Das 0:4 gegen Borussia Mönchengladbach ist der bisherige Saison-Tiefpunkt für den FC St. Pauli. Cheftrainer Alexander Blessin hinterfragt alles - auch sich selbst. Bei den Kiezkickern läuft einfach überhaupt nichts mehr.
Und dann ging plötzlich das Licht aus - auch das noch. Gerade als Cheftrainer Alexander Blessin das eigentlich unerklärliche 0:4 seines FC St. Pauli gegen Borussia Mönchengladbach den Journalisten zu erklären versuchte, wurde es im Presseraum dunkel. Mehr Symbolik für die aktuell düstere Situation der Hamburger in der Fußball-Bundesliga ging kaum. "Ja, so fühle ich mich gerade", sagte Blessin in die Dunkelheit hinein.
Als das Licht wieder an war, folgte eine schonungslose Analyse des 52-Jährigen zu der Nicht-Leistung seines Teams. "Wir kriegen es derzeit nicht hin, weil wir auf dem Spielfeld verschiedene Denkweisen haben", sagte er. "Wann wollen wir pressen? Wann schieben wir raus? Wie schieben wir nach?" Wenn man dann immer zu weit weg steht, immer zu spät kommt, falsche Entscheidungen trifft, den Raum sehr, sehr breit macht, "dann wirst du gegen jede Mannschaft in der Bundesliga verlieren".
Zurück zu den Basics
Die Niederlage sei natürlich wieder "ein Nackenschlag, den wir da bekommen. Wir müssen die richtigen Schlüsse daraus ziehen", sagte er weiter. "Da muss ich mich auch sicherlich hinterfragen. So kann es sicherlich in der Situation nicht weitergehen." Das habe er auch schon im Spielerkreis auf dem Platz gesagt.
Zum sechsten Mal nacheinander verloren, zum vierten Mal nacheinander ohne eigenen Treffer - die desolate Leistung gegen die bis dahin noch sieglosen Gladbacher war dann doch der bisherige Tiefpunkt in dieser Saison für die Kiezkicker. Dabei hatte noch das DFB-Pokalspiel gegen die TSG Hoffenheim mit dem Happy End im Elfmeterschießen neue Hoffnung geben und Energie freisetzen sollen. Doch das Gegenteil trat ein.
Abwehrspieler Hauke Wahl konnte sich den Systemabsturz der Mannschaft auch nicht erklären. "Wir haben gedacht, dass wir jetzt über die Details wieder reden können, aber jetzt müssen wir wieder über die Basics reden, über das bessere Verteidigen, tief Verteidigen. Wir müssen uns gegenseitig helfen, Zweikämpfe annehmen, Zweikämpfe gewinnen", sagte er.
"Nicht eine Sekunde" über Blessin nachgedacht
Die Entwicklung war nach dem starken Saisonbeginn mit sieben Punkten in den ersten drei Spielen nicht zu erwarten. Von dem spielerischen Fortschritt ist nur noch ansatzweise etwas zu erkennen. Zugleich ist die Defensivfähigkeit - die Kernkompetenz in der Vorsaison - abhandengekommen. Mit 41 Treffern hatte der damalige Aufsteiger nach 34 Spieltagen die zweitwenigsten Gegentore kassiert. Nach neun Spieltagen in dieser Spielzeit sind es schon 18. Wahl forderte von sich und seinen Teamkollegen wieder mehr Mentalität. "Wir müssen es einfach auf dem Platz besser machen, wir müssen es von der Mentalität, von der Einstellung besser machen", sagte der 31-Jährige.
Trotz der Negativserie steht einer nicht infrage: Cheftrainer Blessin. "Ehrlicherweise, hätten Sie diese Frage jetzt nicht gestellt, dann hätte ich nicht eine Sekunde über diese Frage nachgedacht", sagte Klub-Präsident Oke Göttlich nach der Pleite gegen Mönchengladbach im ZDF. Es gebe mit Sicherheit einiges, "was wir aus dem Spiel mitnehmen werden und was wir analysieren werden. Der Cheftrainer gehört da nicht dazu", betonte Göttlich weiter.
Blessins Geduld ist endlich
Blessin hat nach dem Klassenverbleib noch viel Kredit auf dem Kiez. "Es geht hier weniger um mich in dem Moment, sondern wir haben ja von Anfang an gesagt, dass wir das nur zusammen schaffen als Mannschaft. Und da ist uns ein bisschen was abhandengekommen", sagte der Cheftrainer selbst. "Da erwarte ich natürlich auch Antworten von der Mannschaft." Es müsse "möglichst schnell dieses Zusammengehörigkeitsgefühl wieder gefunden werden".
Dass die Geduld des Trainers endlich ist, bekamen die Spieler in der Halbzeitpause zu spüren. Blessin wechselte seine komplette Offensive mit Mathias Pereira Lage, Oladapo Afolayan und Danel Sinani gegen Martijn Kaars, Andreas Hountondji und Abdoulie Ceesay aus. Der Grund? "Weil es mir auf den Keks ging", sagte er. "Ich hätte auch wesentlich mehr wechseln können. Aber es ging darum, einfach ein Signal zu setzen." Besser wurde es aber in der zweiten Halbzeit auch nicht.
Die Auslosung für das Achtelfinale im DFB-Pokal bescherte den Hamburgern schneller als erwartet die Chance zur Revanche. Schon Anfang Dezember trifft der FC St. Pauli die Gladbacher wieder - dann aber im Borussia-Park.
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