Der VfL Bochum gewinnt das Kellerduell in der 2. Fußball-Bundesliga gegen den 1. FC Magdeburg und setzt den Aufschwung unter Trainer Uwe Rösler fort. Trotzdem bleibt es in der Tabelle extrem eng. Rösler ist vor allem von seinen Talenten schwer begeistert.
Der VfL Bochum wollte in dieser Saison eigentlich direkt wieder aufsteigen. Das wird nur klappen, wenn es ein größeres Fußballwunder gibt. Die Mannschaft steckt nach elf Spieltagen tief im Tabellenkeller fest. Als 14. haben die Bochumer nur drei Punkte Vorsprung auf den Tabellenletzten, auf den 1. FC Magdeburg. Der wurde am Sonntagnachmittag im Rote-Laterne-Derby mit 2:0 (1:0) besiegt. Der VfL reüssiert wieder, wie es nach dem Spiel auf ntv.de hieß. Ganz reizend war hernach auch die Stimmung im Ruhrstadion. Mit der tiefstehenden Sonne im Rücken feierten die Spieler vor der Ostkurve. Da entstanden schöne Bilder.
Fast schon euphorisch geht es derzeit in Bochum zu. Und wenn man sich noch einmal vergewissern will, wie absurd schnelllebig das Fußballgeschäft ist, lohnt der Blick in die Ruhrgebietsstadt. Zwei Trainer wurden in dieser Saison schon durchgebracht. Abstiegscoach Dieter Hecking konnte die Talfahrt nicht stoppen, Interims-Hoffnung David Siebers konnte seine Ideen ebenfalls nicht gewinnbringend umsetzen. Dazu flog mit Dirk Dufner der Sport-Geschäftsführer, der Mann, der den Kader nach dem Abstieg umgebaut hatte. Anfang Oktober lag Bochum emotional in Schutt und Asche. Die Fans wollten die Spieler kämpfen sehen. Präsident Andreas Luthe rief einen existenziellen Kampf für den Verein aus. Die 3. Liga schien wahrscheinlicher als jedes andere Szenario.
Dabei ist die Sehnsucht nach einer Rückkehr ins Oberhaus viel größer. Mit einer gigantischen Choreo träumten die Fans in der Ostkurve "vom Glanz der Alten Tage". Gezeigt wurden vier große Banner mit legendären Bildern aus der Geschichte des Vereins. Unter anderem zu sehen war ein Jubel von Mittelstürmer-Ikone Hans Walitza, der von 1969 bis 1974 für den VfL Bochum spielte. In dieser Zeit schoss er 112 Tore in 166 Spielen. Vergangene Zeiten, fernab der aktuellen Realität. Die immer noch gefährlich ist.
"Gespielt wie eine abgezockte Mannschaft"
Doch dann kam Trainer Rösler. Dann kamen die sportlichen Feiertage zurück. Viermal stand die Legende von Manchester City für die Bochumer an der Seitenlinie. In kurzer Hose, als zwölfter Malocher. Dreimal gewann der VfL, unter anderem vergangene Woche im DFB-Pokal beim Krisen-Riesen FC Augsburg. Der Glaube ist zurück, der Kampf, der Spaß. Und auch der Fußball zieht wieder ein in Bochum. Bisweilen war diesem Kader in den sozialen Medien alles abgesprochen worden. Keine Qualität, kein Biss, gar nichts. Nun rappeln sich die Fußballer langsam hoch und widerlegen die völlig überdrehte These, dass sie gar nichts können.
Es sind allerdings weniger die eigentlich eingeplanten Führungsspieler, die den VfL aus dem Keller ziehen. Es sind die großen Talente, die sich der Klub im Sommer größtenteils ausgeliehen hat, die unter Rösler Vertrauen und Stabilität finden. Francis Onyeka und Farid Alfa-Ruprecht, zwei Juwelen von Bayer Leverkusen, drehen auf, Kjell Wätjen findet seine Rolle. Und den Eigengewächsen Mats Pannewig und Cajetan Lenz bescheinigte der Trainer gegen Magdeburg "sehr, sehr gut gespielt zu haben." Im Zweifel für das Talent, das hatte Rösler direkt zu Beginn seiner Amtszeit ausgerufen. Und er hält Wort. Jünger waren Bochumer Mannschaften zuletzt vor 50 Jahren. Und was Rösler besonders imponierte: "Wir haben gespielt wie eine abgezockte Mannschaft."
Und das eben ohne die alten Fahrensmänner, die es ja eigentlich richten sollten. Kapitän Matus Bero kommt derzeit von der Bank, ebenso wie Stürmer Philipp Hofmann. Auch Erhan Masovic findet gerade keinen Platz in der ersten Elf und Kevin Vogt, der bei den Fans umstrittene Königstransfer des Sommers, ist verletzt. Der Defensiv-Allrounder wird es schwer haben, sich zu behaupten, geht es für den VfL so weiter.
"Magdeburg hat uns an die Wand gespielt"
Es passt plötzlich viel zusammen. Wenn auch noch nicht über 90 Minuten. Gegen Magdeburg gerieten Bochum in der Anfangsphase mächtig ins Schwimmen. Auf einen Kopfball an den Pfosten von VfL-Verteidiger Philipp Strompf folgte eine bemerkenswerte Drang- und Druckphase der Gäste. "In den ersten 10 Minuten haben wir richtig geschwommen", gestand Rösler. "Magdeburg hat uns an die Wand gespielt – auch wenn sie keine 100-prozentige Torchance hatten." Aber ein Rückstand der Gastgeber wäre nicht unverdient gewesen. Nach feinem Zuspiel kam Maximilian Breunig (9.) im Strafraum zum Abschluss, schoss aber zu zentral. Beim Distanzschuss von Lubambo Musonda (11.) zeichnete sich Torhüter Timo Horn mit einer spektakulären Flugparade aus.
Dann aber übernahm immer mehr der VfL. Alfa-Ruprecht hämmerte den Ball an die Latte (17.), ehe Wätjen (41.) seinem Gegenspieler Marcus Mathisen den Ball clever an der Mittellinie klaute, losstürmte und ihn über Dominik Reimann chippte. Erste Ekstase in Bochum. Die zweite besorgte Gerrit Holtmann (60.), als er mit etwas Glück traf. Sein Schuss aus dem hinteren Strafraum wurde abgefälscht. Aber wie schon gegen die Hertha, beim wilden Start von Rösler (3:2 nach 3:0-Führung) und auch im Pokal zuletzt, wurde eine endgültige Entscheidung verpasst. "Wir hatten Riesenchancen, hatten einen Expected-Goal-Wert von über drei", bemängelte Rösler.
Und möglich wäre es gewesen, dass der VfL nochmal richtig das Zittern hätte bekommen können. Falko Michel (81.) schoss einen Foulelfmeter mit voller Wucht an die Latte. "Bei den Chancen, die wir hatten, um das Spiel vorzeitig zu entscheiden, habe ich schon ein bisschen gelitten. Wenn der Elfmeter reingeht, wird das nochmal richtig schwer", sagte Rösler bei Sky: "Der Sieg geht total in Ordnung für uns." Die Sonne scheint wieder ganz ohne Staub, hier, tief im Westen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke