ist“, erklärte Sportvorstand Max Eberl bei Sky.
Wichtiger ist Musiala, dass er in der entscheidenden Phase ab März mit den K.o.-Duellen in der Champions League und dem Höhepunkt, der WM in den USA, Kanada und Mexiko, in Topform ist. „Jamal braucht nicht viele Spiele. Er hat die Qualität. Wenn der Kopf mitmacht und das vergisst, was bei der Klub-WM passiert ist, glaube ich, dass er ganz schnell in der Form ist, wie wir ihn kennen“, sagte dazu Lothar Matthäus im „Bild“-Podcast „Bayern-Insider“: „Aber Vincent Kompany hat den Vorteil, ihn langsam heranführen zu können, da es auf seiner Position Qualitätsspieler gibt, mit denen nun eine Siegesserie aufgestellt wurde.“ Der Rekordnationalspieler weiter: „Wir wünschen ihm, dass er über eine längere Zeit fit bleibt. Wenn er wieder zurück ist, wird er gesetzt sein. Davon gehe ich fest aus.“
Während seiner Arbeit am Comeback hatte Musiala speziell mit Kumpel Michael Olise viel Kontakt. Der Außenstürmer ist ein Perfektionist, er tauscht sich mit Musiala über viele Details aus: Wo können Ernährungspläne optimiert werden? Wie hilft eine Druckluftkammer bei der Regeneration? Und welche Optimierungsmöglichkeiten gibt es darüber hinaus? Musiala lässt sich in sein neues Haus ein Eiswasser-Becken bauen. So sollen die Muskeln vor allem während der vielen Englischen Wochen noch besser und schneller regenerieren. Für die optimale Ernährung sucht er in Straßlach ein Zentrum für ganzheitliche Medizin auf. Eine Ernährungsberaterin erarbeitet auf Grundlage dessen einen Plan für Musiala.
Musiala jetzt wertvoller als Wirtz
Der Bayern-Profi will endlich wieder zeigen, was er kann – und was er wert ist: Musiala verlängerte im Februar 2025 seinen Vertrag vorzeitig bis 2030. Zunächst stoppte ihn im April ein Muskelbündelriss, sodass der Mittelfeld-Techniker die entscheidende Phase der Saison verpasste. Am 1. Juli verkündete der FC Bayern offiziell, dass er die magische Nummer 10 bekommt: Die hatte zuvor sein Kumpel Leroy Sané, der während der Klub-WM zu Galatasaray Istanbul wechselte, auf dem Rücken. Im ersten Spiel nach der Bekanntgabe folgte der Verletzungsschock. Musiala, der ab der Saison 2025/26 die „10“ tragen sollte, lief noch nie mit der Nummer im Bayern-Trikot auf.
Während seiner Verletzungsphase wurde Musiala zum teuersten deutschen Spieler bei transfermarkt.de. Diesen Platz hatte er sich zuvor mit Florian Wirtz geteilt. Sein Partner aus der Nationalmannschaft wurde wegen der schwachen Anfangsphase in Liverpool aber herabgestuft: Wirtz steht mittlerweile bei 130 Millionen Euro, Musiala bei 140 Millionen. Dass er diesen Preis wert ist, muss und will er nun wieder beweisen. Noch immer heißt es bei den Bayern teilweise hinter vorgehaltener Hand: Wirtz habe sich auch deshalb gegen die Bayern entschieden, weil dort nicht nur die Rückennummer, sondern vor allem die Position des Zehners für Musiala reserviert war.
2026 will Musiala den Beweis antreten: Zum einen beim FC Bayern, dass der deutsche Rekordmeister auf den richtigen der beiden deutschen Goldjungen gesetzt hat. Zum anderen bei der WM – dann gemeinsam mit Wirtz.
Der Artikel wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Bild“, „Sport Bild“) erstellt und zuerst in der „Sport Bild“ veröffentlicht.
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